Erinnerungsband

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Vielen lieben Dank an Cherry-chanpai für deine Vorstellung von dem, was nach dem Tod kommt.

"Wenn du stirbst, zieht dein Leben an dir vorbei, sagen sie" - Kennt ihr diesen Film? Auch wenn er vom Titel her zu der Vorstellung von Jona passt, so ist der Inhalt doch anders. Aber hier soll es nicht um Filme gehen (auch wenn das eine gute Idee für neue Kapite ist), sonden um den Kommentar, den ich gestern von der lieben Jona bekommen habe:

Wenn wir sterben, zieht unser Leben an uns vorbei. Wir beginnen nochmal von vorne, indem unsere Erinnerungen wie ein Film an uns vorbeiziehen. Den Start bildet unsere erste Erinnerung, auch wenn wir glauben, diese eigentlich schon vergessen zu haben. Dann folgen alle anderen Erinnerungen in chronologischer Reihenfolge. Da ist der Kindergarten, die Einschulung, der erste Kuss, vielleicht die eigenen Kinder oder sogar Kindeskinder. Es folgen sämtliche Erinnerungen bis hin zur letzten Erinnerung vor dem Tod. Allerdings sind die ersten Erinnerungen eher vorschwomen, wohingegen die letzten gestochen scharf sind.

Wenn man dann auch die allerletzte Erinnerung durchlebt hat, die des Todes, wird auf einmal alles weiß, wie bei einem hellen Blitz, und man verschwindet im ewigen NICHTS.

(Bei einer Nahtoderfahrung käme man nach dem Blitz allerdings ins Leben zurück)

Wenn man das Ganze dann erlebt, könnte es so aussehen:

Ich liege in meinem Bett, wach, obwohl meine Augen geschlossen sind. Lange lausche ich in die Stille. Es scheint, als würden alle schlafen. Vorsichtig öffne ich meine Augen. Meine ganze Familie ist in diesem Zimmer versammelt. Meine Tochter, mein Sohn, meine Enkelkinder, ja sogar meine Katze, sind in meinem Schlafzimmer zusammengekommen, um meine letzten Stunden mit mir zu verbringen. Ein trauriges Lächeln erscheint auf meinen Lippen. Was wohl aus ihnen wird, wenn ich nicht mehr da bin? Sie werden ihr Leben weiter leben, keine Frage, aber wie wird es wohl für meine Kinder, wenn sie nach ihrer Mutter jetzt auch noch ihren Vater verlieren? Es ist egal, wie erwachsen man ist, der Verlust der Eltern ist immer hart.

Ich kann spüren, dass das Ende nah ist, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Im Stillen verabschiede ich mich von allen. Auch von denen, die nicht hier sind. Mit meinen 97 Jahren habe ich zwar viele meiner Freunde schon überlebt, aber ein paar sind mir trotzdem noch geblieben. Dann schließe ich meine Augen, um meinen letzten und entgültigen Schlaf zu schlafen. Ich träume:

Ich sehe meine Eltern, wie sie mir das Laufen beibringen, auch wenn die Bilder sehr verschwommen sind, erkenne ich doch alles. Weitere Erinnerungen ziehen vor meinem inneren Auge an mir vorbei. Ich erlebe meine Einschulung erneut, meine erste Prügelei. Ich sehe meine erste Liebe wieder und spüre den Schmerz, als sie mich abweist. Es ist, als würde ich mein gesamtes Leben noch einmal durchleben. Je neuer die Erinnerungen sind, desto klarer und unverschwommener kann ich sie sehen. Da ist zum Beispiel die Geburt meiner ersten Enkeltochter oder die Beerdigung meiner geliebten Frau, die vor sieben Jahren starb. Langsam komme ich zur Gegenwart, zum Ende. Ich verabschiede mich erneut von allen und schließe noch einmal meine Augen. Dann ist es zu Ende. Alles wird schlagartig weiß und da ist nur noch ein ewiges großes NICHTS.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 10, 2019 ⏰

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