Just one day

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Einige kennen diesen One Shot bereits, da er sich in meinem One Shot Buch befand. Ich habe mich aber dazu entschlossen, meine One Shots lieber als alleinstehende Bücher zu veröffentlichen, weshalb ihr nun dieses Schmankerl zuerst lesen dürft. :3

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Gelangweilt schwenkte ich die Olive in meinem Martini-Glas hin und her und hörte der Frau neben mir gar nicht richtig zu, die leider unaufhörlich vor sich hin plapperte. Ich hatte mir mehr von diesem Abend versprochen, immerhin wurde er mir so schmackhaft gemacht, aber seitdem mein bester Freund mit irgendeinem Typen von dannen gezogen war, hatte ich diese Frau an der Backe, die mich kein Stück interessierte.

Es war wohl an der Zeit, diesen Abend hier zu beenden, deshalb leerte ich mein Getränk in einem Zug, legte noch eine beachtliche Summe für den Barkeeper auf den Tresen und verließ diesen schließlich ohne ein Wort des Abschieds an die unbekannte Frau.
Die Geräuschkulisse der Lobby ging mir mittlerweile auch unglaublich auf die Nerven und auch wenn ich mir einen anderen Ausgang dieses Abends gewünscht hätte, freute ich mich einfach nur auf die Stille meines Hotelzimmers, das ich bis morgen nicht verlassen würde.

Ich steuerte also zielstrebig die große Glastür an, die für mich den Weg in die Freiheit bedeutete und achtete gar nicht richtig auf meine Umgebung, bis doch etwas meine Aufmerksamkeit erregte.

»Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Sir«, erklang neben mir eine Stimme, die mich verwundert innehalten und zur Seite sehen ließ. Da sich keine anderen Menschen in unserer nahen Umgebung befanden, konnte also nur der Page mit mir gesprochen haben, der mir die Tür geöffnet hatte. Die Tiefe seiner Stimme überraschte mich, er sah immerhin etwas jünger aus als ich und so eine Tonlage hätte ich ihm nicht zugetraut.

Etwas Undefinierbares lag in der Luft, als unsere Augen sich für eine winzige Sekunde trafen, ehe er schüchtern den Blick auf den Boden wandte und sich dazu noch leicht verbeugte. Ich befeuchtete einmal meine Lippen und ging einen Schritt näher auf ihn zu, was ihn wohl noch mehr einschüchterte, denn aus Reflex trat er dafür einen weiteren nach hinten. Er gefiel mir sofort und ich verfluchte mich selbst dafür, dass er mir nicht schon viel früher aufgefallen war.

Wahrscheinlich stand er nämlich bereits den ganzen Abend hier und öffnete immer wieder die Tür für die Menschen, die gehen wollten. Ich empfand so etwas wie Mitleid, denn so einen Job würde doch keiner freiwillig machen wollen, außer er hatte keine andere Möglichkeit. Dazu verdiente er vermutlich nicht mehr als einen Hungerlohn, weshalb aus irgendeinem Grund in mir der Drang aufkam, ihm ebenfalls einen lohnenden Abend zu bescheren.

»Wie heißt du?«, fragte ich ihn also als erstes, doch das ließ ihn nur zusammenzucken und den Kopf noch ein wenig weiter senken. Seufzend fuhr ich mir einmal durch meine Haare, während ich ihn weiter von oben bis unten musterte, bis mir ein kleines Schild auffiel, dass sich an seiner linken Brust befand und auf dem in geschwungenen Buchstaben Taehyung stand.

Dass er ein Koreaner war, fiel mir direkt auf, denn wenn man den ganzen Tag nur die Gesichter der Amerikaner vor Augen hatte, entwickelte man erst recht einen Blick für seine eigenen Landsleute. Sein Name bestätigte meine Annahme also nur und ließ die Vorfreude in meinem Körper nur noch weiter wachsen.

»Taehyung«, sprach ich ihn nun direkt an, was ihn dann doch neugierig seinen Kopf heben ließ, um meinen Blick zu erwidern. »Sprichst du koreanisch?«

Auch wenn die Frage komisch erscheinen mochte, war es dennoch nicht selbstverständlich, dass er meine Sprache sprach, nur weil er so aussah. Er könnte genauso gut hier geboren und aufgewachsen sein, ohne je ein Wort Koreanisch in seinem Leben gesprochen zu haben. Doch als er zögerlich nickte, lächelte ich zufrieden und wechselte erleichtert zu der Sprache, die niemand um uns herum verstand.

𝐉𝐮𝐬𝐭 𝐨𝐧𝐞 𝐝𝐚𝐲│ɢɢᴜᴋᴛᴀᴇ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt