Kurz vor Sonnenaufgang kam ich bei mir in meiner Studentenwohnung an. Ich lasse mich auf mein Bett fallen und bleibe erst Mal liegen. Ich würde gerne schlafen, doch die Gedanken kreisen in meinem Kopf. Normalerweise würde ich in bereits einer Stunde wieder aufstehen und mich fertig für die Vorlesungen machen, die wieder anstehen, doch heute werde ich zu keiner mehr gehen. Auch meine Familie werde ich dieses Wochenende nicht besuchen, dazu bin ich gar nicht in der Stimmung. Und bevor ich meine Familie mit meiner bedrückten Stimmung nur belaste, sage ich denen liebe ab. Doch vorher versuche ich einzuschlafen, was mir eher schlecht als recht gelingt.
Als ich nun aufwache, ist mein Zeitgefühl, von dem ich immer dachte, es würde eigentlich ganz gut funktionieren, völlig dahin. Zeigt mein kleiner Wecker mir doch 12:40 Uhr an und es scheint dunkel zu sein? Ich bekomme einen Schreck, fahre hoch und lasse mich gleich wieder sinken. Mir hatte das Wetter einen Streich gespielt. Tiefe, dunkle, fast schon bedrohlich wirkende Wolken liegen schwer über mir und lassen es in Strömen regnen. Und dass ich dabei Mittag und Mitternacht nicht auf den ersten Blick unterscheiden konnte, ist nicht so verwirrend, wie es scheint, denn die Wolken werden selbst in der Nacht von der Stadt so hell angestrahlt, dass man denken könnte, es sei Tag (oft zumindest). Nur regnet es anscheinend jetzt nicht nur sondern gewittert auch noch, weshalb ich durch die Wärme ganz verschwitzt aus meinem Tagschlaf, wie ich ihn beinah bezeichnen könnte, aufwache. Das raubt mir eher die Kraft, als dass ich durch den langen Schlaf neue gewonnen hätte. Darum gehe ich erst Mal zum Kühlschrank, wo ich schon vorsichtshalber Mal eine Wasserflasche kühl gestellt hatte. Das tut jetzt richtig gut. Etwas kaltes was mich etwas munter werden lässt.
Ich hätte nicht gedacht, dass es mich so sehr aus der Bahn werfen könnte, dass ich dadurch Mal zu gar nichts fähig bin. Eigentlich hatte ich soviel diese Woche vor gehabt, vor Allem dieses Wochenende bei meiner Familie... Und nun sitze ich hier allein in meiner Studentenwohnung, schwitze immer noch vor mich hin, und meine Gedanken kreisen. Sie kreisen um ein einziges Thema, eine einzige Person, die meine Gedanken auf einen Nenner gerade bringt und mich nicht mehr loslässt. Jemand, der mir mittlerweile so viel bedeutet, dass ich schon gar nicht mehr weiß, wie ich es vorher ohne diesen Menschen ausgehalten habe. Und trotzdem lebe ich und bin so geworden, wie ich jetzt bin. Ach, manchmal denke ich solch wirres Zeug, dass ich eigentlich schon gar nicht mehr weiß, weshalb ich mir Gedanken mache... Ich kann mich einfach nicht konzentrieren, wenn ich ihr Gesicht mit der Träne auf der Wange vor mir sehe...
>> Wieder rennt sie, sie rennt durch den Wald, quer durch den Wald auf verschlungenen Pfaden. Ohne Ziel und Plan. Zwischen hochgewachsenen, uralten Bäumen rennt sie hindurch. Kaum spürbar berührt sie denn Boden mit unsicherem Tritt und doch ohne zu stürzen, kommt sie auf ihrem undefiniertem Weg voran. Wieder ist ihr ihr Herz schwer und erfüllt von Schmerz, der sie immer noch nicht los lässt, den sie immer noch in ihrem Innersten behält. Warum tut es nur so weh? Warum schmerzt ihr ihr Herz? Weshalb kommt sie nicht darüber weg? Sie rennt und rennt immer noch ohne Plan und Ziel. Wer ist bei ihr und lindert den Schmerz, der ihre Seele so belastet. Wer ist für sie da, damit sie die Trauer von sich geben kann? Allein rennt sie durch denn Wald und niemand begleitet sie auf ihrem Weg, noch nicht? Langsam keimt aber auch in ihr die Gewissheit, es kann wieder ruhiger werden das zerrüttete Herz. <<
Nachdem ich nun etwas gegessen habe, mache ich mich trotz des immernoch währenden Regens zu einem Spaziergang auf. Irgendwie muss ich mich bewegen, damit ich meinem Kopf die Möglichkeit gebe, sich mit körperlichen Angelegenheiten zu befassen. Ich muss mich ablenken, sonst schwillt mir der Kopf...
Obwohl ich einen Schirm mit mir rumschleppe und diesen nicht einfach dabei habe, sondern aufgespannt über mich halte, dringt die Feuchtigkeit bis auf die Haut. Dies macht mir aber gerade nichts aus, denn ich gehe einfach meinen Weg. Ich weiß zwar nicht wirklich wie und warum ich den Weg oder eine anderen nehme, doch irgendwie komme ich wenigstens voran und bleibe nicht stehen. Einfach laufen, so weit die Füße tragen. Und irgendwie gelange ich am Ende doch wieder zum See. Einmal um den ganzen See spaziere ich. Und nun stehe ich, nachdem ich den Rundgang um dem See beendet habe, wieder an der Stelle, wo ich gestern die traurige Geschichte von Elena erfahren habe, dem Mädchen, dass meinem Herz keine Ruhe mehr gibt. Ständig kreisen meine Gedanken. Wie geht es ihr, so wie es ihr mit dieser schlimmen Erinnerung halt gehen kann. Was macht sie? Besteht Gefahr, dass sie sich etwas antun könnte? All' diese Fragen schwirren in mir herum, während ich versonnen im Regen unter meinem schwarzen Schirm auf den See starre und die kleinen durch den Regen gekräuselten Wellen beobachte. Wie der Wind das Wasser vom Himmel und des Sees vor sich her schiebt. Wie als würde der Himmel mit meinen Gedanken oder gar ihr, Elena, um die Wette weinen...
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Die Liebe eines Menschen
Teen FictionWas für ein Erlebnis kann einen Menschen so sehr aus der Bahn werfen, wie das plötzliche Ende einer perfekten Beziehung, an dem keiner des Paares schuld ist. Und sind Hinterbliebene zu Liebe noch fähig?