Eins / Das erste Hindernis

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Mein Koffer ist zu voll.
Das hab ich zwar schon festgestellt, als ich mich draufschmeißen musste, um ihn überhaupt zu schließen, doch nun wo ich ihn den Weg hoch zum Hotel, welches auf einer 'kleinen' Anhöhe steht, ziehen muss, fällt es mir nochmal mehr auf.
Gefühlt habe ich meinen Kleiderschrank und mein Badezimmer in dem kleinen roten Ding unter gebracht.
Dass er nicht aus all seinen Nähten platzt ist ein Wunder.

Es ist schön, dass es so warm hier ist, doch momentan verteufle ich dieses Wetter.
Ich schwitze wie ein Bär in der Sauna und meine sonst so glatten blonden Haare sehen vermutlich so aus, als hätte ich in eine Steckdose gefasst.
Kurzum; ich muss wirklich erbärmlich aussehen.

Als ich dem Hotel keuchend immer näher komme, höre ich laute Stimmen- viele laute Stimmen.
Schreie und Kreischen.

Was zum?
Scheiß Reiseführer! Von wegen die Ruhe genießen. Ist das für Koreaner etwa Ruhe?

Je näher ich dem Eingang komme, desto mehr Menschen, sehe ich, sich vor den Eingang tummeln.
Sie schreien und schlagen gegen die Scheiben des Hotels, springen auf und ab und schlagen Töne an, wo ich Angst habe, dass mein Trommelfell platzt.

Nun stehe ich mit meinem Kleiderschrank/ Badezimmer alias. meinem Koffer hinter diesen Menschen und frage mich, wie ich da durch kommen soll.
Soll ich ein auf Footballer machen, meine Ellenbogen auspacken und durchstürmen?
Ich schüttle den Kopf.
Keine gute Idee. Die Verletzungsgefahr ist zu groß, nicht für die anderen, sondern für mich.
Nun gut, dann eben anders.

"Hallo! Ich muss dadurch!", schreie ich und werde vollends ignoriert.
Ich kneife die Augen zusammen und spüre eine leichte Genervtheit in mir aufsteigen.

Nun gut, dann eben durchschieben.
Ich probiere es und lande auf meinem Hintern.

Okay, dann ein anderer Weg.
Das Hotel hat bestimmt einen Hintereingang.
Mit geballter Faust, wende ich mich ab und laufe einmal um das Hotel herum...
und stehe vor einem Zaun, der mir bis zur Brust geht.
Jap, das kriege ich hin, denke ich zumindest.
Problematisch wird es bereits meinen Koffer darüber zu hieven.
Ich gebe Laute währenddessen von mir, bei denen ich froh bin, dass sie keiner hört.
Als der Koffer endlich mit einem lauten Plumpsen auf der anderen Seite ankommt, bin ich derartig geschafft, dass meine Muskeln zittern.
So nun muss nur noch ich rüber.
Großartiger Anfang für meinen Urlaub...

Ich stelle mich nah an den Zaun und drücke mich mit meiner verbliebenen Kraft in die Höhe.
Leider war mein Gleichgewichtssinn nie so besonders und es kommt, wie es kommen muss; ich plumpse mit dem Gesicht voran meinem Koffer hinterher.

Schnaufend hebe ich den Kopf.
Meine Laune ist mittlerweile im Keller und ich verspüre das leichte Bedürfnis zu schreien, doch ich kann mich beherrschen.

Langsam stehe ich auf, klopfe mir die Kleidung ab, greife nach meinem Koffer und betrete die Terrasse des Hotels.
Das Erste was mich verwundert ist die Tatsache, dass ich keine Menschen sehe. Nicht am Pool, nicht an der Bar und nicht auf den Liegen.
Das Zweite, was mich noch mehr verwundert ist die laute Musik, die mir entgegenschlägt, als ich die gläserne Tür aufziehe.

