Ich kenne dich - irgendwie.

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Ich blinzelte dem blendenden Sonnenlicht entgegen, sobald ich das Gebäude verlassen hatte. „Und, bist du aufgeregt?", fragte Jisoo mich lächelnd. Unsicher blickte ich zu ihr und zuckte nur mit den Schultern. Ich war seit elf Jahren nicht mehr auf dieser Seite des Gebäudes gewesen. Vor mir erstreckte sich eine lange triste Straße mit ausreichend Platz für parkende Autos. Und in genau so einen silbernen Wagen stiegen wir ein und Jisoo setzte sich hinter das Lenkrad. „Das klappt schon, was", grinste sie mir zu und ließ das Auto anspringen, was mich zum verschreckten Zusammenzucken verleitete. In einem Auto hatte ich ebenfalls seit elf Jahren nicht mehr gesessen und das Brummen und Vibrieren des Autos war ungewohnt. „Ich bin mir sicher, dir wird es leicht fallen, dich wieder in der Gesellschaft zu integrieren, dich kann man nicht nicht mögen", lachte sie dann und parkte rückwärts aus. „Das sagst du doch nur so", erwiderte ich schief lächelnd. Jisoo war seit etwa zwei Jahren meine Therapeutin gewesen in der Psychiatrie, daher war sie jetzt auch diejenige, die mich zu meiner Mutter fuhr. „Ich bin übrigens nicht aufgeregt, ich habe blanke Panik", gestand ich ihr dann leise und blickte raus auf die Straße.

Sobald wir etwas in der Stadt waren, riss ich erstaunt meine Augen auf. So viele große Gebäude, mit riesigen Fensterfronten. Viele hupende Autos, da die meisten im Stau standen, viele Menschen die rum liefen. So vieles auf einmal, mein Gehirn war komplett überfordert von den Eindrücken.

Zum Glück fuhren wir nur fünf Minuten durch die Stadt und waren schnell wieder etwas weiter außerhalb. Hier waren zwar nach wie vor riesige Hochhäuser, aber immerhin waren die Straßen um einiges leerer. „So, raus mit dir Junge", lächelte mir Jisoo zu, als wir vor einem Mehrfamilienhaus ankamen und stieg selbst aus dem Auto. Hier wohnte meine Mutter jetzt also. Vorsichtig, sie wusste schließlich wie empfindlich ich auf Berührungen reagierte, legte sie mir eine Hand auf das Schulterblatt und führte mich zur Eingangstür, da ich mich erst kein Stück bewegt hatte. „Ich komme noch mit dir hoch und rede ein wenig mit deiner Mutter, alles klar?", fragte sie und ich konnte nur nicken, bevor sie dann auch schon auf die Klingel drückte.

„Hallo?", hörte man eine Frauenstimme durch die Sprechanlage. „Hier ist Ms. Choi mit Park Jimin", meinte Jisoo. „Achso, kommt rein, dritter Stock!", erklärte die Frauenstimme und ich fragte mich, ob das die Stimme meiner Mutter war, denn sie kam mir so unbekannt vor. Vielleicht lag es auch nur daran, dass die Anlage die Stimme offensichtlich verzerrte und ich ihre Stimme ebenfalls seit elf Jahren nicht mehr gehört hatte. Besuch war zwar erlaubt in der Psychiatrie, aber ich bekam nie einen. Und ich konnte meiner Mutter deswegen auch nicht böse sein, ich war ja schon froh, dass sie mich jetzt schon wieder aufnahm, ansonsten hätte ich wohl noch länger in diesem Gebäude verbringen müssen.

Der Summer der Tür riss mich aus meinen Gedanken und Jisoo drückte sie sofort auf. Mit dem Aufzug fuhren wir nach oben und als wir austraten, stand eine der drei Türen auch schon offen und eine Frau mittleren Alters lehnte am Türrahmen. Sie war genau so groß wie ich und ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Es vergingen einige Sekunden, in denen wir uns einfach nur anstarrten. Ich studierte sorgfältig ihre Gesichtszüge und bemerkte durchaus die Ähnlichkeiten zwischen ihr und mir, außerdem erkannte ich sie nach wie vor als meine Mutter, sie sah nicht anders aus, wie vor elf Jahren, nur älter. „Schön dich wieder zu sehen, Jimin", sagte sie dann. „Ja", konnte ich nur antworten, da mein Mund viel zu trocken war. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Sie kam mir so bekannt und doch so fremd vor. „Du bist erwachsen geworden", fügte sie dann noch hinzu und ich nickte langsam. Rechtlich gesehen war ich zwar noch minderjährig mit meinen 17 Jahren, aber ich war definitiv erwachsen im Gegensatz zu meinen sechs Jahren damals. 

Zeig mir die Welt - JikookWhere stories live. Discover now