17| love bite.

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[knutschfleck.]

Kontinuierlich tauchte ich meine Fingerspitzen als erstes in das kalte Wasser ein, zog das Wasser mit einer schaufelförmigen Handhaltung unter meinem Körper bis zur Brust und zu meinen Oberschenkeln. Dann zog ich meinen angewinkelten Ellenbogen über die Wasseroberfläche und tauchte mit meinen linken Fingerspitzen in das Wasser, um dieselben Bewegungen wie mit meinem rechten Arm auszuführen. Seitlich drehte ich meinen Kopf, damit ich erneut Luft und somit Sauerstoff in meine Lungen ziehen konnte, während mein gleichmäßiger Beinschlag mich ohne viel Kraft zu vergeuden im Wasser stabilierte.

Mehr oder weniger legal hatte ich mir Zugang zu dem Hotel eigenen Pool verschafft. Es war halb vier Uhr morgens und der Pool würde erst gegen sech Uhr öffnen. Was eindeutig zu spät für mich war. Jetzt musste ich einen freien Kopf bekommen und nicht erst in zweieinhalb Stunden.

Ehe ansatzweise die ersten Hotelgäste Zugang zu dem Spa-Bereich bekommen würden oder das Hotel aufwachte, stemmte ich mich aus dem kühlen Nass, wusch das Chlor von meiner Haut und verließ mit meinen gestrigen Klamotten das Hotel.

Bob warf mir einen verwunderten Blick zu, als ich mit feuchten Haaren durch den Eingangsbereich des MI9 lief.

»Guten Morgen, Bob.«, begrüßte ich ihn beim Vorbeilaufen und fuhr mit einem der Fahrstühle nach oben.

Ich öffnete meinen schwarzen Hochschrank und holte mein schwarzes Sport Outfit hervor. Umgezogen und einem hohen Zopf betrat ich die miefende Trainingshalle. Londons Horizont erstreckte sich hinter der Fensterfront. Die Sonne dehnte gerade ihre ersten Strahlen in die nächtliche Schwärze. Desinteressiert stolzierte ich zu den Boxsäcken, die an der anderen Seite der Halle hingen, und begann mit meinem Training.

Mein Atem war unregelmäßig, der Schweiß tropfte von meiner Stirn und mein Kopf war leer – frei von lästigen Gedanken. Ich schloss meine Augen, genoss die Ruhe um mich herum und den kühlen Boden unter meinem Körper. Mit dem Ärmel meines Oberteils wischte ich mir einen Teil von meinem Schweiß von der Stirn.

»Hier.«, rief eine bekannte Stimme und gleichzeitig landete eine Trinkflasche neben mir.

»Hat Bob dich geschickt?«, erkundigte ich mich, während ich mich aufsetzte.

»Ich trainiere immer zum Sonnenaufgang.«, antwortete Tom knapp.

»Hattest du mal erwähnt.« Erinnerte ich mich vage und trank einige Schlucke von dem kühlen Wasser.

»Und du bist hier ... weil?«

»Ich brauchte Ruhe von meinen lauten Gedanken.« Achselzuckend gab ich ihm die Flasche zurück und stand auf.

»Und worum ging es in deinen Gedanken?«, fragte Tom und blieb dann erstarrt stehen.

»Ach.« Ich winkte ab. »Um dies und das. Nichts besonders.«, würgte ich ihn ab.

»Deine Knutschflecken sagen da was anderes.«, warf Tom nach einigen Momenten der Stille ein.

Knutschflecken? Mehrzahl?

Ich wusste, dass das n dumme Idee war, stieß mein Engel kopfkratzend in die Runde.

Schockiert fasste ich mir an meine Hals und versuchte – vergeblich – die hervorgerufene Hautblutung anzusehen.

»Wie alt ist dein Freund?«, fragte er und betonte das Wort Freund sonderbar.

»Vierundzwanzig. Und du brauchst gar nicht so zu schauen!«, antwortete ich brav.

Ich konnte genau mit ansehen, wie Toms Gedanken immer mehr Abdrifteten und anzüglicher wurden. Langsam, aber sicher breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinen Zügen aus.

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