Ich schaue hoch. Und schon wieder hatte Mystery Boy meine Meinungen komplett verändert. Ich hatte nie über die Bedeutung von Freundschaft nachgedacht. Doch plötzlich wird mir bewusst, dass genau das mein Fehler war. Ich halte meine Freunde für selbstverständlich, aber eigentlich sind sie viel mehr als selbstverständlich, besonders Sara. Bei ihr fühl ich mich sicher.
"Freunde sind das wichtigste." Aber nicht für mich, ist es nicht so? Bin ich nicht oft egoistisch?
Ich ziehe mein Handy aus meiner Hosentasche und wähle Saras Nummer. Es piept dreimal bis sie abnimmt.
"Hey Sara." "Alles gut Shay?" Sie sorgt mich wirklich um mich und es war mir die ganzen Jahre nicht mal aufgefallen.
"Hast du vielleicht den Artikel von Mystery Boy gelesen?" "Was? Es gibt einen Neuen? Ich lese ihn später."
Kurz überlege ich, was ich sagen soll.
"Es geht um Freundschaft. Ich wollte dir eigentlich nur sagen, wie wichtig du mir bist. Du bist immer für dich da und magst mich, so wie ich bin. Du bist eine der einzigen Menschen, die das tut. Danke."
Sara war da, bevor ich so wurde. Sie war da, als ich noch weinte, als ich emotional war, als ich Selbstzweifel hatte. Sie war da, bevor ich mich verändert hatte, wegen dieser Sache.
"Shay, ich bin sprachlos, danke. Kann ich alles nur zurückgeben."
Sie hat Tränen in den Augen, das höre ich an ihrer Stimme. Irgendwie bringt es mich zum lächeln, dass sie wegen mir emotional ist. Sie ist solchen Sachen nicht so wie ich. Sie ist emotional und weint und zeigt sich manchmal schwach, ich nicht.
"Du bist alles für mich, das weißt du hoffentlich. Du weißt, ich kann das nicht so zeigen, aber du bist ein Teil meines schwarzen Herzens. Mystery Boy hat mir bewusst gemacht, dass ich dich das wissen lassen sollte."
Ich lache laut. Sie ist ein Teil dieses Herzens und das sind nicht viele Menschen.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll ohne damit den Moment zu zerstören. Ich denke einfach genauso wie du Shay."
Das hier ist einer dieser magischen Momente. Dieser Moment wo beide Seiten des Gesprächs gerührt vom anderen sind.
"Mystery Boy muss toll sein...Er hat so viel Ahnung vom Leben." "Das stimmt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer dieser komischen Menschen in der Schule so etwas schreiben könnte."
Ich überlege kurz. Mir fällt wirklich keiner ein, der sein könnte wie Mystery Boy. Keiner.
"Ok Sara, ich hab noch einiges zu tun." "Ja klar, wir sehen uns hoffentlich bald. Danke für deine Worte, ich weiß das fiel dir schwer."
Es fiel mir schwer, sie hat Recht. Aber gleichzeitig fiel es mir auch leicht, weil ich wusste, dass auf der anderen Seite Sara sitzt, sie versteht wie ich mich fühle, sie weiß das immer.
"Bis dann." Ich lege auf und lache. Das Gespräch hat gut getan. Ich hätte ihr schon Jahre vorher sagen sollen, was sie mir bedeutet, aber besser spät als nie.
Jetzt beschließe ich Justin anzurufen. Ich wähle seine Nummer und warte. Nach etwa 30 Sekunden hebt er ab.
"Shay?" Ich höre seine Stimme nur leise. Im Hintergrund höre ich Stimmen und laute Geräusche, die ich nicht einordnen kann.
"Ja hier ist Shay. Wo bist du?" "Zu Hause..."
Seine Stimme hört sich unsicher an, er lügt.
"Ach so zu Hause. Ich wollte mit dir reden, es geht darum, dass ich dir sagen wollte..." "Nicht jetzt Shay, später. In Ordnung?"
Ist er wütend auf mich? Ich höre Geschirrgeklapper. Wo kann er sein?
"Bist du sauer auf mich?" "Nein. Ich habe einfach keine Zeit."
Von hinten höre ich eine Stimme rufen. "Justin!!!" Sie klingt energisch und wütend.
"Wir sprechen uns." Er legt auf.
Was soll das? Wo ist er und warum regt er so plötzlich auf? Ist die Frau seine Mutter oder seine Freundin?
Das Gespräch lief nicht so, wie ich es mir gewünscht habe, aber in Ordnung. Justin hat anscheind keine Zeit für mich. Ich werde wütend. Dann eben nicht. Warum kann er mir nie die Wahrheit sagen? Ich dachte, wir wären gute Freunde.
Ich stehe auf und nehme mir vor, sauer auf ihn zu sein.
-
Wenig später höre ich meine Mutter von unten. "Shay, komm mal bitte runter, ich möchte mit dir reden."
Mit langsamen Schritten gehe ich nach unten. Meine Mutter sitzt mit Rücken zu mir an unserem Esstisch. Langsam dreht sie sich um und schaut mich entsetzt an. "Wir müssen reden Shay."
Oh Gott. Ich hasse diese 'Wir müssen reden' Momente, einfach nur peinlich. Zum Glück bin ich volljährig und meine Eltern interessieren sich eigentlich nicht dafür was ich mache.
"Willst du mir dazu was sagen?" Sie steht auf und gibt mir etwas in meine Hand. Es sind einiger meiner Joints. Im ersten Moment sage ich nichts.
"Shay...was soll ich davon denken?" "Was soll ich davon denken, dass du in meinen Sachen spionierst? Ich bin Erwachsen, lass mich machen was ich möchte." Nie hatte sie sich für mich interessiert, niemals.
"Ich habe dir das letztens schon gesagt: Mach dir nicht alles kaputt damit. Solange du hier wohnst bestimme ich was du machst." Ich lache spöttisch. "Dich hat das nie interssiert, was ich mache. Warum jetzt plötzlich?"
Sie schaut traurig auf den Boden.
"Ich hab seit längerem wieder Kontakt zu meiner früheren Freundin Misty. Und wir haben uns unterhalten über viele Dinge. Ihre Tochter ist verlobt und studiert Medizin. Und dann schaue ich dich an."
Woher nimmt sie sich das Recht sowas zu mir zu sagen?
"Ok gut, ich bin eben das schwarze Schaf der Familie, aber das interessiert mich wenig. Deine Meinung interessiert mich wenig und mich jetzt mit wem anders zu vergleichen macht es nicht unbedingt besser. Lass mich mein Leben leben. Kümmere dich einfach nicht um mich." "Nein Shay. Ich werde jetzt strengere Maßnahmen ansetzten und dann bringen wir dich zurück auf die richtige Spur." Höre ich gerade richtig?
"Ich bin unabhängig und nicht mehr das Kind, das du erziehen musst." "Entweder du änderst dich und deinen Lebensstil oder du musst ausziehen und das willst du schon gar nicht."
Ich hätte nie gedacht, dass es so weit kommen würde. Meine Mutter war selbst nicht die bravste in ihrer Jugend und ich war ein Unfall. Und jetzt will sie mich rauswerfen?
"Ich kann dich einfach nicht mehr hören." Ich stehe auf und gehe Richtung Tür.
Sie bekommt, was sie haben will. Eins steht fest, ich werde mich und mein Leben nicht für sie ändern.
-
In meinem Zimmer schnappe ich mir meinen Koffer und bin 1 Stunde später damit fertig den Auszug vorzubereiten. Wo ich hin will, weiß ich noch nicht. Aber zumindest an einen Ort, an dem ich, ich selbst sein kann.
Als es 2 Uhr nachts schlägt, stehe ich an der Haustür und betrachte den Ort, den ich mal mein zu Hause genannt habe.
DU LIEST GERADE
The Search {German}
Fanfiction"Liebe ist Anerkennung. Liebe ist Leben. Liebe ist Kraft. Liebe ist Geborgenheit. Liebe ist Glück. Was ist Liebe noch? Liebe ist Schmerz. Liebe kann wehtun. Nichts kann einem mehr wehtun als Liebe, die ausgenutzt oder nicht erwidert wird. Wer lie...