Der Ort der Einsamkeit

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Daly Waters, Weihnachten 2018

7 Monate saß ich nun schon hier, allein und weit weg von allen Menschen die ich kannte und liebte. Meine Reise führte mich nach Australien mitten ins nirgendwo nach Daly Waters. Einem Ort den man nicht mal Dorf nennen könnte. Er besteht aus 16 Einwohnern, einer Kneipe und einem Baum der den Einheimischen irgendwie heilig ist.

Die meiste Zeit saß ich in meiner kleinen Hütte die ein wenig abseits der anderen lag und machte ganz einfach nichts, denn hier im Australischem Outback gab es auch nicht viel was man machen konnte. Ich durfte diesen kleinen Ort nicht verlassen. Einmal in der Woche wurden mir Lebensmittel gebracht, ein wenig Geld bekam ich auch immer. Da man hier nicht so viel mit Geld anfangen kann, gab ich es in der kleinen Kneipe aus und kippte mir ein Bier nach dem anderen hinter.

Heute war Heiligabend, ich saß im Schatten hinterm Haus. Ich dachte an zuhause, dort liegt zu dieser Zeit sicher eine Menge Schnee. Meine Tochter wird bereits auf der Welt sein und alle werden ein Weihnachten ohne mich feiern. Ich stellte mir vor wie Melli tottraurig auf unserer Terrasse steht und in den Himmel hinaufsieht wo sie mich vermutet.  Doch ich war einfach nur weit weg und ich konnte es ihr nicht sagen. Ich konnte ihr nicht sagen das es mir gut geht und sie nicht traurig sein braucht, denn ich durfte ja keinen Kontakt zu irgendwem haben. Wütend stampfte ich auf und der rote Sand wirbelte auf. Ich dachte an unser letztes Gespräch zurück und plötzlich fiel es mir einfach nicht mehr ein, plötzlich konnte ich mich nicht mehr an den Klang ihrer Stimme erinnern. Schweiß trat mir auf die Stirn und ich bekam keine Luft mehr. Ich sackte auf dem Boden zusammen und rang vergebens nach Luft.

"Samu oh mein Gott", ich erkannte Mika der sich neben mich in den roten Sand fallen ließ. Er zupfte hektisch eine Tüte aus seinem Rucksack. "Hier atme da rein", er reichte sie mir und ich tat wie mir geheißen. "Und jetzt beruhige dich. Konzentriere dich auf das Atmen", ich tat was er sagte. Ich atmete ruhig in die Tüte und es half wirklich.  Ein paar Tränen rollten mir über die Wangen. "Was ist denn passiert?", wollte Mika wissen. "Ich...ich kann mich nicht mehr daran erinnern wie ihre Stimme klingt. Ich kann's einfach nicht so sehr ich es auch versuche.", meine Stimme zitterte und Mika legte einen Arm um mich. Jetzt erst realisierte ich, das es Mika war der mir hier half. Mika der eigentlich in Finnland sein sollte, den Auslandsdienste gehörten seit der Geburt seiner Tochter nicht mehr zu dem was er tat. "Was machst du eigentlich hier?", wollte ich dann von ihm wissen. "Ich wollte dir meine kleine Tochter vorstellen und außerdem dachte ich mir möchtest du über die Feiertage nicht gern allein sein", sagte er und zog einen Maxicosi hinter seinem Rücken vor. Das kleine Mädchen schlief friedlich, ganz in Rosa angezogen und einen kleinen dunklen Flaum auf dem Kopf.  "Samu, das ist Neele", sagte er und lächelte selig.

Er reichte mir die kleine und sie schlief in meinem Arm einfach weiter. "Sie ist unendlich niedlich", sagte ich zu ihm. "Aber wo ist ihre Mutter Mika, wo ist deine Frau?", sein Gesichts Ausdruck wurde traurig. "Sie starb bei Neele's Geburt, eine Arterie riss, die Ärzte hatten keine Chance sie verblutete zu schnell", erzählte mit leiser Stimme. "Auch ein Grund warum ich hier bin ich musste mal raus zuhause.", er erhob sich vom Boden auf dem wir beide immer noch Gesäßen hatten.  "Na gut dann komm lass uns zusammen Weihnachten feiern", ich reichte ihm Neele und stand selbst auf. Wie aus dem nichts zauberte Mika eine Tanne aus seinem Leihwagen hervor. "Frohe Weihnachten Samu", sagte er. "Frohe Weihnachten Mika", ich lächelte ihn an und bei 30°C im Schatten feierten wir gemeinsam Weihnachten, am Ende der Welt.

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