Chapter 12: Der Käfig

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"Dann fehlt noch einer.", rechnete Amber nach, "wieso hast du nach der Sache mit Clara weitergeschossen?" "Der letzt war James . Er ist glaub ich in Mary-Anns Klasse gewesen. Ich sah ihn als ich die Treppe in den 2. Stock nahm. Ich dachte gar nicht mehr nach. Er war da und ich schoss. Dann hab ich Geräusche aus dem Zimmer gehört und bin hier rein und den Rest kennst du ja." Er beendete seine Geschichte und blickte in Albers Augen. Jesse suchte in ihnen nach Angst, Abscheu, irgend etwas abwertendes ihn gegenüber, doch vergebens. Stattdessen fand er etwas wie Mitleid oder Sorge. Amber fürchtete sich nicht mehr vor Jesse. Sie wusste jetzt wie er es getan hatte obwohl es sehr skrupellos und grausam war, hatte Amber das Gefühl Jesse ist hier das Opfer, sein eigenes Opfer. Er ist verloren und allein. Es wirkte fast schon so als müsste er jemandem was beweisen. Wie er immer versuchte Amber zu dominieren, ihr überlegen zu sein. Doch wem wollte er etwas beweisen, wem will er wirklich überlegen sein? Also blickten sie sich eine Weile an. Schon wieder diese unangenehme Stille. "Was willst du eigentlich wem beweisen?",platzte es aus Amber heraus .Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. "Was beweisen?" "Na fast alles, keine sau geht in seiner Schule rumballern weil ihm langweilig ist. Du hättest nach Clara aufhören können, hast du aber nicht. Sie hat nicht in deinen Plan gepasst und wir tun es auch nicht. In der Aula hast du nicht geschossen weil es nicht der Plan war. Clara war ein Versehen das versteh ich, doch was ist mit mir. Ich war kein Teil deines Plans , warum lebe ich dann noch ?" "Weil wir einen Deal haben" "Und warum machst du das dann?" "So genau weiß ich das nicht. Ich fühl mich so lebendig,mächtig. Ich war schon immer ein nichts, wurde nie beachtet. Ich würde immer erdrückt aber jetzt hatte ich Macht. Keiner konnte sich rühren oder mir wiedersprechen wenn ich es nicht wollte. Sie flehten und bettelten. Es ist ein unbeschreibliches Machtgefühl" In diesem Moment wurde Jesse eines klar. Er Begriff, dass er das nicht wollte. Man konnte es ihm ansehen. Trauer war in sein Gesicht geschrieben. Er fing an die waffe, die er die ganze Zeit über starr an Ambers Brust hatte, langsam Richtung Boden sinken zu lassen. Es war aus, und das wusste er. Er würde hier keinen mehr töten. Amber, die diese Erkenntnis bemerkte, tat etwas was sie vorher nie gewagt hätte. Sie nahm Jesses freie Hand in ihre eigene. Verblüfft blickte Jesse zu seiner Hand und dann zu Amber, die ihm nur eins ihrer lächeln schenkte. Jesse fingen an die Tränen die Wangen runter zu rollen. Es war aus und er würde für das was er getan hatte bezahlen. Er verstand nicht warum Amber ihm, dem Monster, auch nur einen winzigen Teil ihres Mitleids gewährte. Der Raum war wieder still, doch von Angst keine spur. Sie blickten alle zu Jesse und Amber. Ihnen war klar dass, das was Jesse getan hatte unverzeihlich ist, doch bemerkten sie nun auch, dass sie nicht ganz unschuldig bei der ganzen Sache waren. Denn mit jess wollte niemand etwas zu tun haben. Er war ein nichts an dieser Schule. Sie wussten alle, dass seine Eltern ihn nicht beachteten, er ihnen nie reichen würde aber immer zu viel war. Es hatte sich Hass in ihm aufgebaut und wenn man Hass aus seinem Käfig lässt ist er schwer wieder einzusperren. Es ist wie ein Schalter den man umlegt, ein Sekundenakt.

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