Sie liebt ihr Leben, genau so wie esist. Klar gibt es Probleme und dunkle Stunden, wenn man es etwasübertrieben ausdrücken will, doch letztlich sind diedarauffolgenden guten Dinge das, auf das man sich freuen kann. Sieliebt ihr Eltern und ihren Bruder. Sie glaubt an das Gute in denMenschen, selbst bei ihrem Vater. Er hat sich kurz nach ihrer Geburtin einen Vampir verwandeln lassen – sie kennt ihn nicht anders –und ist seitdem leicht reizbar und frustriert. Im Nachhinein hat erwohl begriffen, dass das eine dumme Idee war, doch inzwischen ist eszu spät. Ihr Bruder Kainan sagt ihr oft, dass sie zu leichtgläubigund zu gut für diese Welt ist, was sie immer peinlich berührtabwinkt. Sie hat auch ihre Fehler, genau so wie jede andere Personauf diesem Planeten eben auch!
Ihre Mutter hat sie stets bestensbehandelt. Nur zu gerne erinnert Maya sich an die Abende zurück,wenn ihre Mutter abends an ihrem Bett saß und ihr mit sanfter Stimmeeine Geschichte vorgelesen hat oder sie gemeinsam gebacken haben.Vermutlich liebt sie deshalb die Vorweihnachtszeit mehr alsWeihnachten selbst: Plätzchen backen mit ihrer Mutter, das Hausdekorieren und danach mit Kainan Schneemänner im Garten bauen. Soviele wundervolle Erinnerungen.
Freunde hatte sie nie sonderlich viele,dafür jedoch enge, auf die sie immer vertrauen konnte.
Sie sieht ihrem Bruder recht ähnlich.Beide haben sie braune Haare, auch wenn seine um einige Nuancenheller sind. Ihre grauen Augen haben jedoch den identischen Farbton,nur die Musterung darin unterscheidet sich geringfügig. Ihre Haaresind lang, dunkelbraun und glatt, einige helle Strähnen ziehen sichdurch sie hindurch. Ihr Gesicht ist hübsch, was Kainan nicht nureinmal dazu gezwungen hat, ihr einige Jungen aus der Schule fern zuhalten, wofür sie ihm aber in den meisten Fällen dankbar war.Manchmal hat er es zwar ein wenig übertrieben, aber er hat es ja nurgut gemeint.
„Maya?"
Die Stimme ihres Bruders hallt durchdas große Haus, weshalb sie das Buch, in dem sie bis gerade ebengelesen hat, neben sich auf das Bett legt und sich an den Türrahmenlehnt, die Tür ist offen.
„Was gibt's?", fragt sie undversucht, nach unten zu lugen, von wo Kainan nach ihr gerufen hat.
„Hilfst du mir mal kurz?"
„Äh... klar."
Sie verlässt ihr Zimmer, zieht die Türhinter sich zu und rutscht auf dem Geländer die Treppe nach unten.Ihr Bruder wartet in der Küche auf sie, eine seiner Hände liegt aufeinem großen unbeschrifteten Karton, der ziemlich schwer zu seinscheint. Das Klebeband, das den Karton verschlossen hält, hat demGewicht an der Unterseite etwas nachgegeben. Etwas verwirrt geht sieauf Kainan zu und beäugt den Karton misstrauisch.
„Was ist das denn?"
„Ein Geschenk von einem Freund ausEvanscreek, nicht so wichtig. Kannst du mir einfach helfen, diesenMist in mein Zimmer zu tragen?"
„Kann ich machen. Von welchemFreund sprechen wir hier?"„Den kennst du so oder so nicht, denhabe ich in Bodie mal in einer Bar kennen gelernt."
„Dass duFreunde hast, die ich nicht kenne, ist mir neu", murmelt sie undverengt die Augen zu schlitzen. Irgendwas stimmt da nicht so ganz.„Ist doch letztlich egal", murmeltKainan und kratzt sich am Hinterkopf. Er schiebt den Karton ein Stücknach vorne und hält ihn dort fest, nach einem aufforderndem Blickvon ihm greift Maya unter die gegenüberliegende Kante und hebt denKarton an, der sich aber als noch deutlich schwerer erweist, alsgedacht. Mit großen Augen schaut sie zu ihrem Bruder, der herzhaftlacht und dabei fast den Karton losgelassen hätte, weshalb er dannselbst erschrickt. Zentimeter für Zentimeter bewegen sie sich aufdie Treppe zu und schleppen was auch immer es ist nach oben undletztlich in Kainans Zimmer, wo sie es auf seinem Bett ablegen.
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Schattenmond - Charakter-Geschichten
RandomHier werden auf Anfrage die Hintergrundgeschichten zu Charakteren aus der Buchreihe Howl (zukünftig Schattenmond) veröffentlicht