Ich sitze auf den Treppen vor der großen Haustür des Hochhauses. Ich habe meine Schlüssel vergessen und meine Eltern sind nicht da. Mein Vater arbeitet Frühschicht und müsste in einer Stunde hier sein. Wir haben mitte März und mir ist arschkalt, also sollte sich mein Vater endlich beeilen! Ich hole mein Smartphone heraus und checke meine Neuigkeiten. Nach einer halben Stunde kommt jemand in meine Richtung und ich wollte schon aufstehen und meinen Vater ersteinmal begrüßen, doch als ich aufstehe und hochschaue, gucken mich grüne Augen an. "Prinzessin, du musst doch nicht wegen mir aufstehen!"- "Halt die Fresse, Cem."
"Ok sorry, Boss." Er hebt abwehrend die Hände und geht die wenigen Stufen hoch und öffnet die Tür mit seinem Schlüssel. Er geht hinein und ich hinter her. Als ich die Türe zu mache und hoch laufen will, bemerke ich, dass Cems Hose völlig durchnässt ist. Ich fange an zu lachen und er weiß genau weshalb. "Halt die Fresse, Esra."Ich gucke ihn mit offenem Mund an. "Woher weißt du meinen Namen?" Er antwortet mir nicht und geht die Treppen hoch. Ich laufe ihm gezwungen hinterher. Hoffentlich denkt er nicht, dass ich was von ihm will. Als er an seiner Wohnungstür stehen bleibt, fällt mir auf, dass dieses Arschloch auch noch gegenüber von mir wohnt. Ich setze mich auf die Treppe und warte bis er verschwunden ist. Doch als er den Schlüssel gerade drehen will, hält er inne und dreht sich zu mir um. "Stalkst du mich jetzt?"
"Ich wohne hier." Ich zeige auf die gegenüberliegende Tür von seiner.
"Dann geh doch rein oder willst du mich weiter so behindert angucken?" Okay, was war das jetzt? Warum redet er mit mir so? "Cem, ich habe meine Schlüssel vergessen und ich komm nicht rein. Deshalb warte ich jetzt auf meine Eltern. Also denk nicht, dass ich was von dir will, okay?"
Cem guckt mich an und ich gucke weg. "Du kannst zu mir," Er öffnet die Tür.
"Nein." sage ich sofort.
"Es ist eh niemand Zuhause." Er fasst sich an die Stirn. "Scheiße", sagt er. "Ich muss meine kleine Schwester seit, -" er denkt nach. "Wie viel Uhr haben wir?" fragt er mich. Ich gucke auf meine Uhr. "Es ist 14:36."
"Ich muss meine Schwester vom Kindergarten abholen." Sagt er.
"Dann geh", fordere ich ihn auf.
Er geht hinein in die Wohnung und kommt nach 5 Minuten wieder raus. Er hatte sich umgezogen und schaut mich an. "Was ist?" frage ich genervt.
"Kommst du mit?"
"Nein."
"Ich weiß nicht wo der Kindergarten ist."
"Das ist nicht mein Problem."
"Bitte, Esra."
"Nö."
Er schaut mich verzweifelt an und rennt schließlich genervt die Treppen runter. War das jetzt falsch was ich gemacht habe? Nein, das ist nicht mein Problem. Soll er doch selbst den Kindergarten finden. Hätte er nicht mit mir so geredet, wäre ich vielleicht mit ihm mit.
**
Als mein Vater uns nun etwas zu Essen macht, frage ich ihn wann meine Schwester aus Frankreich zurück kommt. Sie ist nach Frankreich um dort zu studieren und sollte dieses Jahr zurück nach Hause kommen."Rabya kommt morgen." antwortet er. Als ich fertig gegessen habe, sage ich: "Papa, ich gehe ein wenig in die Stadt mit meinen Freundinnen." Mein Vater sagt zu allem ja. Er ist kein strenger Vater und ich liebe ihn. Also mache ich mich fertig, ziehe eine Jeanshose an und einen Pulli, nehme meine Lederjacke und geh nach draußen. Als ich an der Kreuzung abbiege sehe ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite Cem mit seiner kleinen Schwester, Hand in Hand. Das kleine Mädchen sieht so süß aus, und ich schwöre, ich habe noch nie so ein hübsches kleines Kind gesehen. Und auch sieht Cem irgendwie niedlich aus, wie er seine kleine Schwester an der Hand hält. Als er mich sieht, schaut er gleich weg. Okay, vielleicht war das vorhin wirklich scheiße von mir. Ich hätte wenigstens ihm erklären können wo der Kindergarten ist. Aber da er ihn gefunden hat, ist das mir jetzt egal. Ich laufe weiter und höre wie Cem mir was hinterher ruft: "Esra, du hast was verloren!" Ich drehe mich um und schaue auf den Boden, doch sehe nichts. "Was denn?" frage ich. - "Geschwindigkeit." er fängt an zu lachen, läuft mit seiner Schwester über die Straße und verschwindet an der Kreuzung. Arschloch, denke ich. Wie redet er eigentlich mit mir? Und warum rede ich überhaupt mit ihn?
