Für eine Frau war ich sehr leicht gereist. Ich hatte einen einzigen großen Koffer und einen kleinen Rucksack mitgenommen. Alle anderen Habseligkeiten waren noch Zuhause in Deutschland. Ich hatte angenommen, dass ich vielleicht Großpapa Lui überzeugen konnte mich wieder nach Hause gehen zu lassen, aber diese Option war nun nicht mehr vorhanden.Das Zimmer worin ich untergebracht war war recht groß aber spärlich eingerichtet. Ein Bett mit Nachttisch, ein Kleiderschrank und ein kleiner Schreibtisch mit Stuhl. Die Wände hatten eine simple cremefarben drauf und gab mir den Drang die Wände mit Postern und Bildern zu füllen. Ein kleiner Teppich wäre auch nicht schlecht. Einfach ein bisschen mehr Leben in die Bude bringen. Jetzt wünschte ich mir, dass ich mehr Sachen mit nach Kanada gebracht hätte. Die Draco Villa lag im Staat Alberta und war etwa eine halbe Stunde von der nächsten Kleinstadt entfernt. Whitecourt war selbst für meine Standards klein. Zwei Schulen, ein ganz kleiner Flughafen, ein Krankenhaus die nur wenige Ops durchführten, eine Polizei Station, zwei Straßen mit Lädchen, einen Supermarkt, zwei Eisdielen (die unserer Familie gehörten) und fast 9.000 Einwohnern. Wenn es so weit überhaupt hochkommt. Eine Kleinstadt wie aus dem Bilderbuch, direkt neben dem Athabasca River. Zum Glück redeten hier in dieser Kleinstadt viele Deutsch. Mein Englisch war recht gut aber Französisch war schon in der Schule ein Krampf. Das Taxi mit dem ich gefahren bin, war einer von 25 Taxifahrern in der ganzem Stadt. Woher ich das wusste? Der Fahrer selbst schien seinen Stolz auf der Zunge zu tragen. Das Einzige was hier in Hülle und Fülle gab, waren Bäume und Wiesen. Da hätte ich definitiv viel mehr in Köln zu tun gehabt. Mein geliebtes Köln.
Ich warf meinen Koffer auf das frisch bezogene Bett und begann es auszupacken. Die zwei Bilder meiner Eltern die als erstes auftauchten stellte ich auf den Nachtschrank. Argon und Candela Draco. Mein Vater hatte wie alle in dieser Familie rotes Haar und die schönen grünen Augen. Das einzige was ich von meinem Vater geerbt hatte. Seine Augen. Aber leider nicht mal das strahlende satte grün sondern ein matschiges braun grün. Alles andere hatte ich von meiner spanischen Mutter geerbt. Die schwarzen Haare, die leichte Bräune, das runde Gesicht selbst die klassische spanische Nase. Jap meine Mutter war wunderschön und dazu auch noch die beste Köchin die es jemals gab. Allein der Gedanke, dass ich nie wieder ihr Essen kosten könnte oder ihr vergnügte Summen lauschen konnte, brach mir das Herz. Kaum zu glauben, dass so tolle Menschen einfach von einem Raser überfahren werden können. Zwei Monate hatte ich geweint. So viel, dass ich keine Tränen mehr vergießen konnte. Ich hatte alle Götter verflucht, die sie mir genommen hatten und hätte jedem Teufel meine Seele verkauft, wenn er sie für mich zurück gebracht hätte. Aber das änderte nichts. Denn den Teufel gab es leider nicht.
Auch verfluchte ich meine Verwandten, die meinten das sie für die Familie stehen. Denn nur Großpapa Lui, Onkel Sam und meine Oma Ingrid waren bei der Beerdigung anwesend gewesen. Dafür wurden aber von allen Ecken Blumen mit Beileidskarten versendet. Selbst von weit weit weit weit entfernten Verwandten der Draco Familie.
Wie konnte ich in einer Familie angenommen werden, wenn die meisten sich nicht einmal für meinen Vater interessiert hatten. Mein Vater hätte das nächste Oberhaupt der Familie werden können. Er war ein Drei-Gen Draco und wurde sogar von Großpapa ausgesucht seine Nachfolgerschaft anzutreten. Da aber meine Mutter, die absolut keine Verwandtschaft zu der Dracofamilie hatte, zu der Gleichung dazu gekommen war, lehnte mein Vater diese Position ab. Was man mir erzählte, war das sein Bruder und Großpapa diese Entscheidung respektierten. Viele meiner Onkel, Tanten und Cousin taten das aber nicht. Es war nämlich üblich entfernte Cousin und Cousinen zu heiraten, damit das Blut rein blieb. So wie im Mittelalter mit der englischen Königsfamilie. Verrückt, das im heutigen Zeitalter noch solche Gedankengänge existierten.
Als ich gerade meine letzten Hosen in den Schrank sortierte, flog meine Tür auf und mehrere gackernde Gesichter tauchten auf. Nuriel, Lavea, Patrik, Levi, Bastian und Saphira steckten die Köpf in mein Zimmer und lachten. Alle Cousin und Cousinen mit denen ich früher als Kinder gespielt hatte. Wir waren alle im selben Alter. Da ich aber mit zwölf keine Kräfte entwickelt hatte, begannen sie mich deswegen aufzuziehen und zu hänseln.
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Die Erben der Drachen - Glacia
FantasyGlacias Elterns sind bei einer eigentlich harmlosen Fahrradtour ums Leben gekommen. Nun zieht sie zu der Familie ihres Vaters: Die Dracos. Aber diese Großfamilie in Kanada ist keine übliche chaotische Familie. Nein, diese Familie stammt von einem Dr...