Ich betrete die Eingangshalle und sehe eine Menge Leute.
Einige rennen wie aufgeschreckte Hühner hin und her, während andere da stehen- aussehen, als würden sie nachdenken und Anweisungen durch den Raum rufen.
Männer mit Kameras auf der Schulter stehen an der Wand gelehnt und wirken recht gelangweilt oder wartend- ich bin mir nicht ganz sicher.
In der Mitte dieses Getümmels stehen sieben junge Männer und wirken ähnlich wie die Kameramänner- gelangweilt.

Ich zucke die Schultern und denke mir nichts weiter dabei, sondern gehe, naja wohl eher, schleppe mich zu der Rezeption.
Dort stehen mehrere Frauen versammelt, die wie blöd für sich hinlächeln.
Ich räuspere mich und plötzlich habe ich ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, auch wenn diese ein wenig überrascht aussieht.
Kein Wunder, ich will mir gar nicht vorstellen wie ich aussehen muss.

"Hallo", ich hebe die Hand zum Gruß, "ich habe ein Zimmer gebucht auf den Namen Künzer."
Überrascht sehen mich die Frauen weiter an, bis eine so gnädig ist mir zu antworten.
"Das Hotel ist für die Woche geschlossen."
Ich schüttle den Kopf, "Das muss ein Missverständnis sein", sage ich und ziehe aus meiner Handtasche die Bestätigung der Buchung.
Die Frau besieht sie sich und währenddessen entgleisen ihr die Gesichtszüge.
"Haben Sie denn keine Stornierung erhalten?", fragt sie.
"Ich habe nichts erhalten", antworte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen.
Gleich schreie ich...

"Wie Sie sehen ist unser Hotel der Ort, wo ein Musikvideo gedreht wird", sie hält inne und sieht mich an, "Wie sind Sie überhaupt hier rein gekommen?"
Ich atme langsam ein und blicke der Dame tief in die Augen.
"Hören Sie mal, ich habe einen mehrstündigen Flug hinter mir, habe mein halbes Badezimmer hier hoch geschleppt, wurde von den Leuten draußen nicht durchgelassen, musste über einen Zaun klettern, um hier überhaupt reinzukommen und nun wollen sie mir allen ernstes sagen, dass das Hotel geschlossen ist. Ist das Ihr Ernst? Ich habe hierfür gezahlt und ich bestehe auf mein bezahltes Zimmer!"
Gegen Ende meiner Ansprache werde ich immer lauter, sodass ich die Blicke im Rücken deutlich spüren kann, doch das ist mir egal.
"Es tut mir leid", entschuldigt sie sich und verbeugt sich, "aber unser Hotel ist geschlossen."
Und das ist der Moment, wo mein Geduldsfaden reißt.
Ich stemme mich mit beiden Händen auf den Tresen.
"Wie stellen Sie sich das vor? Wo soll ich denn jetzt hin?! Geben Sie mir, verdammt nochmal, mein Zimmer!", schreie ich sie an.
"Gibt es hier ein Problem?", fragt eine Stimme und neben mir steht einer der Typen, die vorhin genauso gelangweilt aussahen wie die mit der Kamera.
"Ja", antworte ich ihm und erkläre ihm die Lage.
Danach blickt er die Tante an und sagt: "Geben Sie ihr einfach das Zimmer. Dieser Aufstand stört unseren Dreh."
Und mit diesen Worten wendet er sich ab und geht zurück.
Auffordernd sehe ich die Frau an, die mir nun endlich die Karte reicht.
"Danke", brumme ich und schnappe sie mir.
"Zweite Etage, Zimmer sechs", sagt sie und verbeugt sich.
Ich winke ab und schleppe Koffer + mich selbst auf den Aufzug zu.

Endlich...

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Hallo Zusammen,

ich hoffe, dass erste Kapitel hat euch gefallen.
Über Feedback würde ich mich freuen.
Genießt den Tag 🌻

Liebe Grüße
Engelsfunke

BTS Fanfiktion I Summer LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt