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Lieber John

ich sitze hier und versuche nicht zu weinen. Und weißt du wieso ich mich zusammen reißen muss?
Du hast mir gerade die Unschuld genommen.

  Du, genau du, hast mir ein Herz geraubt. Und das nicht erst seit heute. Du willst bestimmt wissen seit wann. Aber nein, so leicht mache ich dir es nicht.

Mach dich auf meine Gefühlsausbrüche, meinen Herzschmerz und meine Tränen gefasst. Besorg dir was Popcorn und was zu trinken wäre auch nicht schlecht.

Platzier deinen Arsch auf deiner Couch.

Bis dann, deine Penelope.

Die ersten Zeilen waren endlich geschrieben. Lächelnd riss ich das Blatt, aus meinen Collegeblock und legte es behutsam unter mein Bett.

Ehrlich gesagt hatte ich null Plan wie ich sowas anfangen sollte, doch nach tausend gefehlten versuchen, hatte ich nun endlich mein ersten Brief an ihn.

  Ich wollte zwar nicht so dramatisch klingen aber es war wahrscheinlich, nicht das letzte mal das ich so dramatisch schrieb, weil ich so einfach meinen Gedanken freien lauf lassen konnte.

"Penel?" Es war er.

  Scheiße. Ich war total verheult, mein MakeUp war total verschmiert und zum Klo konnte ich auch nicht rennen. "Geh weg", schrie ich.

"Wir müssen aber reden", schrie er zuück. Zum glück waren meine Eltern und seine Eltern heute nicht da. "Was gerade passiert ist-"

  "Ist egal!"

"Eben, nicht!" Ich hörte wie er sein Kopf an die Tür lehnte.

  "Doch verdammte scheiße! Und jetzt verschwinde", rief ich mit der letzten Kraft.

"Wie denn?"

  "Indem du deinen Arsch in dein Zimmer bewegst" Wütend stand ich auf.
Einzelne voll gerotzte Taschentücher, fielen zu Boden.

Langsam ging ich zu meiner Tür. Gut darauf achtend die eine Diele, die immer quietscht, zu übergehen.

  Als ich an der Tür ankam, berührte ich sie vorsichtig mit meiner linken Hand. Ich würde ihn so gern durch seine Haare fahren, ihn Küssen.

  "Penel. Nur ganz kurz" Seine Stimme brach bei dem letzten Satz. Das versetzte mir einen Stich.

  Er tat mir, irgendwo in meinem gebrochenen Herzen, leid und ich hatte keine Lust auf Einsamkeit, deswegen schloss ich, schlussendlich, die Tür auf und ging einen Schritt zurück.

John stand direkt vor mir. Seine schönen braunen Haare waren zu einer kleinen Palme gebunden. Ich konnte ein paar einzel getrocknete Tränen erkennen.

  Genauso wie sein Gesicht waren seine Augen rot.

  "Du weißt ja wo mein Bett ist", stichelte ich. Ich selber hockte mich, vor mein Bett, auf den Boden.
"Höflich wie immer" Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Dennoch ließ er sich auf mein Bett nieder.

Mit geschlossenen Augen fragte ich:"Was willst du denn von mir?"

  Ich hatte keine Lust auf diese Art Gespräch, erstens weil es gar nicht die Art Gespräch ist die wir eigentlich führen und zweitens weil es übertrieben anstrengend ist mit ihm zu diskutieren.

  Das letzte mal haben wir darüber diskutiert, wie wir unseren Hund nennen würden und da hat er gewonnen aber auch nur weil ich weinend weg gelaufen bin. Dazu muss man sagen, wir waren sechs Jahre alt.

"Ich wollte mich dafür entschuldigen das ich dir die Unschuld genommen habe", weckte er mich aus meinen Gedanken.

  Ich war baff. Wie konnte er es nur so offen raus Posaunen?

"Wir kennen und jetzt unser ganzes Leben lang und ich will dich nicht als beste Freundin verlieren" Er war nervös. Das sah ich daran wie er seine Finger knetete.

  "War's das?", fragte ich desinteressiert. Die Desinteresse war nur gespielt. Innerlich war ich wahrscheinlich genauso nervös wie er.

"Ich-Ich dachte-" Seine Unsicherheit verschaffte mir Selbstbewusstsein.

  "Du dachtest das ich dir, wie deine Bitches, um den Hals falle nicht wahr? Aber nein John, ich bin nicht eine deiner Bitches. Ich war deine beste Freundin!", donnerte ich.
  Wütend schnaubte ich und sah auf.

Sein Mund war sperre weit offen. Seine Augen füllten sich mit Tränen und ich wusste nicht wieso. Immerhin war er hier der Fuckboy mit dreitausend Mädels.

  Wahrscheinlich war er einfach nur verwundert darüber, das jemand seine Meinung sagte.
  "Wie lange denkst du schon so?"

"Seitdem wir auf der Highschool sind John. Du hast dich so sehr zu einem Fuckboy entwickelt. Ich weiß gar nicht wieso ich noch mit dir befreundet bin", hörte ich mich sagen.

  Sofort bereute ich meine Worte, weil nun die Tränen flossen. Nicht von mir, sondern von ihm.

  "So denkst du über deinen Besten Freund?"
Das machte mich noch wütender. Er durfte sich nicht mehr besten Freund nennen!

"John, beste Freunde entjungfern sich nicht!"
  "Aber-"
"Kein aber! Und jetzt raus! Raus mit dir du Idiot", schrie ich. Wütend sprang ich auf, packte ihn am Arm und zerrte ihn raus.

  "Penelope! Hör zu, bitte", flehte er. "Ich muss dir noch was sagen" Er wand sich meinen Griff um mir in die Augen zu gucken.

"Nein musst du nicht" Mit den Worten, schubste ich ihn raus und schloss meine Tür.
  "Wenn du jetzt abschließt-", fing er an doch ich unterbrach ihn mit einem klicken, was symbolisierte das ich abgeschlossen hatte.

"Fick dich John", trällerte ich.

  Seit wann konnte ich so gut schauspielern?
"Fick dich selber du dumme Kuh"

  Es war völlig okay das er mich beleidigte, ich verstand das.
  Das was ich gesagt habe, kratze wahrscheinlich gewaltig an seinen ego.

Aber ganz ehrlich: Es tat gut ihm endlich die Meinung zu sagen.

Mit einem wütenden schnauben ging ich zu meinem Nachtisch, der neben meinem Bett stand. Auf ihm standen eine Lampe, ein Stiftehalter und dann lag da noch mein Block.

  Ich musste jetzt irgendwas schreiben, ob es ein weiterer Brief an John oder ein Tagebucheintrag werden würde, war mir egal.

Verwirrt über unseren Streit setzte ich mich an den Schreibtisch und schrieb einfach drauf los.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 20, 2019 ⏰

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