Kapitel 9.

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Kaum hält der Wagen mit quietschenden Reifen vor der Klinik, reißt Patrick die Tür auf und öffnet den Kofferraum. Mittlerweile ist das Handtuch komplett Blut durchtränkt. Er und der Mann ziehen Paddy vorsichtig an den Rand und tragen ihn dann hinein. Ich klettere steif ebenfalls heraus und wanken hinterher. Als die Rezeption uns ankommen sieht, riechen sie schon den Braten und kommen angerannt. "Was ist passiert? " Patrick erzählt, während mein Hund gleich in den Röntgenraum kommt. Ich schaue ihnen hinterher, bin aber unfähig mich zu bewegen. Mein Herz rast, meine Arme und Beine zittern unkontrolliert und mir ist furchtbar übel und kalt. Da legt sich eine warme Hand auf meine Schulter und eine freundliche Stimme sagt:"Frau Haas? Kommen Sie, setzen Sie sich hier auf den Stuhl. " Ich drehe mich langsam um und schaue der Frau in die Augen. Plötzlich kommen mir die Tränen und ich schluchze:"Bitte retten Sie ihn! "Die Tierpflegerin nickt beruhigend und ich klammere mich weinend an sie. Die anderen im Wartezimmer schauen mitleidig und erschrocken, als ich völlig fertig von der Frau zu einem Stuhl bugsiert werde. Ich lasse mich fallen und vergrabe mein Gesicht schluchzend in den Händen. Plötzlich stupst mich eine warme Hundeschnauze an und ich hebe den Kopf. Vor mir steht ein Husky mit schiefgelegtem Kopf und fiebst leise. Dann hebt er die Pfote und kratzt über meinen Arm. Trotz meiner Angst um Paddy muss ich lächeln, als Patrick den Raum betritt. Ich springe auf und frage angstvoll:"Was ist mit Paddy? Was ist mit ihm? Ist er...?" Patrick geht stumm auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Dann sagt er leise:"Er lebt. Er wird gerade in den OP gebracht. Sein Zwerchfell ist gerissen und die linke Hinterpfote zweimal gebrochen. Er ist nicht stabil, aber es ist seine einzige Möglichkeit. " Nun breche ich vollendens zusammen und sinke weinend zu Boden. Patrick geht neben mir in die Knie und drückt mich an sich. Ich klammere mich an seiner Jacke fest und er streicht fest und langsam über meinen Rücken. Diese Massage beruhigt tatsächlich etwas meine Nerven und ich Murmel:"Er wird es schaffen, okay? " Patrick brummt zustimmend und ich hebe langsam wieder den Kopf von seiner Schulter, die komplett nass ist. Ich zittere immer noch, aber meine Tränen sind fürs erste versiegt.

Wir bleiben auf dem Boden sitzen, die Finger ineinander verschränkt. Wir halten uns gegenseitig fest und geben uns Mut. Ich starre auf den Boden, völlig in Gedanken versunken, als sich etwas in mein Blickfeld drängt. Erst nach ein paar Sekunden erkenne ich, dass mir jemand ein Glas Wasser hin hält und hebe den Kopf. Vor mir steht die nette Tierpflegerin und lächelt mir beruhigend zu. Dankbar nehme ich das Glas und trinke es sofort halb leer. Den Rest gebe ich Patrick. Wir haben seit ungefähr einer Stunde nicht mehr gesprochen, wir halten uns nur an den Händen. Die Minuten vergehen wie Stunden. Quälend langsam rückt der Zeiger der Uhr vor. Und plötzlich schieße ich hoch. Luna! "Oh Gott! ", bringe ich ziemlich laut hervor und alle im Wartezimmer zucken erschrocken zusammen. Auch Patrick. Ich drehe mich zu ihm und rufe:"Du musst Luna finden! Vielleicht liegt sie auch irgendwo schwer verletzt im Gebüsch! Los geh! " Patrick schaut mich geistesabwesend an und sagt dann leise:"Wie denn? Was denn? Ich bleibe hier bei dir! " Ich springe auf und sage bestimmend:"Nix da Patrick! Du gehst jetzt und suchst deinen Hund! Ich komme hier schon alleine klar! " Zögernd steht Patrick auf und ich gebe ihm einen ungeduldigen Schubs. Er zieht mich noch einmal fest an sich, wünscht mir Glück und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann dreht er sich um und eilt davon.

Völlig kaputt schmeiße ich die Tür hinter mir zu. Sie haben mich nach Hause geschickt. Ich habe noch zwei Stunden im Wartezimmer gesessen, bis sie mich weggeschickt haben. Wenn etwas ist melden sie sich. Langsam laufe ich in mein Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch fallen. Ohne Schuhe und Jacke auszuziehen. Erst nach einer Stunde berappel ich mich und befreie mich aus den lästigen Sachen. Nur in BH und Slip lege ich mich auf die Couch und falle in einen unruhigen Schlaf.

Kling, Kling, Kling

Ich fahre hoch. Das Telefon! Ich springe auf und renne in den Flur, wo ich fast das Telefon fallen lasse, so hastig greife ich danach. Mit zitternder Stimme rufe ich:"Leslie Haas hier? "

Eine ruhige Frauenstimme erklingt.

"Hier ist die Tierklink. Ich muss ihnen etwas sagen..."

Ein Ziemlich Berühmter "Hundetrainer" Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt