22.
22 Jahre.
22 Jahre die er hier bereits festsaß.
22 Jahre hier auf Kartzela, der Gefängnisinsel des Abendstern-Ordens.
22 Jahre in denen sie ihn gefoltert hatten mit allen magischen Tricks die sie kannten.
22 Jahre in denen er zahlreiche Mithäftlinge hatte sterben sehen. Aufgeschnitten wurden sie, weil sie etwas besaßen. Etwas, dass er auch zu besitzen schien. Macht. Er war einer der mächtigsten Magier. Das wusste er. Das wussten sie. Das wussten seine Mithäftlinge. Zumindest wussten sie es seit dem 12. Tag den er hier verbracht hatte. Damals hatte ihn ein niedriger Veränderter versucht die Kehle mit einer kleinen schwachen Klinge durchzuschneiden, die er mithilfe seiner magischen Tatöwierungen beschworen hatte. Der Veränderte schrie wie ein kleines Mädchen als die Kristalle sich durch seinen Körper fraßen und ihn schließlich zerrissen.
Keine Wache hatte eingegriffen, das taten sie ohnehin nie. Denn sie fühlten sich sicher. Denn die gesamte Festung, in der man sie ein ein gepfercht hatte, bestand aus Stahlholz. Dem mysteriösen Gestein der Stahlbauminseln, welches Magie normalerweise unterdrückte. Zudem konnten die Gefangenen, die nicht wie er Mischlinge oder wie sein erstes Opfer ein Veränderter waren, eh ohne Artefakte keine Magie wirken. Das konnten Menschen halt nicht, die Elfen die einstmals die Welt formten hatten sie bewusst so geschaffen, damit sie den Elfen unterlegen waren. Jedoch hatten seine Ahne herausgefunden, dass es Gesteine gab die Magische Energie speicherten. Mit diesem Wissen hatten sie vor Äonen einen Aufstand gegen die Elfen begonnen und diese auf ihren eigenen Kontinent zurück gedrängt. So hatte es ihm seine Mutter immer erzählt, wenn die anderen Kinder ihn wegen seiner elfischen Gesichtszüge mit Steinen beschmissen hatten.
Er drehte sich auf seiner harten Pritsche um und schaute an die Decke. Seine Zeit im Gefängnis war meistens sehr angenehm gewesen. Die Häftlinge respektierten ihn und die Wachen fürchteten ihn. Nur Zwei Dinge machten ihm Angst:
Die brutalen Folterknechte des Ordens mit ihrem versteckten sadistischen Grinsen hinter ihren blutgetränkten Atemmasken und ihren gehässigen Blicken hinter den Diamantbesetzten Schwarzglas-Monokeln. Sie wussten wie sie ihn zum schreien bringen konnten und wie sie verhinderten, dass er sie zum schweigen brachte.
Die andere Sache die er fürchtete war sein Zellengenosse. Die Wachen nannten ihn nur den "Parasiten" warum wusste er nicht. Er wusste nur, dass der Mann aufgrund seiner türkisfarbenden Haut von der Insel Berdea, im südlichen Meer stammen musste. Ansonsten wusste er nichts. Er teilte sich die Zelle mit ihm seit 18 Jahren (Davor hatte er seine Zelle mit einem Hafenarbeiter aus dem Fürstentum Suge geteilt, der eines morgens nicht mehr von den Folterknechten zurückgebracht worden war) und in dieser Zeit hatte er nie ein einziges Wort gesprochen. Der "Parasit" verließ die Zelle nie und wenn er sich recht entsann, hatte er ihn auch noch nie etwas essen sehen. Alle anderen Häftlinge und Wachen mieden ihn und auch die Folterknechte holten ihn nie. Manchmal lag der Parasit einfach nur mit geschlossenen Augen auf seiner Pritsche und bewegte sich nicht, sodass er dachte sein Mithäftling wäre entschlafen. Doch immer wenn er kurz davor gewesen war, die Wachen deswegen zu alamieren, schlug der Parasit seine Augen auf und starrte ihn mit seinen durchdringenden Lilanen Pupillen an, bis er sich wieder von der Zellentür weg bewegte.
Und nun? Nun lag er wieder wach auf seiner ungemütlichen Pritsche und wartete darauf, dass die Wachen ihm sein Essen brachten. Seit Zwei Tagen wartete er darauf. Und mit jeder weiteren Minute ohne Essen und Schlaf zog sich alles in ihm zusammen und er hoffte darauf, dass sein Herz einfach stehenbleiben würde vor Erschöpfung. Denn kein Essen bedeutete, dass er bald wieder zum "Verhör" geholt werden würde. Der Orden hungerte die mächtigeren Insassen immer vor einem "Verhör" aus, damit sie einfach auch körperlich nicht in der Lage waren zu zaubern.
Da! Schritte auf dem Gang! Schwere Metallplattenstiefel, die auf den Boden knallten und dadurch jeden Gefangenen im Flur weckten. Die Nachtpatrouille kam. Er hielt den Atem an, als das metallische Hämmern an seiner Zellentür vorbeischritt und atmete erst weiter als das Hämmern nur noch in weiter Ferne vernahm.
"Sie holen dich heute zum letzten Mal."
Er zuckte zusammen, fuhr von seiner Pritsche hoch und starrte in die Dunkelheit der anderen Zellenhälfte, von wo er die Stimme vernommen hatte. Hatte gerade wirklich der Parasit gesprochen oder hörte er vor lauter Schlafmangel jetzt schon Stimmen?
"Du bist heute auf den Tag genau seit 22 Jahren in dieser Zelle, oder?"
Kein Zweifel. Der Parasit sprach tatsächlich!
"Ja, aber woher...",
"Das spielt keine Rolle. Wenn es stimmt, dann werden sie dich gleich holen und aufschneiden, in der Hoffnung, dadurch deine Macht zu bekommen."Er zitterte. "Aber wieso jetzt?", fragte er in die Finsternis
"Ha! Wenn ich das wüsste! Wahrscheinlich hat es irgendwas mit diesen verrückten Göttern zu tun, denen ihr Lurraner anhängt zu tun."
Er antwortete nichts. Er wollte sich ablenken. Über was anderes Nachdenken. Zum Beispiel darüber wie ihn der Grünhäutige gerade genannt hatte. Lurraner. So nannten die anderen Fünf Menschenvölker, die Bewohner des Kontinents. Er erinnerte sich. Lurra bedeutete, in der alten elfischen Sprache "Erde". Die Elfische Sprache wurde heutzutage nur noch benutzt um Geographische Standorte zu beschreiben. Da sie schon immer so hießen, hatten alle Menschenvölker nach der Revolte gegen die Elfen, diese Namen beibehalten, auch als sie ihre eigenen Sprachen zu entwickeln begangen. So hieß die Insel auf der er gefangen war, tatsächlich übersetzt einfach nur "Gefängnis". Genau! Und sie lag vor der Küste des Königreichs Betiruko! Und Betiruko hieß, er versuchte sich trotz schmerzenden Magen und Kopf zu erinnern, genau! Es hieß aus unbekannten Gründen: "Müde". Er lachte. Diese Ironie. Er war gerade ein Königreich. Er war Betiruko. Dann hörte er wieder die metallischen Schritte auf dem Gang und wurde aus seinen Gedanken gerissen.
"Möchtest du leben?", fragte ihn der Parasit von dessen Pritsche aus. Er starrte in die Dunkelheit. Die Schritte kamen näher. Er zögerte noch immer. "Dann komm her", sprach der Parasit weiter. Die Sekunden vergingen ohne das sich etwas zu bewegen schien. Selbst die Wache auf dem Gang war nicht mehr zu hören. Er selber war vor Angst gelähmt und hielt den Atem an. Plötzlich schoss ein diabolisches Grinsen aus der Dunkelheit auf ihn zu. Grüne Hände packten seinen Kopf. Er wollte schreien. Doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Stattdessen zuckte seine Gliedmaßen unkontrolliert und ein Schmerz als ob er von innen heraus verbrennen würde setzte ein. Mit aller Kraft versuchte er seinen Mund aufzustoßen um aufzuschreien, doch er schaffte es nicht. Der Schmerz betäubte seine Sinne, sodass er nicht einmal auf die Idee kam Magie zu wirken. Als der Parasit schließlich seine Muskeln anspannte, hatte er längst das Bewusstsein verloren.
Und so spürte er nicht mehr wie der Parasit ohne Probleme seine Schädeldecke zertrümmerte und seinen Leichnam der Wache, die die Zelle betreten hatte, entgegen schmiss.
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Der Diamantenprinz - Amethyst
FantasyTristan Subsole wird je aus dem Leben im kleinen isolierten Fürstentum Askatasuna gerissen, als ein durchgedrehter Hexer dort Amok läuft und alles tötet und zerstört, dass ihm etwas bedeutet. Er sinnt auf Rache und verfolgt den Hexer quer über den K...