Seit Wochen bin ich schon allein unterwegs. Immer wieder habe ich in einer Stadt halt gemacht, um etwas zu essen und mich auszuruhen. Etwas Geld hab ich mir mit ein paar kleineren Arbeiten verdient. Die Digimon, die ich getroffen habe, waren zwar etwas misstrauisch mir gegenüber, aber dennoch stets freundlich. Trotzdem bin ich nie länger als nötig an einem Ort geblieben, da mein eigentliches Ziel immer noch der Waldbahnhof ist.
In der letzten Stadt ist es mir gelungen ein Trailmon zu überreden, mich ein Stückchen mitzunehmen. Ein Trailmon ist so was wie ein Zug. Es fährt auf den Schienen, die sich über die komplette Digiwelt erstrecken. Ein angenehmes Reisemittel. Und auch ziemlich das einzige, wenn man nicht laufen will.
Während der Fahrt wandert mein Blick aus dem Fenster. Es ist wirklich schön hier. Bei so einer Idylle kann ich kaum glauben, dass die Digiwelt wirklich in Gefahr ist. Aber nachdem was Hudiemon mir erzählt hat. Und ich auch einige tiefe Schluchten gesehen habe, kann ich es mir schon vorstellen. Ich sollte so bald wie möglich diese anderen Menschen finden.
An der Endstation steige ich aus. Weiter muss ich wohl zu Fuß gehen. Nachdem ich noch etwas gegessen habe, führt mich mein weiterer Weg in den Wald.
Ich bin schon wieder eine ganze Weile unterwegs. Die Sonne geht langsam unter. Tja, heute muss ich wohl unter Bäumen schlafen. Aber auch nicht weiter schlimm.
Nachdem ich eine passende Lichtung gefunden habe, sammle ich etwas Holz und mache mir ein Feuer. Gerade wird es stockfinster im Wald. Eine Wolke verdeckt die drei Monde. Doch fällt mir auf, dass die Rinde der Bäume leuchtet. Was ist denn hier los? Ich trete an einen Baum. Dieses Licht ist eine Art Bildschirm. Darin erkenne ich meine Mutter und auch meinen Vater. Sie scheinen glücklich zu sein. Seit Wochen bin ich nicht mehr zu Hause und sie haben es nicht mal bemerkt? Das kann doch unmöglich sein. Andererseits haben sie sich für mich noch nie wirklich interessiert. Ihr Job war ihnen immer wichtiger. Ich sollte immer nur gute Leistungen in der Schule liefern. Was ich auch getan habe. Der Rest ist ihnen egal. Ich bin ihnen egal. Sie achten nur auf ihr Image.
Wütend schlage ich mit meiner Faust gegen den Baum. Die Lichtung erhellt sich wieder und der Bildschirm verschwindet. Meine Eltern können mich mal! Sollen sie doch glücklich sein. Ist mir doch egal. Wahrscheinlich sind sie auch noch froh, dass ich nicht mehr da bin.
Ich lege mich neben das Feuer und betrachte die Flammen. Nachdem was ich gerade gesehen habe, wird mir wie so oft klar, wie einsam ich eigentlich bin. Meinen Eltern bin ich egal. Freunde hab ich auch keine. Nur mein Bruder war immer bei mir. Dieser ist allerdings jetzt auch weg. Irgendwie war ich die meiste Zeit schon immer allein. Doch noch nie hat es mich so sehr verletzt wie jetzt. Eigentlich war ich sogar glücklich allein zu sein. Eilig schüttle ich den Kopf. Ist auch egal. Mein oberstes Ziel ist es den Waldbahnhof zu erreichen und diese anderen Menschen zu finden. Auch wenn mir der Gedanke an einer Zusammenarbeit mit ihnen nicht besonders gefällt. Aber alleine werde ich die Digiwelt kaum retten können. Mit diesem Gedanken schlafe ich ein.
Am nächsten Morgen werde ich relativ früh wach. Die Sonne geht gerade erst auf. Ich stehe auf und strecke mich ausgiebig. Langsam sollte ich mich auf den Weg machen. Und das tue ich auch.
Mit der Zeit werden die Bäume immer weniger. Sie weichen einer weiten Wiese. Ein angenehmer Wind weht mir durch die Haare. Diese stecke ich mir mit meiner Klammer wieder halb hoch.
Auf einmal fällt mir in der Ferne etwas auf. Ein Teil der Landschaft verwandelt sich in D-Codes und verschwindet anschließend. Na das sollte ich mir wohl genauer ansehen. Zeit für eine Digitation. Ich lasse D-Codes um meine linke Hand entstehen und ziehe diese über den Scanner an meinem D-Tector. „Aurora, Spirit-Digitation zu Darcmon." Und schon bin ich wieder zu Darcmon digitiert. Ich stoße mich vom Boden ab und fliege los.
Ziemlich schnell habe ich den Ort erreicht. Eine Klippe mit drei Felsstatuen. An einer der Felsstatuen klettert ein Digimon hoch, welches nur aus Steinen besteht. Davor stehen zwei weitere kleinere Digimon. Ein Gelbes mit roter Hose und ein Weißes mit pinken Gürtel. An der Wand einer der Felsstatuen ist noch ein Digimon. Es sieht aus wie ein blonder Krieger in silberner Rüstung. Dabei hat seine Rüstung eine Ähnlichkeit mit einem Wolf. Ich erkenne das Symbol auf seiner Schulter wieder. Es war auch in der Ruine der Verbundenheit. Er ist einer der zehn legendären Digikrieger. „Lobomon, das Licht", erklingt eine fremde Stimme in meinem Kopf. Woher kommt diese Stimme? Schon wird Lobomon von D-Codes umgeben.
Der Grund dafür ist wohl ein weiteres Digimon. Ein großes, braunes mit einer riesigen Nase. „Gigasmon, Krieger der Erde." Gerade als Gigasmon angreifen will, hält ihn das Gesteindigimon mit einem Gegenangriff auf. Lobomon digitiert zu einem Jungen mit längeren, schwarzen Haaren und einem Kopftuch zurück. Dieser bekommt von dem Gesteindigimon einen roten Edelstein zugeworfen. „Gotsumon?", fragt der Junge verwundert nach. „Du musst den Stein in das Auge legen. Wenn alle drei Augen leuchten, erscheint ein Spirit der zehn legendären Digikrieger", bekommt er noch erklärt, bevor Gotsumon die Fäuste von Gigasmon abbekommt.
Mir scheint es so, als würden die beiden Hilfe brauchen. Na, dann will ich mal nicht so sein.
Ich richte meinen Stab auf Gigasmon. „Taufe der Liebe!", kommt es von mir und ich schieße heilige Energie ab. „Die Jungfrau!" Mit diesen Worten ziehe ich eins meiner Schwerter und greife Gigasmon damit direkt an. Das stößt ihn zurück. Gotsumon fällt zu Boden.
Währenddessen setzt der Junge den Edelstein ein und die Erde beginnt zu beben. Kurz darauf erscheint ein Spirit und der D-Tector des Jungen reagiert. Den Spirit fängt er ein und er digitiert zu einem metallischen Wolf. „Das ist KendoGarurumon. Kämpfer des Lichts", liest das weiße Digimon aus seinem Buch vor. Das ist also ein B-Spirit. Interessant.
KendoGarurumon brüllt auf und knallt gleich gegen den erstbesten Baum. Als Nächstes richtet sich sein Blick auf mich und ein Lichtstrahl kommt aus seinem Maul direkt auf mich zu. Elegant weiche ihm den Angriff aus. Toll. Der Feind ist aber woanders. „Es scheint, als hätte er seinen B-Spirit noch nicht im Griff", meint das weiße Digimon. Was für eine tolle Feststellung.
Gigasmon greift KendoGarurumon an. Beide treffen aufeinander und es entsteht eine gewaltige Explosion. Die Klippe, mit den drei Felsstatuen, wird komplett zerstört. Während die beiden kleineren Digimon geflüchtet sind, stürzt Gigasmon ins Meer. KendoGarurumon kann sich an dem Rest der Klippe festhalten und digitiert zu dem schwarzhaarigen Jungen zurück. Allerdings verlässt ihm kurz darauf die Kraft und er droht ebenfalls abzustürzen. Mir gelingt es ihn festzuhalten und sicher auf festen Boden abzusetzen.
Die zwei kleineren Digimon sowie eine Gruppe aus vier weiteren Menschen kommen auf ihn zu. „Das ist ein Engel", kommt es von dem gelben Digimon, als es mich bemerkt. Das weiße Digimon zieht dem anderen an seiner Hose und lässt diese schnalzen. Anschließend holt er ein grünes Buch aus seinem Gürtel und blättert eilig darin herum: „Das ist Darcmon." Nun lande auch ich.
„Wer bist du?", fragt mich ein braunhaariger Junge mit Kappe und Fliegerbrille. „Wie euer kleiner weißer Freund schon sagte, bin ich Darcmon, die Liebe", antworte ich ihm. Anschließend digitiere auch ich zurück zu einem Menschen und fahre fort: „Als Mensch heiße ich Aurora." „Ein Mensch?", kommt es etwas verwundert von dem weißen Digimon, „Ich dachte, Takuya und die anderen wären die Einzigen, die gekommen sind." „Falsch gedacht."
„Gehört Darcmon auch zu den zehn legendären Digikrieger?", erkundigt sich ein kleiner, braunhaariger Junge mit Ballonmütze bei dem weißen Digimon. „Nein. Aber mehr steht in meinem Buch leider auch nicht über sie drin", meint das angesprochene Digimon, schlägt sein Buch zu und verstaut es wieder in seinem pinken Gürtel.
„Woher sollen wir wissen, dass das keine Falle ist?", will ein dickerer, braunhaariger Junge wissen. „Dann hätte ich doch euren verletzten Freund hier wohl kaum gerettet, oder?", antworte ich und lege dabei meinen Kopf leicht schief, „Jetzt würde ich aber auch gern wissen, mit wem ich das Vergnügen habe." Nacheinander stellen sie sich mir vor. Der braunhaarige Junge mit Kappe und Fliegerbrille heißt Takuya. Koji ist der Schwarzhaarige mit Kopftuch. Das einzige blonde Mädchen ist Zoe. Der kleinere Junge mit Ballonmütze hört auf den Namen Tommy. Und J.P. heißt der dickere, braunhaarige Junge. Das weiße Digimon mit pinken Gürtel ist Bokomon und das gelbe Digimon mit roter Hose heißt Neemon.
„Warum sollten wir dir vertrauen?", will Koji wissen. „Wir haben dasselbe Ziel. Die Rettung der Digiwelt vor Cherubimon", antworte ich ihm mit einem Lächeln, „Und gern geschehen. Ich habe dich gern gerettet, Koji."
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Der Wächter der Digiwelt
FanfictionAurora bekommt eines Tages eine seltsame Nachricht auf ihr Handy. Kurz darauf begibt sie sich in eine unbekannte Welt, die Digiwelt. Anfangs noch allein unterwegs, schließt sie sich bald den Digirittern an. Doch wird sie von ihrer Vergangenheit eing...