Vorwort

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Nur um das von Anfang an klarzustellen: Ich bin nichts Besonderes. Ich habe keine Kräfte und keine magischen Fähigkeiten wie meine zahlreichen Verwandten. Ich kann nicht Fliegen wie Onkel Frank oder Vater, ich kann nicht Feuerspeien wie Tante Vanessa, ich habe keine Superkräfte wie Alice, die alles heben kann, ich habe nicht einmal irgendeinen verstärkten Sinn wie Ann oder Bastian.

Ich bin einfach nur ein Mensch. Das war ich schon immer und werde es auch immer sein!

Klick. Fiiiiiiizzzzzzz. Vorsichtig zog ich das bereits blasse Foto aus der Polaroidkamera und zeigte Tamara ihre quietsch gelb lackierten Füße und meine blassblau lackierten Füße nebeneinander. Vorsichtig mit zwei Fingern, um ihre frisch lackierten Fingernägel nicht zu zerstören, nahm sie mir das Foto ab und hält es sich nur Zentimeter von der Nase entfernt.

„Also das kommt auf meine Wand!", rief sie aus und legt es zur Seite. Klick. Fizzzzzzz. Mache ich noch ein Foto von ihr. Lachend versucht sie ihr Gesicht vor der Kamera zu schützen aber ich war schneller. Ich kichre kindisch und warte darauf das sich das Bild entwickelt. Gemeinsam liegen wir in Tamaras Zimmer, lackieren und alle Nägel die wir besitzen, blättern durch Magazine (vorsichtig das wir uns die Nägel nicht kaputt machen) und reden über die Schule, die Welt und vor allem über Jungs. Tamara blätterte in einem altem Brautkleid Magazin und deutete begeistert auf ein umwerfendes Brautkleid mit einem Meerjungfrauen Schnitt.

„Das ist das Kleid, dass ich an haben werde wenn ich Martin heirate.", träumt sie laut. „Mit Tulpen und Rosen und einer Band." Ich kichere weiter über ihre Verträumtheit.

„Ich glaube du musst doch erst mit ihm zusammenkommen bevor ihr heiratet oder?", fragte ich sie neckend.

„Ach Papperlapapp. Der wird bald mein Freund sein, darauf kannst du wetten. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich ihn mir schon diese Woche unter den Nagel reißen kann. Aber unsere kleine Prinzessin hier, mit einer Sturmfreien Bude will nicht mal eine fette Party machen, sondern kommt einfach zu mir und denkt das ich ihr das nicht übel nehmen werde." Ich drehe mich auf den Rücken und puste vorsichtig meine blassblauen Nägel an.

„Meine Eltern sind nur übers verlängerte Wochenende in den Bergen eine Fahrradtour machen. Das lohnt sich garnicht."

„Das lohnt sich... Oh mein Gott, Mädchen. Das... Du... machst mich echt alle. Wenn wir jetzt noch alle anrufen, dann können wir für heute Abend alle einladen und vielleicht kommt dann mein liebster Martin und dein heimlicher Schwarm Thomas. Naaaaa komm schon." Sie haut mich auf die Schulter und zerstörte sich damit ihre gesamte Arbeit. „Oh nein!", heulte sie laut aus. „Jetzt muss ich wieder von vorne anfangen." Ich reichte ihr mit gespreizten Fingern den Nagellackentferner und antwortete aber.

„Meine Eltern kommen morgen früh schon wieder zurück. Ich habe keine Lust mir den Stress zu machen. Wenn meine Mom das verwüstete  Haus sieht, wird sie zum Drachen." Ich musste über den Insider schmunzeln.

„Ach komm schon. Ich rufe auch gerne Thomas für dich an und helfe dir beim Putzen. Versprochen!", quengelte Tamara, während sie mit konzentriertem Blick auf ihre Nägel starrte. „Du musst nur Martin für mich einladen." Gerade als ich ihrem flehen nachgeben wollte, klingelte mein Handy. Auf dem Display laß ich mit großen Buchstaben. MAMA DRACHE. Als ich abnahm hörte ich ein: Klick. Fizzzzzzzzzzz. Tamara hatte meine Poleroid geklaut. Typisch.

„Hallo Mama, ich bin immer noch bei Tamara. Wie ist eure Tour?", fragte ich in den Hörer rein.

„Hallo? Ist da Glacia Draco?", fragte eine weibliche Stimme die nicht meiner Mutter gehörte.

„Ähm... Ja?" Fragend schaute mich Tamara an und formte mit ihrem Mund: Alles ok? Ich hob einen frisch lackierten Finger um sie davon abzuhalten mich abzulenken.

„Mein Name ist Andrea Pick von Sant Joseph Klinikum im Oberbergischen. Beide ihrer Eltern sind hier eingeliefert worden. Sie müssen bitte so schnell wie möglich herkommen."

Die Erben der Drachen - GlaciaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt