Sex, Drugs & Rock'n'Roll | BAUSA

Crew.

"Ziehn du Vogel, nich pusten!"  Genervt nahm ich Kevin den Spiegel weg und rollte den 20€ Schein erneut zu einem Röhrchen. Er sah ein bisschen beleidigt aus aber ganz sicher konnte ich es nicht sagen, da er schon seit einer Stunde und ungefähr 12 Bechern Wodka-Bull schielend und lallend auf meinem Sofa hing.
"Richtiger Kevin, der Boy...sogar zu dumm um sich 'ne Nase zu ziehen." Gab Luca abwertend von sich und nahm mir dann den kleinen Spiegel und den Geldschein aus der Hand den ich ihm hinhielt. Gekonnt und mit einem lauten schniefen zog er sich eine von den weißen Linien in die Nase die ich zuvor mit meinem Ausweis auf dem Spiegel gelegt hatte.
"Könn wir den nich hier lassen? Der geht uns ja nur wieder flöten und morgen können wir ihn dann auf der Wache abholen."
Natalia, meine beste Freundin und Mitbewohnerin hob ihren Kopf von Lucas Schoß, nahm den Geldschein von ihm und zog ebenfalls eine Line während er ihr den Spiegel vor's Gesicht hielt.
"Nat, wir können ihn ja in deinem Zimmer lassen, oder?"
Sagte ich sarkastisch und lächelte sie an während ich ihr den Spiegel aus der Hand nahm, die letzte Line zog und ihn dann weiter benutze um mich zu schminken.
"Wenn ichs mir recht überleg, sollten wir ihm die Party nicht vorenthalten." Ruderte Natalia zurück und ich musste lachen.
Ich trug dezent (ja ne is klar) highlighter auf um mein fullface Make-up abzurunden und ließ meine langen dunkelbraunen Haare aus dem Dutt fallen. Den Haargummi schoss ich Kevin ins Gesicht der nur ein räudiges Geräusch von sich gab. Ich leerte in einem Zug die halbe Weißweinflasche die auf dem Tisch stand schlüpfte in meine old skool hightop vans und machte eine motivierende Geste, woraufhin Luca und Nat sich ebenfalls erhoben und ihren Kram zusammensuchten. "Bitch lass noch 'n Bild machen" flötete Nat und drückte Luca ihr IPhone in die Hand. Sie trug eine schwarz-durchsichtige Strumpfhose und ein übergroßes Trasher Tshirt das bei ihr mehr aussah wie ein kleid. Ihre schulterlangen weiß/silbernen Haare hatte sie zu zwei kleinen Knoten auf ihrem Kopf gebunden und sah damit echt supersüß aus. Ich hatte eine Netzstrumpfhose, eine schwarze highwaist hotpants und ein schwarzes croptop an. Wir posten kurz für ein paar Bilder und Luca amüsierte uns mit Fotograf Kommentaren wie "ohja seeehr schön, genau so!"
Bevor wir das Zimmer verließen und das Treppenhaus runter auf die Straße liefen verpasste ich Kevin, der immer noch auf dem Sofa lag einen leichten tritt. "Komm du Lutscher, hier kann'ste nicht bleiben." Er nuschelte etwas unverständliches und beim gehen sah ich aus dem Augenwinkel wie er sich langsam aufrichtete.
Draußen fingen meine Beine an zu kribbeln und ich fühlte eine Welle der Euphorie über mich kommen. Es war ein warmer August Abend und die Straßen von Berlin rochen nach Abenteuer. Überall Menschen verschiedenster Nationen, gefüllte bierbänke vor hipster Kneipen, straßenmusiker, und ein paar Freaks (nicht die gruselige Sorte, eher die, die barfuß laufen und zu viel LSD nehmen) die für live Entertainment sorgen. Ich liebe meine Stadt.
Lachend und singend liefen meine Freunde und ich durch die Straßen und teilten uns eine Weinflasche während aus Lucas Bluetooth Box laut Bros von RIN tönte.
Als wir die Straße zu unserem Lieblings Späti einbogen konnten wir direkt die ganze Crew auf Bänken vorm laden rumlungern sehen. Ich musste Lächeln als ich unserer Chaoten Rasselbande entgegenlief. Alle waren am lachen und sich unterhalten und aufgrund der zahlreichen leeren Flaschen und stets gefüllten Gläsern war offensichtlich das sie schon einiges getankt hatten.
Freudig wurden wir in Empfang genommen und gesellten uns zu unserer Gruppe. Es war mittlerweile 23:30 Uhr als wir beschlossen, nach ausgiebigem Vorglühen Richtung Ubahn aufzubrechen. Luca und Sasha verschwanden ein letztes Mal im Späti und kamen kurze Zeit später mit 'nem Kasten Bier und 'n paar Weinflaschen wieder raus. Langsam setzten wir (so um die 15 Leute) uns in Bewegung und schlenderten durch die Straßen.
Meine Freunde sind wirklich toll. Manchmal (ok immer) ein bisschen durchgeknallt aber Gold wert. Wir sind wie eine Familie, teilen alles, kennen uns in und auswendig, sind immer füreinander da und bauen 'ne Menge Scheiße zusammen. Die meisten von uns - ich auch, studieren. Andere machen Ausbildungen oder jobben, wir haben alle viel um die Ohren und sehen uns meistens erst abends und auch oft nur die kiffer weil die aufeinander angewiesen sind, lol. Deswegen wissen wir Freitagabende wie diese sehr zu schätzen, an denen wirklich die ganze Clique am Start ist. Schließlich in der Ubahn nahmen wir ganze 4 Vierersitzgruppen ein und waren wohl ziemlich laut, die ein oder andere Oma schüttelte nur den Kopf.
"BERGHAIN WIR KOMMEN BIIIITCHHH!!" Brüllte sascha und die Gang gröhlte im Chor.