2 ohne Stimme
Es war ein verregneter Tag, ich schlug meine Augen aber nicht auf.
Ich lauschte den Tropfen, wie sie gegen die Ziegel flogen, horchte wie die kleinen Massen die Regenrinne hinunter stürzten und in der Erde verschwanden.
Sie erinnerten mich an tosende Wasserfälle. Das Fenster war gesprenkelt, dicke Tropfen flossen zusammen und die Schwerkraft zog sie nach unten. Meine Lider begannen sich zu regen, ich ließ zu das sie sich öffnen und sah meine dunkle Zimmerdecke. Sie ist übersäht mit kleinen, leuchtenden Punkten welche, wenn man genau schaut kleine Sterne sind.
>>Als ich klein war malte ich sie mit einem alten Pinsel und Leuchtfarbe an meine Decke. Ich wollte bei den Sternen wohnen. Schwerelos und frei.<<
Es war, abgesehen von dem Regen der die Welt hinter den Glasscheiben in eine graue Trauerlandschaft verwandelte, ganz still. Vor meiner Zimmertür huschten keine Gestalten umher und warteten darauf dass ich aus dem Zimmer auf den Gang trete. Mein Blick glitt über den Boden und blieb bei meinen Klamotten von gestern abend hängen. Die helle Jeans liegt zerwühlt auf meinem Teppich daneben der graue Pulli, umgekrämplet. Wie von selbst schlugen meine Hände meine weiche Bettdecke zurück und präsentierten dem Universum meine hellen, zerschundenen Beine und meinen absolut kitschigen Pyjama.
Kontrolliert von einer höheren Macht zog mich an. Die Jenas glitt schwerfällig über meine Beine und bei dem Pulli stockten meine Bewegungen und mein Körper entschied ohne auch nur den Verstand zu fragen das dieses Kleidungsstück nicht gut sei. Ich kramte also aus dem Schrank ein schlichtes, schwarzes Top und einen wollig-warmen Cardigan.
Als ich in die Küche kam saß Sky schon auf seinem Platz, der Tür gegenüber und schaute mich an. Wenn man ihn genau betrachtet, dann sieht man wie nahezu perfekte er doch ist.
Seine dichten Augenbrauen sind leicht geschwungen, so als wären sie gemalt und nicht real. Er hat große Augen mit tief grünen Planeten. Sie scheinen so intensiv, als glühe er von innen heraus. Die Nase sitzt perfekt in der Mitte, manche Leuten wagen zu behaupten er hätte eine Stupsnase. Seine vollen Lippen sind weich und rot und die Mundwinkel zeigen von Natur aus nach oben.
Mit einer Schale Müsli liefe ich zu ihm an den Tisch und setzte mich neben ihn. Er drückt meine Hand, nicht grob sondern ganz zart, so wie jeden Morgen an jedem Tag seit ich denken kann.
„ Ja ich bin fertig. Du kannst es wegnehmen“, sagte ich lachend als ich merkte das Sky aufstehen wollte um das Geschirr wegzuräumen. Er nahm meine Schale, stellte sie in die Spüle und streckte mir die Hand entgegen.
Er hat schöne Hände, gepflegte Hände und saubere Nägel, was für einen Jungen sehr außergewöhnlich ist.
Ich lächelte ihn an, griff nach seiner Hand und konnte gar nicht schnell genug ihm hinterher rennen als er zu Haustür rannte.
„ Ich fahre!“, meinte ich während meine Finger den Schlüssel des Autos aus dem Schlüsselkästchens fischten. Sky war schon längst mit seiner Tasche aus der Haustür getreten, als wäre es das Normalste dass ich uns zu Schule fahren würde. Dies passierte allerdings nur dann wenn es im Sommer schneien würde, also eigentlich nie. Er wartete im Regen vor der Autotür und als ich lachend den Fernauslöser drückte saß er schneller in dem Auto als man amen sagen kann.
Der Weg in die Schule dauert nur knapp 15 Minuten.
15 Minuten puren Frieden.
Sky und ich mussten nicht viel reden um zu wissen was der andere denkt. Wir sind beide 18 Jahre alt und sind fast immer zusammen. Aber nur fast.
Der Frieden hatte ein Ende sobald wir die Schule betreten. Ich parkte auf dem Parkplatz der schon voll mit schicken Autos war. Dann rannten wir so schnell wie wir konnten unter das Schuldach.
Sky küsste mich auf die Stirn, welche vom Regen ganz nass war. Damit verabschiedete er sich und ging davon in die Schule zu seinen Freunden.
Sky war einer der beliebtesten Schüler der gesamten Schule. Er war ein Sportler, ein klein wenig geheimnisvoll und schüchtern.
Gab allen ein Rätsel auf, weil keiner verstand was er von dem kleinen unscheinbaren Mädchen nur wollte. Was fand er an ihr so reizend, dass er nichtmal der größten Barbie wiederstehen kann. Manche Leute wagten sogar zu behaupten er wäre in mich verliebt. Doch das ist nicht so.
Wir sind eben verbunden. Nicht nur durch unser Blut sondern durch unsere Herzen.
Wir kommen aus dem Himmel, sagt meine Mutter.
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Ein Strom aus Licht und Schatten
RomanceWas geschieht mit einem wenn man sich entschließt die Welt zu verlassen. Bestraft das Universum einen oder hat es Mitleid? Heaven entschließt sich das Risiko einzugehen und verabschiedet sich von der Welt. Doch was passiert wenn man tot ist?