6. Fest

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Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Ich liebte dieses Kleid und das goldenen Muster passte perfekt zu der goldenen Kette, die ich vom König und seinem Sohn bekommen habe. "Vielen Dank Guinevere", sagte ich ihr zugewandt, "Du kannst gehen, wenn du möchtest. Wir sehen uns auf dem Fest." Sie knickste und verlies den Raum. Ich entschloss mich, auch auf den Weg zum Festsaal zu gehen. Ich stieg die Treppe hinunter und folgte nur den lauten Geräuschen. "Victoria", meldete sich jemand neben mir. Ich drehte mich um. "Arthur", erkannte ich ihn, "Ich dachte, du wärst bestimmt schon in der grossen Halle" "Mein Diener hat sich etwas verspätet. Wenn ihr gestattet: Du siehst wirklich wunderbar aus!" "Ich sah an mir herunter. Vielen Dank, Arthur. Und vielen Dank für die Kette. Sie ist wunderschön" Er lächelte mich an, "Es freut mich, dass sie euch gefällt. Darf ich bitten?" Er hielt mir seinen Arm hin, sodass ich mich einhaken konnte. Ohne zu zögern ergriff ich seinen Arm. "Sehr gerne", erwiderte ich und blickte in seine unwiderstehlichen Augen. Sie waren wunderschön und strahlten Stärke aus. Er führte mich in den grossen Saal und ich staunte. "Beeindruckend nicht wahr?", fragte er mich neugierig. Ich nickte überwältigt, "Es ist fantastisch, Arthur!" Wir traten durch die Halle und standen schliesslich Uther gegenüber ich verneigte mich tief. Arthur deutete eine Verbeugung an. "Vater", meinte er. "Eure Majestät", sagte ich und erhob mich wieder. "Ich danke euch für die wunderschöne Kette und dieses Fest ist berauschend", sagte ich. "Das freut mich sehr, meine liebe Victoria. Setzt euch doch bereits auf euren Platz. Es wird in kürze beginnen. Ich sass zwischen meinem Bruder und ein leerer Platz neben mir. Ich sah Guinevere und nickte ihr zu. Sie lächelte und schenkte mir Wein ein. "Vielen Dank Guinevere", bedankte ich mich. Eine schwarzhaarige Schönheit setzte sich neben Arthur. "Wer ist das?", fragte ich Gwen. Das... Das ist Morgana. Sie ist das Mündel des Königs. Die arme leidet unter Schlafproblemen. Das hat sie nicht verdient. Letzte Nacht hat sie auch nicht gut geschlafen." In der Tat sah die Schöne sehr müde aus. "Danke", nickte ich ihr zu. "Brüderchen", grinste ich. "Schwesterchen", kam es ohne Umschweife von ihm zurück. "Schon nervös wegen morgen?" "Etwas", gestand er sich ein, "Aber ich bin mir sicher, dass alles gut gehen wird." Ich grinste ihn an. Ich machte mir sorgen um ihn. Es war selten, dass Ritter bei Tournieren ernsthaft verletzt wurden, aber es kam vor. "Mach dir bitte keine Sorgen", bar er mich. Ich verzog meine Lippen zu einem gezwungenen Lächeln, "Das kann man nicht so leicht verdrängen, wie man es gerne möchte." Er zog mich zu sich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Das stand ein blonder Mann am Platz neben mir. Er sah mich an. "Mylady", sagte er, ergriff meine Hand und küsste sie, als ich mich erhob, "Mein Name ist Sir Leon. Wenn ihr gestattet. Ich habe den Platz neben euch, Prinzessin." Ich lächelte ihn an. "Es wäre mir eine Freude, Sir Leon" Wir setzten uns. Guinevere schenkte dem Ritter ein. "Danke Gwen", meinte er. Gwen also! Sir Leon trug einen roten Umhang wie es alle Ritter Camelots taten und seine Rüstung glänzte im Licht der Kerzen. "Ihr seid ein Ritter Camelots!", erkannte ich. Er sah mich an und stellte das Glas mit dem Wein beiseite. "Das stimmt. Schon mein ganzes Leben. Es ist mir eine Ehre mit unserem Prinzen für den König zu kämpfen." "Ist er ein so guter Mensch, wie er ein Ritter ist?", fragte ich. "Wer? Der König oder der Prinz?" Ich begann zu grinsen. Solche Diskussionen gefielen mir. Ich zuckte mit den Schultern. "Es sind beides grosse Männer. Ich könnte mir keine besseren Anführer für Camelot wünschen. " Ich wollte gerade Luft holen, als der König und der Prinz sich von ihren Plätzen erhoben. Sofort wurde es still und alle schauten zu ihnen. Der König begann zu sprechen: "Es ist mir eine Freude zu sehen, dass so viele Ritter aus