Kapitel 1: WO BIST DU?

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(Scarlet)

Trauer.
Depression.
Trauer.

Nichts anderes erfüllte meinen Tag mehr. Ohne dich war ich nichts und du fehltest mir unendlich doll.
Wo bist du?
Ob es dir gut geht?

Die Bilder von diesem Unglück gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Du gingst mir nicht mehr aus dem Kopf!
Wo bist du und wann kommst du wieder?
Es war meine Schuld! Allein nur meine! Ich hätte an diesem Tag nicht krank sein dürfen, dann wäre das alles nie passiert.

Warum hatte Ashley das getan?
Warum hatte sie mein Leben so kaputt gemacht?!

Tränen überkamen mich. Es war ein Albtraum, immer an dich denken zu müssen, den Tag ohne dich bewältigen zu müssen und jede Nacht in diesem Zimmer in dem du einst geschlafen hattest, zu schlafen.
Man hatte mich nicht versetzt, nein. Ich musste immer noch dieses Zimmer mit dir teilen, obwohl du nicht mehr da warst.

Seit den 2 Wochen verließ ich das Zimmer nur noch zum Essen. Doch das tat ich nur in der Nacht.
Der Arzt, welcher mich vor einer Woche hier untersucht hatte, stellte Depressionen fest.

Ohne dich konnte ich einfach nicht leben. Etwas fehlte und ich wusste genau was. Du.
Mein kleiner Engel, den ich so liebte. Oder eher geliebt hatte.
Du bist nicht mehr.
Und ich will auch nicht mehr.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Ich vermutete, dass es Herr Pietsch war. Denn er brachte mir seit einigen Tagen immer das Essen auf mein Zimmer.
Ich hatte bereits 7 Kilo abgenommen, aber das war mir egal. ,,Scarlet? Lass mich bitte rein!", bat er mich.
Ich sah traurig auf meinen Schoß und begann zu schluchzen. ,,Komm rein!", rief ich und bemerkte dabei gar nicht, dass ich meinen Lehrer duzte.

Er betrat das Zimmer und schreckte erstmal zurück. Im Zimmer war es stockdunkel. Das einzige Licht, was in mein Zimmer dringen konnte, kam vom Gang.
Ich hatte alles zugehängt und alles so verschlossen, dass keine Geräusche in mein Zimmer eindringen konnten.

,,Hey, Scarlet. Wie geht es dir?", fragte er mich und setzte sich auf mein Bett, nachdem er die Tür geschlossen und etwas Licht angemacht hatte. Ich senkte meine Blicke und sah auf meinen Arm. Dieser war verziert von blutigen Schnitten.
,,Mir geht's gut", log ich ihn an. Dabei war es offensichtlich, wie es mir ging. >>Will der es noch aus meinem Mund hören?<< Ich sah ihn an. ,,Hast du mal was getrunken?", fragte er. Ich nickte. ,,Du lügst mich schon wieder an. Dir geht es nicht gut, das sieht man die an. Und getrunken hast du auch nicht. Ich seh hier keine Flasche weder ein Glas." Ich sah ihn genervt an.  >>Wenn du mir unter die Nase reiben willst, dass ich gerade was falsch mache, dann verpiss dich<<
In letzter Zeit schien ich Herr Pietsch nur noch zu duzen. Mittlerweile war er mein Lieblingslehrer, da er viel für mich getan hatte.
Nur helfen konnte er mir nicht, denn das konnte niemand.
,,Hör auf damit", forderte er und deutete mit seinen Blick auf meinen Arm. Meine Augen verdrehten sich wie von selbst. Das war mir überlassen und das hatte ihn nichts anzugehen!
,,Scarlet! Jetzt hör mir mal zu!", sagte er etwas lauter, sodass ich ihn ansah, ,,Ich will dir helfen! Wir sind alle traurig und es ist klar, dass es dich am meisten erwischt hat, aber du brauchst Hilfe! Es bringt dir nichts, wenn du dich immer verdrückst und dein Leben in einem dunklen Zimmer verbringst!" Ich spürte bereits, dass die Tränen in mir hinaufkrochen und mein Blickfeld etwas verschwommen wurde. ,,Aber ich kann nicht mehr!", wimmerte ich, ,,Ohne ihr will ich nicht..." Er sah mich mit einem mit leidigen Gesicht an. ,,Das kann ich verstehen, Scarlet. Aber wir können an der Sache leider nichts mehr ändern!"
Ich sah dich vor meinem geistigen Auge. Du lächeltest mich an und legtest den Kopf schief.
Ich begann zu weinen. Meine Hände griffen energisch in mein Haar und zogen leicht daran, denn so konnte ich gut meine Wut abbauen.
Ich wusste nicht, wie tief man sinken musste, wenn man vor seinem Lehrer weinte. Für mich gehörte da viel dazu.
Ich war nie die Person gewesen, die allzu offen mit ihren Gefühlen umging. Ich verschwieg sie nicht, aber ich weinte sonst nie vor anderen Personen.
Aber meine Nerven waren am Ende und das nach so kurzer Zeit. Mein Leben war doch noch so lang.
Ich wollte mich nicht umbringen. Dafür war mein Leben zu kostbar. Nein, ich wollte dich einfach wieder haben.
Mehr nicht!

Herr Pietsch legte tröstend seine Hand auf meine Schulter, doch sie erfüllte nicht ihren Zweck.
Nichts konnte mich trösten, es sei denn, sie würde wiederkommen.
Aber das würde sie nicht.

>>Meine Anastasia ist tot<<
Bei diesen Gedanken wurde mein Schluchzen lauter und eher zu einem Schreien.
,,Scarlet! Nun beruhige dich wieder!", rief mein Lehrer, aber ich tat nichts der Gleichen.

Nach einer Weile bat ich ihn, das Zimmer wieder zu verlassen. Das tat er auch, ließ aber das Tablett mit dem Essen auf meinem Schreibtisch stehen.
Ich musste essen. Mein Bauch tat bereits weh.

Das Licht war noch an. Also konnte ich das Zimmer gut betrachten.
Es war schrecklich.
Schrecklich, dieses Bett zu sehen.
>>Anastasia...<<

A different life (gxg) (beendet) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt