Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm

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Bis jetzt sind unsere zwei Hasen ein bisschen alleine mit ihren Problemen, oder? Wird Zeit, das zu ändern. :D

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Romans überraschender Vorschlag mit der Familiengründung war in der letzten Zeit ein großes Thema bei ihnen. Pascal hat viel darüber nachgedacht, Roman wohl auch, sie haben viel darüber geredet...

Erst hatte Pascal den Eindruck, dass das für Roman nur eine Schnapsidee war, dass er es gar nicht ernst gemeint hat. Es hat ein Weilchen gedauert, bis er sich damit auseinander setzen konnte – erst einmal stand der Schock über die Verletzung an, dann die Entlassung aus dem Krankenhaus – und als er dann Roman mit seinem Vorschlag konfrontiert hat, wich er aus. Selbst hat er das Thema nie wieder angesprochen, dafür hat er immer davon abgelenkt.

Solange, bis Pascal ihn nicht mehr entkommen ließ. Bis er ihm klar gemacht hat, dass sie jetzt endlich über die Familiengründung sprechen und er gar nicht erst versuchen soll, abzuhauen. Da hat sich herausgestellt, dass Roman Angst hatte, dass er das falsche Thema zur falschen Zeit angepackt hat.

Ja, es war vielleicht nicht gerade der beste Zeitpunkt, weil er so kurz nach der Diagnose sowieso schon überfordert war, aber dass sich ausgerechnet bei diesem Thema seine Schleusen geöffnet haben, hat nichts damit zu tun, dass er dagegen ist.

Sie haben sich also damit auseinander gesetzt und der Gedanke war echt gut – Pascal konnte sich schon irgendwie an den Gedanken gewöhnen, Vater zu werden, mit Roman eine Familie zu gründen. Zumindest gefallen ihm die geistigen Bilder vor Augen, sie mit Kindern, auf einem Spielplatz, in einem Kinderzimmer, in einem Schwimmbad...

Wie es in der Realität dann aussieht, weiß er nicht und das ist schon eine ziemlich große, bedrückende Komponente

Nicht nur für ihn. Roman geht es ähnlich. Prinzipiell wollen sie Kinder, irgendwie, aber ob das dann alles hinhaut und dann wirklich so schön ist, wie sie sich das vorstellen...

Deshalb sind sie heute hier, auf dem Weg zu einem großen weißen Gebäude mit beklebten Fensterscheiben. Ganz unverbindlich. Sie haben ein Gespräch im Kinderheim vereinbart, wollen sich dort beraten lassen, dort mal anhören, was Sache ist – von jemandem, der Ahnung hat, hören, wie es wirklich abläuft.

Aus diesem Grund war er schon richtig heiß auf dieses Gespräch heute – weil sie mehr Fakten wollen, ihre Fragen beantwortet haben, ihre Vermutungen bestätigt, aber auch, weil es alles noch unverbindlich ist. Sonst hätte er Angst. Aber sie wollen sich das nur anhören, nach Hause gehen und sich Zeit lassen mit möglichen Entscheidungen.

„Denn Zeit haben wir genug", sagt Roman gerade sehr oft und dieses Motto tut Pascal echt gut.

Bis hierher fühlt es sich ja noch ganz okay an. Ein Neuanfang eben, so wie Roman es gesagt hat.

Aber nicht so abrupt, wie es sich angefühlt hat – seit der Verletzung beziehungsweise der Diagnose war nichts mehr abrupt. Jetzt hat er sich erst einmal ganz langsam daran gewöhnt, dass sich bei ihm nicht mehr alles um Fußball dreht, hat sich ebenso langsam auf den möglichen nächsten Schritt vorbereitet.

Sie haben viel Zeit miteinander verbracht, unglaublich viel Zeit im Gegensatz zu vor seiner Verletzung und er schätzt immer mehr, dass er Zeit mit Roman verbringen kann. Anfangs war es ja so, dass ihm das zwar bewusst war, aber fühlen konnte er es nicht.

Ja, die Verletzung ist scheiße, aber gleichzeitig ist es auch richtig gut, wieder bei Roman zu sein. Das Loch bleibt, ein anderes wurde gefüllt. Jeden Tag neben ihm einschlafen und am nächsten Morgen neben ihm aufwachen können ist schon etwas wert – wenn die gemeinsamen Nächte viel häufiger sind als die Nächte, die sie voneinander getrennt sind.

RudelbildungWhere stories live. Discover now