nah und fern angereist kommen, um an unserem alljährlichen Tournier in Camelot teilzunehmen!" Gejubel brannte auf. "Die Kämpfe werden morgen in aller Frühe beginnen und ich kann es kaum erwarten zu sehen, wie mein Sohn gewinnt und euch alle schlägt. Geniesst den Abend." Erneut brannte Gelächter und Applaus auf. Uther schlug seinem Sohn spielerisch auf die Schulter. Dieser lachte. Bloss kein Druck, Arthur! Nur kein Druck. Das Essen war köstlich und ich habe mich sehr gut mit meinem Bruder und Sir Leon unterhalten. "Wie ist es als Ritter von Arthur?", fragte ich ihn. "Genau genommen unterstehen wir dem König. Direkt und nur ihm. Arthur übernimmt meistens die Führung unserer Aufträge und teilweise auch der Reisen." "Und? Wie schlägt er sich?", fragte ich. "Arthur ist der beste Kämpfer. Keiner aus Camelot kann es gegen ihn aufnehmen. Er trainiert hart und viel. Sein Vater ist sehr stolz auf ihn und das zurecht." "Der Prinz scheint ein edleres Gemüt zu haben, als ich es erwartet hatte. Was ist mit euch? Seid ihr schon lange in Camelot?" Er stellte seinen Kelch mit Wein ab. "Ich... Ich bin schon mein ganzes Leben in Camelot. Als ich vier war, starben meine Eltern. Mein Onkel schickte mich an den Hof. Ich war zunächst im Stall, dann bei den Waffen und mit etwa 12 begann meine Ausbildung zum Ritter." "Ihr seid stolz darauf", stellte ich fest. "Es ist eine gute Lebensaufgabe und ich kann mich nicht über mein Umfeld beschweren. Ich arbeite gerne mit den anderen Rittern. Natürlich gibt es einige, die man weniger gern hat, aber dennoch. Es macht meistens grossen Spass." "Müsst ihr denn oft auf Reisen?" "Gelegentlich." "Ich würde auch mal gerne unter dem blossen Himmelszelt schlafen, aber meine Eltern würden mir das nie erlauben.", meinte ich deprimiert. Ich hatte schon einmal versucht sie zu überreden. Wenn ich mit meinem Bruder gehen würde, aber meine Mutter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Auch nicht, wenn wir auf dem höchsten Turm unserer Burg geschlafen hätten umringt von Rittern unserer Burg. "Das ist bedauerlich. Es ist wunderschön und überwältigend." So führten wir unsere Konversationen fort.
Nach dem Essen wurde Musik gespielt. Arthur und Uther erhoben sich. "Was machen die da?", fragte ich Sir Leon. "In Camelot ist es üblich, dass der König und der Prinz zuerst tanzen und erst dann andere tanzen dürfen." Ich nickte und nippte an meinem Glas. "Mylady", sprach jemand hinter mir. Ich drehte mich um und musste aufpassen, dass ich meinen Wein nicht ausspuckte sondern hinunterschluckte. Arthur stand vor mir. "Darf ich bitten?", hielt er mir seine Hand hin. Oh... Nein! Ich sah zu meiner Familie. Blanker Horror musste in meinen Augen stehen, denn mein Bruder grinste. Vaters Augen strahlten Stolz aus und die meiner Mutter sagten förmlich: Jetzt mach schon und stell blos nichts dummes an! Ich stellte mein Glas ab. "Sehr gerne, Arthur", ergriff ich seine Hand, "Aber ich muss dich warnen. Ich bin eine grässliche Tänzerin!" Er lachte, "Ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt." Sein Vater und diese Morgana tanzten bereits auf der Fläche. Wir gesellten und zu ihnen und verbeugten uns voreinander. Wir bewegten uns über die Tanzfläche. "Gefällt es dir in Camelot?", fragte er mich scheu. "Es ist wunderschön." Es war still. "Ich habe mit einem eurer Ritter geredet. Sie respektieren euch und haben eine sehr hohe Meinung von euch." Arthur begann zu grinsen, "Das scheint euch zu überraschen." Ich lachte auf, "So meinte ich das doch nicht!" Erneut wussten wir nicht, was wir sagen sollten. "Seid ihr schon nervös wegen morgen?", fragte ich schiesslich. "Kaum. Es ist nur ein weiteres Tournier. Es wird alles gut gehen. Ihr macht euch bestimmt Sorgen um euren Bruder." Ich wandt den Blick ab, "Mehr, als ich es in Worte fassen könnte. Er bedeutet mir sehr viel." Er sah mir tief in die Augen, "Das ehrt euch!" Ich lächelte geschmeichelt, wobei meine Wangen rot wurden.

Victoria Leinster of EnniskillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt