I

94 5 0
                                    

Gedankenverloren saß ich auf irgendeiner Stadtbank und spürte wie meine lauwarmen Tränen meine Wangen runter rollten. Meine Nase brannte und mein Kopf war ganz heiß. Mein Magen drehte sich 10 mal um sich selbst und mein Herz schlug schon gar nicht mehr. Zumindest kam es mir so vor. Alles tat in mir weh. Jede Arterie und jede Zelle war dabei seinen Platz zu verändern. Am meisten aber empfand ich Scham. Es war mir peinlich, unangenehm in meiner Haut zu stecken. Ich würde mit jeder Person den Körper Wechseln, nur damit ich diesen Schmerz und dieses Schamgefühl nicht empfinde. Aber ich musste es fühlen, kein Ausweg.
Ich wischte mir kurz die Tränen aus dem Gesicht und schaute in den Himmel hoch.
Es war schön heute. Angenehme Temperaturen und es tat gut die Sonne auf der Haut zu spüren. Ich sollte aufstehen, dachte ich mir. Es wurde spät. Langsam traute ich mich auf meine wackeligen beine und lief den Weg entlang. Die Menschen sahen mich erschrocken an. Es musste an meinen geröteteten Augen und verwüsteten Haaren liegen. Was sollte ich jetzt machen. Ich hatte weder einen Plan, weder einen Anhaltspunkt weder Hoffnung. Ich hatte nichts.
Gedankenverloren ließ ich meine Beine die Arbeit machen. Sie führten mich nach hause, denn mein Kopf funktionierte einfach nicht. Es ging einfach nicht.
Als ich nach 10 Minuten vor unserer Haustüre stand ging ich einen Schritt zurück und betrachtete unser riesiges Haus. Ich hatte mir immer als Kind gedacht, wenn man ein Haus hat, das Geld hat, reiche Freunde hat, ein schönes Ankleidezimmer hat ist alles gut. Ich dachte immer, dass es dann keinen Grund mehr zum traurig sein hat. Dies war ganz und gar nicht so. Mein ganzes Leben zog grade an mir vorbei. Der Tag an dem mein Vater endlich seinen großen Durchbruch als Anwalt hatte indem er die 2 Täter eines jungen vergewaltigten Mädchens für 37 Jahre in den Knast gesteckt hat. Es war überall in den Medien. Somit konnten wir uns dieses Haus kaufen und seitdem läuft es bei meinem Vater Geschäftlich nur gut. Es fehlte uns an nichts. Ich sah mich als kleines Kind in diesem Vorgarten wie ich mit meinen Geschwistern spielte oder wie ich die Nachbarskatze streichelte. Dauernd streiften mir Gedanken wie, wie wäre mein Leben wenn wir nicht so viel Geld hatten? Ich hätte vielleicht normale Freunde die ein normales Leben führen und vielleicht hätte ich auch einen normalen, treuen, ehrlichen, loyalen. Freund. Bei diesen Gedanken stach es mir eiskalt ins Herz und weitere Tränen waren im Anmarsch. Ich stellte mich wieder vor die Haustür und stützte mich mit meinem rechtem Arm an dem Türrahmen. Ich war schwach. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und meine 14 Jährige Schwester Ada schaute mich mit großen Augen an. Ich blickte kurz zu ihr aber lies die Augen wieder auf den Boden sinken. Sie stützte mich von rechts und wir liefen in Schrittgeschwindigkeit rein. Wir liefen ins Wohnzimmer und meine Eltern saßen da, meine Mutter stand auf und umarmte mich sie zogen mich auf das Sofa und ich weinte schreiend. Meine Brust verzog sich und ich sah in die Ängstlichen Augen meiner anwesenden Familie. Sie versuchten mich zu beruhigen aber daran war nicht zu denken. Mein Vater nahm meine Hände.
V: Nihan.. N..Nihan kızım ağlama (Weine nicht)
I: B..Baba ich werde sterben.. i..ich kann das nicht Baba B..Baba ich k..kann d..das nicht.. wie s..soll ich.. d..das aushalten?
Mein Vater streichelte mir behutsam über den Kopf und strich mir die Strähnen aus dem Gesicht. Aus meinem Augenwinkel sah ich wie meine Mutter und Ada auch Tränen verloren.
V: Ada hol deiner Schwester bitte ein Glas wasser
Ada sprintete in die Küche und holte das Glas. Nach dem Wasser versuchte ich meine Atmung zu normalisieren, aber ich hatte meinen Körper nicht unter Kontrolle.
V: So und jetzt Atme normal ein und aus.. na also geht doch. Kızım benim, herşeyim. (Meine Tochter, Mein Alles)
I: W..Wer hats euch gesagt?
Ich blickte auf den Boden weil es mir unangenehm war. Jeder wusste es, sogar mein Vater. Ich hatte so ein Gefühl als ob es gar nicht mehr schlimmer geht als in dieser Situation.
V: Dein Bruder .. a..also Onur hat uns angerufen.. Er w..war total aufgebracht u..und er brüllte ob du auch im Auto gewesen bist... i..ich fragte mehrmals was passiert war... aber er antwortete mir einfach vor Schock und Angst nicht.
Als Er das alles schon sagte flossen bittere Tränen. Ich sah wie sich die Augen von meinem Vager langsam füllten und meine Mutter und auch Ada nach Taschentüchern griffen.
Er redete weiter.
V: Ich redete auf Onur ein und sagte er soll mir gefälligst sofort sagen was passiert ist. Dann gab er endlich nach und.. und er sagte das Can einen Autounfall hatte.
Ich wollte nicht mehr zuhören es tat weh.
V: ich hab sofort aufgelegt und hab Ada gesagt dass sie deine Freundinnen anrufen soll.. als sie das getan hat haben sie gesagt dass du neben ihnen wärst. Wir waren erleichtert aber über Can wussten wir nichts.. K..Kizim dann hat Onur angerufen.. er war vorort...
Ich stand auf und bewegte mich auf wackligen Beinen fort.
I: I..Ich will nichts von ihm hören! Ich kann seinen namen nicht hören!
Ich schrie und wurf alles um was vor mir war. Nach einiger Zeit wurde es schwarz vor meinen Augen.

Meine Welt mit DirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt