S T E V E
"Chin, kann ich dich mal bitte sprechen?" "Klar." Mit langen Schritten folgte mein Kollege und Freund mir in mein Büro und ich bat ihn, sich mir gegenüber an den Schreibtisch zu setzen. Dann öffnete ich die Schublade zu meiner rechten und kramte eine Weile, bis ich eine rotbraune Mappe in den Händen hielt. Ich zeigte sie Chin. "Weißt du was das ist?" "Nein." "Das ist die Anzeige gegen Nahele, weil er mein Auto geklaut hat." "Die hast du noch?", erkundigte sich Chin erstaunt. Ich nickte einfach nur und schaute ihn weiter durchdringend an. "Warum wirfst du sie nicht weg? Nahele ist doch ein anständiger Kerl." "Ist er das?", entgegnete ich sofort, "Ich hab ihn nämlich neulich mit dir reden sehen und es sah aus, als ob da etwas wäre, das er mir verheimlicht. Außerdem ist er seit einiger Zeit immer angespannt, wenn ich ihn treffe, total nervös und unsicher." Chin rieb sich kurz den Nacken und seufzte dann leise. "Er hat mich um einen Gefallen gebeten und ich habe ihn ihm getan." "Wieso hat er mich nicht gefragt?" "Wahrscheinlich weil er genau wusste, dass du nachhaken würdest." "Du hast nicht nachgehakt? Du hast keine Ahnung, warum er das von dir wollte?" Chin schüttelte vorsichtig den Kopf. "Ich wollte ihm nur helfen und er hat mich gebeten, dir nichts davon zu erzählen." Ich presste meine Lippen fest aufeinander und zog eine Augenbraue hoch. Für einen Moment war es still und Chin schien auf dem Sessel mir gegenüber immer kleiner zu werden. "Was hast du für ihn gemacht?", fragte ich schließlich und schaute meinen einheimischen Kollegen auffordernd an. Dieser knetete seine Hände und schien nachzudenken, bevor er zu sprechen begann. "Nahele hat mir ein Bild gegeben. Es war die Zeichnung von einem Mädchen und er wollte, dass ich sie durch unser System jage und ihm alles sage, was ich herausfinde." "Und was hast du herausgefunden?" "Zu ihr selbst gab es nichts, aber über 80% Übereinstimmung mit einer Frau, die seit zwei Jahren im Gefängnis sitzt. Ich hab ihm die Sachen gegeben und fertig." In meinem Kopf ratterte es. Nahele musste seinen Freund vom HPD gefragt haben, da dieser als Zeichner arbeitete. Wo steckte er da bloß drin? "Du kannst gehen. Aber dir ist hoffentlich klar, dass es solche Alleingänge nicht mehr geben wird. Das nächste Mal informierst du mich sofort, ansonsten kriegen wir zwei ernsthafte Probleme." "Natürlich Boss." Mit zusammengepressten Lippen stand Chin auf und verließ mein Büro, dafür kam Danny rein. Irriteirt zeigte er auf Chin und schaute mich fragend an. "Was war das denn?" Ich seufzte und rieb mir mit den Händen übers Gesicht. "Chin hat ohne mein Wissen Recherchen angestellt. Für Nahele. Ich hab ein schlechtes Gefühl." "Ein schlechtes oder ein richtig schlechtes?" "Bisher nur ein schlechtes, aber es spricht nichts dagegen, dass es nicht noch schlimmer wird." "Dann sprich mit Nahele. Er vertraut dir, also wird er es dir auch erzählen." "Glaubst du das wirklich Danny? Wenn er mir so vertrauen würde, wie ich es bisher dachte, dann hätte er doch nicht hinter meinem Rücken Chin gefragt." Danny atmete laut aus und schwieg. Es war eine stille Zustimmung. Entschlossen rollte ich mit dem Stuhl nach hinten und stand auf, fuhr meinen Computer herunter und legte die Mappe mit Naheles Anzeige wieder in die Schublade. "Was hast du vor?", erkundigte Danny sich mit gerunzelter Stirn. "Das, was du vorgeschlagen hast. Ich fahre zu Nahele und rede mit ihm." Danny wollte gerade etwas sagen, als mein Handy klingelte. Leicht genervt hob ich ab. "McGarrett?" "Commander, der Gouverneur für Sie", erklang eine bekannte weibliche Stimme an meinem Ohr und ich verkniff mir ein Seufzen, bevor ich loslief und Danny hinter mir her winkte. "Das wird heute wohl nichts mehr", informierte ich ihn, dann erklang die Stimme des Gouverneurs an meinem Telefon. "Commander, ich habe einen neuen Fall für Sie."
I O L A N A
"Wow, das hättest du echt nicht machen müssen." "Doch, deine anderen Sachen konntest du nicht mehr anziehen. Ich hab sie dir hier in eine Tüte gepackt, aber du solltest sie am besten wegschmeißen." "Wie viel Geld hast du für die neuen Klamotten ausgegeben? Ich zahle dir alles zurück, versprochen." Lächelnd winkte Nahele ab. "Ich hab doch gesagt ich helfe dir, so gut ich kann. Und in den alten Klamotten hätte ich dich bestimmt nicht mehr rausgehen lassen. Also freu dich einfach über das neue Zeug und probier es vor allem mal an, damit ich weiß, dass es passt." Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen nickte ich, griff nach dem kleinen Stapel und ging ins Bad. Dort streifte ich mir Naheles Jogginghose und T-Shirt vom Körper und schlüpfte in eine schwarze Leggins und ein weißes T-Shirt. Darüber streifte ich die neue Sweatshirtjacke, dann lief ich wieder zu Nahele zurück und präsentierte ihm die Sachen. "Passt perfekt." "Okay, dann probier die nächsten Sachen an." Ich nickte und zog in den nächsten zehn Minuten noch eine lange und eine kurze Jeans, ein Top, einen Pullover und ein lockeres Karo-Hemd an. Die Sachen waren Second-Hand, aber noch sehr gut erhalten und sie passten wirklich alle perfekt. Am Ende bedankte ich mich nochmal bei Nahele, dieses Mal mit einer kurzen und sehr vorsichtigen Umarmung. Mehr Körperkontakt ertrug ich im Moment noch nicht, aber für ihn war das okay. Dann lugte ich durch das kleine Fenster und schaute mich um. "Können wir raus gehen? Ich brauche mal wieder frische Luft und gerade ist nichts los." Bittend schaute ich Nahele an, der mich nur anlächelte. "Du musst mich nicht bitten, du bist ein freier Mensch. Aber ich komme gerne mit und passe auf dich auf." Ich zog die Leggins, das Top und darüber das Karo-Hemd an, dann schlüpfte ich in meine ausgetretenen Laufschuhe und verließ unsicher den Wohnwagen. Tatsächlich hatte ich mich nicht geirrt und niemand war in der Nähe. Sofort schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen und ich lief los. Trotz der Schmerztabletten, die ich intus hatte, spürte ich das Pochen meiner Schusswunden und die Folgen des Überfalls bei jeder Bewegung. Davon ließ ich mich aber nicht aufhalten und blieb mit hocherhobenem Kopf stehen, um die salzige Meeresluft einzuatmen. Endlich hatte ich das Gefühl, wieder richtig zu atmen und ein wenig Lebendigkeit zu spüren. Neben mir spürte ich Naheles Anwesenheit, was mir ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberte. Erwartungsvoll schaute ich ihn an. "Wo gehen wir hin?" "Einfach ein bisschen am Strand spazieren? Da ist jetzt wahrscheinlich kaum noch was los und wenn du nicht mehr kannst, ist der Weg zum Wohnwagen nicht so weit." Unter normalen Umständen hätte ich widersprochen, aber da die Schmerzen nur durch die Tabletten halbwegs erträglich waren, stimmte ich Nahele mit einem Nicken zu und wir liefen los. Die Wellen rauschten zu unseren Füßen und mit meinem neuen Freund an meiner Seite fühlte ich mich zum ersten Mal seit langem wieder sicher.
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You're my home (Hawaii Five-0 FF)
FanficIolana, "die Fliegende", deren Flügel gebrochen sind. Vater und Bruder tot, Mutter nach Mord am Vater im Gefängnis. Das Leben auf der Straße zerrt an der 17-Jährigen Insulanerin und schließlich beschließt sie vor Hunger, einen Imbiss zu überfallen...