Ich laufe zum Bahnhof und schaue wann der Zug kommt. Er müsste jetzt bald kommen. Ich setze mich auf einen freien Platz und hole mein Handy heraus. Als der Zug kommt, steige ich ein und bleibe stehen, da ich an der nächsten Station eh aussteigen muss. Der Zug hält und ich drücke den grünen Knopf und steige aus. Als ich die Treppen vom Bahnhof runter laufe, sehe ich Malik. Mit Malik gibt es so eine Geschichte. Wir hatten uns durch eine gemeinsame Freundin (Jasmina) kennen gelernt. Malik und ich haben uns gleich blendend verstanden und jeden Tag geschrieben und wir waren oft draußen. Mehr als Freundschaft war da nicht. Das wollte ich auch nicht. Aber es hat sich alles so richtig angefühlt mit Malik. Er war so lieb zu mir und hat mich ständig beschützt. Er hat mir Grenzen gesetzt, zum Beispiel wie lange ich draußen bleiben darf. Mir gefällt sowas. Ein Mann sollte so sein. Und ich hab drauf gehört. Ich habe Malik nicht geliebt. Von Liebe kann man nicht sprechen, aber ich glaube mit der Zeit wäre es auch Liebe gewesen. Aber er wandte sich dann immer mehr von mir ab. Oder ich von ihm, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall haben wir mal ab und zu Kontakt, doch das ändert sich immer wieder. Ich weiß nicht, was ich über Malik denken soll. Er ist der Richtige für mich. Aber wie schon gesagt, ich liebe und liebte ihn noch nicht! Glaube ich. Nun ja, jetzt seh ich ihn seit 3 Wochen wieder und ich merke wie er mir fehlt. Als er mich sieht, lächelt er mich an und ich schaue auf den Boden und laufe weiter. Ich laufe zu unserem Restaurant, bei dem wir uns immer treffen. Dieses Restaurant ist kein edles, hier kommen sehr viele Jugendliche. Meistens auch nach der Schule oder während der Mittagspause. Ich gehe rein und sehe schon meine Freundinnen in unserer Ecke. Ich fange an zu lächeln und gehe zu ihnen hin. "Na Mädels, wie geht es euch?" ich ziehe meine Lederjacke aus und setze mich neben Fatma, gegenüber von Jasmina. "Gut und dir?" fragt mich Jelena und trinkt ihre Cola aus.
"Ich hab gerade Malik gesehen."
"Und?" fragt Jasmina sofort neugierig.
"Nichts."
"Wie nichts?"
"Ja, nichts."
"Habt ihr gesprochen?" meldet sich Jelena.
"Nein."
"Herrlich!" sagt Jasmina sarkastisch.
"Er hat mich angelächelt."
"Und du?"
"Nichts."
"Wie nichts?"
"Ja, nichts."
Jasmina schnauft: "Esra, du und Malik, ihr seid für einander bestimmt." Ich antworte nicht.
"Du hättest zu ihm gehen sollen." sagt wieder Jelena.
"Nein! Bist du verrückt?"
"Er hat dich nicht grundlos angelächelt. Er vermisst dich bestimmt auch."
"Wer sagt, dass ich ihn vermisse?"
"Tu nicht so, Esra! Ihr habt euch gleich von Anfang an verstanden, warum versteht ihr euch jetzt nicht mehr?" Jasmina schaut mich herausfordernd an.
"Weil ich nichts mit Jungs zu tun haben will."
"Und wer war dann dieser Junge heute morgen in der Schule?"
"Wer?" frage ich sofort.
"Als du zu ihm "Halt die Fresse gesagt hast" und ich gefragt hab, wer das sei." Jelena schaut kurz zu Jasmina und dann wieder zu mir. "Nur mein Nachbar." Ich zucke mit den Schultern. "Er sieht gut aus, Esra stell mir deinen Nachbar mal vor." Zwinkt mir Jelena zu."
"Ja mal schauen." antworte ich.
"Mädels?" Das erste Wort das ich heute von Fatma gehört habe, doch wir ignorieren sie.
"Ich will ihn auch kennen lernen!" meint Jasmina lachend.
"Leute!" funkt Fatma wieder dazwischen. "Da ist Malik!"
Wir drehen uns alle gleichzeitig zur Eingangstür und er schaut auch uns an. "Ouh das war peinlich." Sagt Jelena und schaut wieder sofort auf ihr Getränk.
"MALIK!"
"Mina, bist du verrückt? Warum rufst du ihn hier her?" Sie ignoriert mich und winkt Malik zu uns und er kommt mit seinem Kumpel zu uns angedackelt. Na toll, was soll ich jetzt machen? Ich schaue auf meine Hände um ihn nicht angucken zu müssen. "Hey." seine wundervolle raue Stimme... Alle bergüßen sich. Nur ich bleib regungslos sitzen. "Ihr könnt euch zu uns setzen." sagt Jasmina. Ich schaue sie mit einem vernichtenden Blick an. Die zwei Jungs holen sich zwei Stühle und rücken zu uns. Ich habe Malik immer noch nicht angeschaut und er sitzt genau neben mir. Aus dem Augenwinkel sehe ich jemanden zu uns kommen. Oh bitte Allah, nicht noch ein Junge! Doch es ist nur der Kellner. "So, was hätten die anderen den gerne?"
"Eine Cola." Ich schwöre, Maliks Stimme bringt mein Herzschlag zum rasen.
"Ich hätte ne große Sprite." Meldet sich Maliks Kumpel. Der Kellner notiert sich alles auf und schaut mich erwartungsvoll an. Fatma stupst mich an meiner Rippe und ich zuck zusammen. "Ich muss gehen." Ich halte es nicht länger neben Malik aus und stehe auf. Dabei schlage ich meinen Oberschenkel an der Tischkante und Fatmas Glas fällt zu Boden und zerbricht. Scheiße. "Tut mir leid." ich merke wie heiß es mir wird und gehe aus dem Restaurant. Schnell laufe ich Richtung Bahnhof, hole tief Luft und versuche klar zu kommen.
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Geheimnisvolle Liebe
RomanceDieser Moment wird sich für immer in meinem Herzen bannen. Cem kniet weinend vor mir und hält meine Hand. Ich hatte das gar nicht bemerkt. Sein Gesicht sieht genau so aus wie in meinen Gedanken und sein Geruch ist auch der selbe. Selbst im Dunkeln w...