Verunsicherung

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Ich war nur fünf Minuten im Zimmer, als es auch schon an der Tür klopfte und ich Kim leise „Jimin?“, sagen hörte. „Ja?“, meinte ich nur und sie öffnete langsam die Zimmertür, bevor sie eintrat und sich auf den Schreibtischstuhl setzte. „Hör mal, nimm dir Baos Worte bloß nicht zu Herzen. Er war nun mal acht Jahre Einzelkind und muss sich erst mal daran gewöhnen, es jetzt nicht mehr zu sein. Genau so wie du dich an das Leben hier generell jetzt gewöhnen musst.“ Ich nickte leicht, aber besser fühlen tat ich mich deswegen nicht. „Das Bad welches du benutzen kannst, ist übrigens direkt gegenüber von deinem Zimmer und du teilst es dir mit Bao, ich und Kyusung haben unser eigenes. Wir werden dir jetzt ein bisschen Zeit geben dich an alles hier zu gewöhnen, du kannst jetzt gerne alles machen was du möchtest und wir werden dich nicht irgendwie bedrängen“, erklärte sie dann noch und ich nickte, diesmal wirklich dankbar.  

Nachdem sie draußen war machte ich nicht mehr viel. Ich machte meine Tasche auf, in der sich meine Klamotten sowie Hygiene-Artikel befanden und suchte mir raus, was ich brauchte. Damit schlich ich mich dann in das Bad und machte mich bettfertig, bevor ich dann auch in das Bett ging. Doch da ich am Mittag bereits geschlafen hatte und mich meine Gedanken nicht in Ruhe ließen, dauerte es eine ganze Weile, bis ich wieder schlief.

Durch ein Klopfen und ein lautes „Jimin, Aufstehen, du musst dich für die Schule fertig machen!“, wurde ich geweckt und saß im nächsten Moment kerzengerade im Bett. Heute wäre mein erster Schultag. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes mein erster Schultag. Ich war noch nie in einer Schule. Ich fühlte mich ein wenig wie damals im Kindergarten, schließlich wäre das damals mein letztes Jahr im Kindergarten gewesen, bevor ich dann in die erste Klasse gegangen wäre. Aber in den Sommerferien bin ich dann in die Psychiatrie gekommen. „Jimin!“, rief sie nochmal, da ich nicht geantwortet hatte und sie wollte wahrscheinlich nicht reinkommen, um mich nicht zu verunsichern. „Bin wach“, meinte ich dann. Es nervte mich, dass ich so unsicher war und gefühlt vor allem Angst hatte, was irgendwie mit Interaktion mit anderen Leuten zu tun hatte. Jisoo war noch die Einzige gewesen, mit der ich mich wirklich normal unterhalten konnte, ohne dreimal darüber nachdenken zu müssen, was ich eigentlich sagte. Ein leises Seufzen entfuhr meinen Lippen, ich hoffte, das würde sich jetzt ändern, jetzt wo ich ein normales Leben führen konnte.

Ich schaffte es dann tatsächlich mal aufzustehen und machte mich fertig, bevor ich die Schuluniform anzog, die Kim mir in meine Hand gedrückt hatte. Weißes Hemd mit einem dunkelblauen Sacco, Krawatte und Hose, die zusätzlich noch rote Details aufwiesen. „Kyusung wird dich fahren, die Schule liegt auf seinem Arbeitsweg“, erzählte Kim mir am Frühstückstisch, wo wir auch wieder zu viert saßen.

Danach setzte ich mich auch schon in das große schwarze Auto auf den Beifahrersitz, neben mir saß Kyusung, in einem schwarzen Anzug. „Ich bin Anwalt und habe mein eigenes Büro in direkter Nähe von der Schule“, erklärte er mir, bevor er dann den Motor startete und ich wieder wegen des ungewohnten Brummens und Vibrierens zusammen zuckte. Wir fuhren wieder durch die Stadt und wieder beobachtete ich mit großen Augen die Menschen- und Automassen, so wie die riesigen Gebäude, die Werbetafeln, die vielen Lichter und noch so viel mehr Eindrücken, die mein Kopf platzen ließen.

Schlussendlich hielten wir vor einem großen Gebäude, vor dem viele Schüler mit dem gleichen Anzug wie ich rumliefen. „Ich kann leider nicht mitkommen, weil ich jetzt einen Klienten habe, aber mir wurde gesagt, dass dich deine Klassenlehrerin hier am Eingang abholen kommt, warte einfach so lange. Dann mach es gut!“, erklärte mir Kyusung und mit zitternden Beinen stieg ich aus. „Danke für das Fahren“, sagte ich noch zu ihm, dann machte ich die Tür zu und er wartete keine Sekunde bevor er wieder losfuhr.

Zeig mir die Welt - JikookWhere stories live. Discover now