Im Wald ist es noch kühler als ohnehin schon.
Die vielen Tiergeräusche um mich herum beruhigen mich ein klein wenig. Immer wieder bleibe ich bei Wurzeln oder Dornenranken hängen. Meine Hose ist zerkratzt und leichte Blutspuren kommen aus den winzigen Kratzern.
Schon bald will mein Körper nicht mehr weiterlaufen, doch ich zwinge mich dazu, indem ich mir ständig folgende Sätze vorsage:
Ich bin Joa. Ich bin aus einem Gefängnis ausgebrochen. Ich bin auf der Flucht. Ich bin frei. Aber falls sie mich erwischen, bin ich nicht mehr frei. Dann werde ich höchstwahrscheinlich sterben.
Durch meine Willenskraft dringe ich immer tiefer in den dunklen Wald vor. Ich komme an Brombeersträuchern vorbei, muss durch einen Bach waten und verhänge mich in langen, von den Bäumen hängenden Lianen. Diese fühlen sich rau an und je mehr ich mich beweg, desto enger scheinen sie mich zu umschlingen.
Nach ungefähr zehn Minuten kann ich mich endlich aus den Lianen befreien. Natürlich haben mich die Hängepflanzen ausgelaugt. Obwohl ich komplett erschöpft bin, gehe ich weiter.
Als ob ich nicht schon erschöpft genug wäre, begegne ich dann auch noch einem Wolf! Wütend knurrend steht er direkt vor mir und beobachtet jede meiner Bewegungen bis ins kleinste Detail.
Gerade als ich relisiert habe, in was für einer Situation ich mich befinde, sprintet der Wolf auch schon auf mich zu, dabei zieht er die Lefzen hoch und stößt abermals ein tiefes Knurren aus.
Etwas ungeschickt weiche ich den scharfen Krallen des wilden Tieres aus.
Als der Wolf hinter mir landet, dreht er sich auch sogleich wieder um und attackiert mich erneut.
Augenblicklich lasse ich mich auf den Boden fallen und weiche dadurch dem Angriff aus. Kurz darauf stehe ich auch schon wieder auf den Beinen.
Der Wolf ist inzwischen wütend in die Hocke gegangen, seine Muskeln spannen sich an und ich bemerke, dass er gleich wieder angriffsbereit sein wird. Schon sehe ich vor meinem geistlichen Auge, wie er mich zerfleischt, da ich nicht mehr allzu viel Kraft in mir habe und somit nicht mehr rechtzeitig ausweichen könnte.
So weit lasse ich es nicht kommen! Warts nur ab ... mir fällt schon was ein.
Wieder einmal bin ich meiner inneren Stimme dankbar. Und sie hält tatsächlich ihr Wort. Bevor mich der Wolf erreicht, packe ich wie ferngesteuert einen großen Ast vom Boden und schwinge diesen in einem weiten Bogen mitten ins Gesicht des Tieres, welches daraufhin laut aufheult und letztendlich im Wald verschwindet. Extrem geschwächt gehe ich weiter.Schließlich breche ich zusammen. Meine Beine knicken einfach weg und ich lande mit dem Gesicht im Laub. Dann kullere ich noch eine kleine Böschung hinab und knalle mit dem Rücken gegen eine Tanne. Ein Nadelregen geht auf mich nieder. Als ich einen kurzen Stich in meinem Mund spüre, spucke ich sofort aus. Dabei fliegen zwei Nadeln heraus.
Unruhig atmend liege ich da und erhole mich von der Lauferei und dem Sturz. Um dem plötzlich aufgetretenem Seitenstechen vorzubeugen, strecke ich mich, atme fünf Minuten lang tief ein und aus und strecke die Hände über meinen Kopf nach hinten. Dann beginne ich meine zahlreichen Wunden mit Blättern zu verbinden. Ich richte mich unter Schmerzen auf und halte Ausschau nach einem Bach oder nach diversen Verfolgern aller Art.
Meine Schmerzen bringen mich allerdings dazu, mich schnell wieder hin zu legen. Ich schließe die Augen und binnen weniger Sekunden schlafe ich ein. Mein letzter Gedanke ist:
Wenigstens ist diese Stelle hier geschützter als eine offene Lichtung.
In diesem Raum bin ich noch nie gewesen. Es ist stickig. Die Sicht ist schlecht, da erstens die Lampe durchgebrannt ist und zweitens ist wegen dem vielen Rauch, welcher aus einer stinkenden Zigarette kommt, die Sicht so, als würde man im tiefsten Nebel stehen.
Ich muss husten. Schnell versuche ich, den Hustenreiz zu unterdrücken, da ich nicht entdeckt werden will. Doch die Person hinter dem Schreibtisch, mit der Zigarette im Mund hebt nicht mal den Kopf.
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Der Akrobatenkämpfer
ActionWas würdest du unternehmen, wenn du in einem Gefängnis unschuldige Personen töten müsstest? Genau, du würdest fliehen. Auch Joa reagiert so, allerdings wird er verfolgt. Als ob das nicht schon genug wäre, erfährt er auch noch, dass ein gewisser Bi...