~28~ M O R G E N

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Zoey (p.o.v)

Es war kurz nach drei in der Nacht, als ich seine Anwesenheit spürte. Sofort schlug ich die Augen auf und setzte mich im Bett hin. Gerade als als ich aufstehen wollte, um nachzusehen, wo er war, ging die Tür langsam auf.

Logan nahm die schwarze Kaputze seines Pullis ab und wuschelte sich einmal durch die Haare. Dann bemerkte er mich.

„Oh fuck Baby, hab ich dich aufgeweckt?" Ich ignorierte die Tatsache, dass er in einem ganz anderen Outfit als vorher hier stand und schüttelte den Kopf. Er konnte ja nichts für dieses Gefühl, was sich immer in mir bemerkbar machte, wenn er da war. Es war gruselig, aber wahrscheinlich nur Zufall.

Er kam zu mir rüber und setzte sich neben mich auf die Bettkante, dann knipste er das Nachtlicht an. Sofort fielen mir seine blutenden Handknöchel auf.

„Ach du Heilige, hast du dich verletzt, Logan?", stieß ich aus und nahm vorsichtig seine Hände in die Hand. Logan lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Erleichterung machte sich in mir breit.

„Ist nicht mein Blut. Eins muss man dem kleinen Wichser lassen, er hat ein gutes Durchhaltevermögen"

Wärst du noch ein paar Monate länger mit ihm zusammen gewesen, wüsstest du das auch, Zoey.

Erschrocken riss ich die Augen auf und ließ vor Schreck seine Hände los. „Was hast du mit ihm gemacht?", fragte ich panisch und rechnete mit dem Schlimmsten.

„Ihn als Sklave mach Mexico verkauft?", fragte Logan unschuldig.

Als er meinen bestürzten Blick sah, prustete er los. Beleidigt verschrenkte ich die Arme. „Ich hab so lange in seine hässliche Visage geschlagen, bis er sich nicht mehr gerührt hat", sagte er dann schulterzuckend, schnappte sich einer meiner Haarsträhnen und zwirbelte sie um seinen Finger.

Dann zog er mich an meinen Haaren näher und umfasste meinen Kinn sampft.

Küss doch endlich, in Gottes Namen, was ist denn so schwer daran? Sie hat doch kein Herpes!

Abwartend verweilte ich in der Position, bis er sich ruckartig von mir abwendete. Die selbe Situation wie vorher. Logan fluchte leise und unverständlich.

„Es tut mir so leid, so leid", murmelte er. Nicht schon wieder!

„Jetzt reicht's! Entweder du rückst endlich mit der Sprache raus, oder wir werden uns eine sehr, sehr lange Zeit nicht sehen", wies ich ihn an und verengte meine Augen zu Schlitzen.

Ja klar, du wärst doch eh die Erste, die das nicht durchhält und wieder bei ihm angekrochen kommst!

„Tu mir das nicht an Zoey!", bat er verzweifelt, doch ich ließ mich nicht klein kriegen.
„Ihr tut mir das jeden einzelnen Tag an. Jetzt, oder nie. Entscheid dich", versuchte ich möglichst gefühlskalt zu sagen.

Die Masche zog, doch meine komplette Bauchgegend zog sich zusammen, als ich sah, dass der sonst so starke Logan mit den Tränen kämpfte, während er den Blick auf die Bettdecke senkte und das Nachtlicht ausschaltete.

»✎«

Verbissen sah ich auf meinen schwarzbaunen Pancake.

Logan ist wirklich gegangen, mit den Worten, dass es besser für mich sei. Dass ich ihn hassen würde und dass er das nicht verkraften würde.

Und verdammt, das war das Egoistischste, was ich je mitbekommen hab. Glaubt mir, ich bin in der illigalen Kampfszene tätig, Egoismus ist da Grundvoraussetzung.

Mit einer einzigen Bewegung schmiss ich den Pancake in den Mülleimer. Es war kurz vor acht Uhr morgens, doch ich konnte nicht mehr schlafen.

Ohne Frühstück schmiss ich wahrlos ein paar Sportsachen in meine Tasche und machte mich auf in den Club.

Als ich dort ankam, war ich, neben zwei  weitaus jüngeren Kämpfern, die einzige. Es war Sonntag. Der einzige Tag, an dem es in der Trainingshalle zu jeder Uhrzeit leerer und ruhiger war.

Während des Trainings holte ich alles raus, was ich konnte. Immer und immer wieder schlug ich auf den dunkelroten Boxsack. Der Schweiß lief mir die Stirn herunter, doch es störte mich wenig.

Im Vordergrund stand nur die Wut. Die Wut auf so gut wie alle die ich kannte. Okay, Zane vielleicht mal ausgenommen. Er war so ziemlich der einzige, der mit dem ganzen Drama nichts zu tun hat.

Denkst du! Vielleicht ist er ja mehr in die Sache verwickelt, als du denkst.

Ich schüttelte den Gedanken ab und stellte mich wieder kampfbereit vor meinen unsichtbaren Feind.

„Zoey, schön, dich so früh morgens hier zu sehen. Und dann auch noch Sonntags. Ist dein Bett von einem Meteoriten zerstört worden, oder woher nach vier Jahren dieser Sinneswandel?" So versunken wie ich in meine eigenen Gedanken war, hatte ich Stephen zunächst gar nicht bemerkt.

Kopfschüttelnd wandt ich mich ihm zu. „Stress", sagte ich nur. Er legte den kopf schief. „Mit wem denn das?", wollte er verwundert wissen.

Wir beide redeten so gut wie nie über meine persönlichen Probleme. Das letzte Mal war, als ich vor drei Jahren meine Tampons vergessen hatte und ihm irgendwie beibringen musste, dass ich zu einem Freundschaftskampf nicht antreten konnte. Das Ganze ist wortwörtlich blutig ausgegangen.

„Mit so ziemlich allen, die ich je gemocht habe", sprach ich verbissen und schmiss die Handschuhe auf den Boden.

„Ach, wir beide haben also auch Stress?", fragte er ironisch und ich musste kurz auflachen.

„Na also, so schlimm kann's ja nicht sein, wenn du über meine schlechten Witze noch lachen kannst. Und jetzt üb mal weiter, wenn du morgen in Madrid nicht abkacken willst", lachte er und ließ mich alleine. Versattert sah ich ihm hinterher.

Morgen? Oh scheisse. Ich würde sowasvon abkratzen.

Und du kannst dich wieder für ein paar Wochen von deinem Liebsten verabschieden!

Na, das war wahrscheinlich das einzig Gute an der Sache.

Hellu again. Ja, ich melde mich nach einer Stunde wieder, weil ihr einfach so lieb seid mit euren Kommentaren und ich einfach noch was schreiben wollte ^^ Schönen Abend noch hehe.

Soulmate [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt