Abend

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Die Luft flimmerte noch immer von der Hitze des Tages

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Die Luft flimmerte noch immer von der Hitze des Tages. Wir hatten das Fenster auf um zu lüften, doch statt die Luft ins unserem Zimmer herunter zu kühlen hitzten wir sie nur auf. Es war unglaublich frustrierend und nach fünf Minuten schloss ich das Fenster wieder. Mit einem Seufzen warf ich mich zurück auf mein Bett und blieb wie ein Seestern dort liegen. "Mir ist warm!", jammerte ich in meine dünne Decke hinein und drehte meinen Kopf mühevoll zu Natalie. Natalie saß auf ihrem Bett neben mir, das Buch auf ihrem Schoss und die Haare hochgesteckt um den Nacken ein wenig zu kühlen.
Sie sah mich kurz über die Ränder ihrer Brillengläser hinweg an und murrte nur irgendwas Unverständliches. "Wieder keine Lust zu reden?", fragte ich dann und stützte meinen Kopf auf meinen Arm um sie besser sehen zu können. "Hm", machte sie als Bestätigung und blätterte um. Sie war schon seitdem wir zurück gekommen waren in ihr Buch vertieft und schien es in nächster Zeit auch erstmal nicht wegzulegen. Ich daneben langweilte mich ziemlich, ich wusste nicht recht was ich tun sollte. Mein Handy musste laden und gute Spiele hatte ich auch nicht. Das Buch, was ich gerade las, lag neben mir auf dem Nachttisch, aber ich hatte keine Motivation zum weiter lesen und irgendwie wollte ich auch nicht. Normalerweise hätte ich jetzt ein Puzzel ausgepackt und ein wenig meine Zeit damit verbracht Teile ineinander zu setzen, aber all meine guten Puzzle waren Zuhause bei meiner Familie.
Eher in meinem alten Zuhause. Jetzt wohnte ich ja hier. Natalie blätterte erneut um, die Seiten raschelten ein wenig und mühevoll drehte ich mich von meinem Bauch auf den Rücken. Mit leerem Blick sah ich die Decke an und grübelte, was ich tun könnte.
In Gedanken ging ich alle Möglichkeiten durch, aber so richtig gefallen tat mir keine. Mein Blick wanderte ziellos durch den Raum, blieb einmal kurz an unserer Lampe hängen, und fokussierte sich dann auf das Fenster. Draußen war es bereits dunkel, der Mond war gut zu sehen. Sterne könnte ich keine sehen, das Licht der Laternen unter dem Fenster strahlte zu hell. Wie lange es wohl dauern würde bis ich sie noch mal sah? In meinem alten Zuhause hatte ich sie sehen können wenn ich fünf Minuten lang über Felder Richtung Wald gelaufen war.
Plötzlich wusste ich was ich tun wollte. Obwohl ich müde war beschloss ich einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Ich hoffte, das mein Kopf und meine Gedanken ein wenig zur Ruhe kommen würden, denn heute war viel passiert und ich hatte viel zu verarbeiten.
Mit ein wenig Schwung richtete ich mich auf, meine Haare fielen mir locker ins Gesicht. Zum Glück war ich duschen gewesen, ich fühlte mich wohl und hatte auch wieder frische Kleidung an. Mit ein wenig Kraftaufwand rutschte ich zum Bettrand und stand auf. Als ich die Tür öffnete wandte ich mich nochmal zu Natalie um, die mich über ihr Buch hinweg ansah: "Wo gehst du hin?" "Ich will nochmal weg.", erklärte ich und sie nickte nur kurz und wandte sich wieder ihrem Buch zu und war binnen Sekunden wieder in ihrer Welt eigenen Welt untergetaucht. Nachdem ich die Tür hinter mir wieder schloss hörte ich sie auch schon lachen, anscheinend war sie gerade an einer lustigen Stelle angekommen.
Auf meinem Weg zum Schuhregal kam ich an der Küche vorbei. Die Tür stand noch immer offen, die Lampe über der Anrichte leuchtete noch. Der Geruch von Curry hing in der Luft, wir hatten zu Abend Reis, Curry und Nudeln gehabt. Unsere benutzten Teller waren schon in die Spülmaschine geräumt worden, netterweise war sie schon in der Küche eingebaut gewesen. Leider hatten wir dafür aber auch keine Waschmaschine und würden unsere Sachen in einem Waschsalon waschen müssen. Der Luxus von zuhause war nun futsch, ich war es bis jetzt gewohnt gewesen, dass meine Wäsche von jemand anderem gewaschen wurde.
Aus Klaras und Antonias Zimmer drang leise Musik, irgendwelche Lieder die ich jahrelang schon nicht mehr gehört hatte. Das Wohn- und Esszimmer lag verlassen da, durch die Gardinen schien der Mond und malte das Muster der Fenster ab. Während ich meine Schuhe anzog überlegte ich wo ich hin gehen könnte. Meine Grübeleien führten aber zu keinem Ergebnis, sodass ich beschloss einfach auf gut Glück loszugehen. Das war ja auch nicht unbedingt das Schlimmste. Zur Vorsicht nahm ich noch eine dünne Jacke zum überwerfen mit, falls es doch kälter werden sollte als ich eigentlich erwartete.
Mit einem leisen Klicken zog ich die Tür hinter mir zu, meine Schritte hallten ein wenig im Treppenhaus. Die Wohnung lag in einem Mehrfamilienhaus und war mehr als Übergang gedacht. Sobald wir offiziell als Mitglieder vorgestellt werden würden, würden wir auch in eine andere Wohnung ziehen, die etwas abgeschotteter lag als unsere jetzige. Auf meinem Weg nach draußen kam ich an einer anderen Wohnungstür vorbei, wenn ich ganz still war und angestrengt lauschte konnte ich die leisen Stimmen aus einem Fernseher hören. Vor unsere Eingangstüre waren die Briefkästen.

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