Es dämmerte schon als Sakura die schlecht beleuchtete Gasse entlang hastete. Es waren nur noch wenige Menschen unterwegs und die meisten Läden hatten schon geschlossen. Es gab keinen Grund abends allein in London unterwegs zu sein. Nicht seitdem der Vampir, den alle Sasuke nannten, sein Unwesen trieb. Ein Grund mehr sich zu beeilen.
Endlich erreichte Sakura die für diese Urzeit noch recht belebte Hauptstraße und verlangsamte ihr Tempo etwas. Dennoch waren ihre Schritte schneller als üblich. Sie konnte nicht leugnen, dass sie die ständigen Berichte über den Vampir auch etwas beunruhigten. Überall sprachen die Menschen nur noch über ihn und seine Taten, fast täglich gab es neue Zeitungsartikel über seine Mordopfer. Es war schon fast zur Gewohnheit geworden darüber zu lesen oder zu hören. Über die ersten Fälle wurde vor knapp sechs Wochen berichtet. In dieser Zeitspanne gab es insgesamt 24 Opfer, die Mehrzahl davon junge Frauen.In letzter Zeit vermied Sakura es sich noch nach Einbruch der Dunkelheit im Freien aufzuhalten, dich heute geling ihr dies nicht. Sie umklammere ihre Einkäufe und war nun nur noch mehr darauf bedacht endlich zu Hause anzukommen. Als sie in eine kleine Seitengasse einbog, welche ihren Weg merklich verkürzen würde, viel ihr der Bericht der gestrigen Zeitung ein.
Der Vampir bevorzugt junge Damen in einem Alter von 20-25."
Sakura fiel mir ihren 22 Jahren in die Zielgruppe und passte somit perfekt in das Beuteschema des Vampirs.
Bitte begeben Sie sich nachts nicht aus Ihren Häusern und meiden Sie abgelegene Orte, denn dort schlägt er zu.
Die Tatsache, dass sie gerade in eine abgelegene Seitengasse eingebogen war, beunruhigte Sakura doch etwas. Dennoch war die Chance, dass ausgerechnet ihr etwas passieren sollte, lächerlich gering. Zudem war sie nur noch gute fünf Minuten davon entfernt in ihren wohlverdienten Schlaf zu fallen. Ihr Tag war anstrengend gewesen und sie sehnte sich nur noch nach ihrem Bett. Sie nahm ihre Arbeit als Krankenschwester sehr ernst und tat ihr bestes den Erwartungen von Doktorin Tsunade gerecht zu werden. Sie hoffte, dass sie eines Tages in ihre Fußstapfen treten konnte. Doch bis dahin war es noch ein langer Weg. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Sakuras Lippen, als sie an ihr weiches Bett dachte. Doch dieses Lächeln verschwand schnell als sie eine dunkle Stimme hinter sich wahrnahm: „Was macht eine junge Dame wie Ihr, abends alleine in einer Gasse wie dieser?"Sakura erstarrte, während ihr ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ihr Herz begann zu rasen, als sie einige Sekunden darauf den Mut fasste, sich langsam umdrehte. Sakura blickte in das blasses Gesicht eines Mannes, welches von schwarzem Haar umrahmt wurde. Einige Strähnen fielen ihm leicht ins Gesicht, jedoch konnte Sakura die teufelsroten Augen darunter eindeutig aufblitzen sehen. Diese sahen sie gierig an, während seine Lippen ein überhebliches Grinsen zierte. Der Schwarzhaarige leckte sich über diese und ging einen Schritt auf sie zu. Die Aura, die von ihm ausging, schien Sakura fasst zu erdrücken. Das Erscheinungsbild des Mannes kam ihr gefährlich bekannt vor. Der Gedanke, dies könnte der Vampir Sasuke sein, machte sich schleichend in ihr breit, jedoch wollte nicht glauben das nächste Opfer werden zu können. Der Mann kam ihr immer näher und die Panik in Sakura wuchs immer mehr. Ihr Gehirn sagte ihr sie sollte rennen, doch ihre Beine schienen ihr nicht zu gehorchen. Sie versagten und fühlten sich wie Blei an. Sakura versuchte zu verstehen was passierte, konnte jedoch keine logische Erklärung finden. Sie umklammerte ihre Einkäufe noch mehr als zuvor, während sie immer noch regungslos dastand.
Träne liefen ihr über die Wangen als der Mann, in dem schwarzen Umhang, weiter auf sie zu kam. Er war nur noch wenige Schritte von ihr entfernt, als er kurz leise auflachte: „Wieso lauft Ihr denn nicht meine Schöne?"
Daraufhin schnippte er mit dem Finger. Gleich darauf stolperte Sakura kurz nach vorne. Das schwere Gefühl, welches zuvor auf ihren Beinen lag, verflog. Bevor sie sich versah, ließ sie ihre Einkäufe fallen, drehte sich um und rannte los. Sie lief ohne nachzudenken, während ihr die Tränen immer noch über die fangen flossen. Ein kurzes, erleichtertes Lachen verließ ihre Kehle, als Sakura um die Ecke bog und die Gasse hinter sich ließ. Jedoch verstummte dies schnell, als sie den Vampir vor sich erblickte.
„Wohin des Weges?", fragte er amüsiert und stieß sich von der Wand ab, an die er sich gelehnt hatte. Er stand nun direkt vor ihr und nahm sanft ihr Kinn in die Hand. Er musterte ihr Gesicht und Sakura schluckte schwer. Ihre Nackenhaare stellten sich auf als sein Blick zu Sakura Augen wanderte und er direkt in diese sah. Gierig loderte das Feuer in den seinen. Der Vampir beugte sich sich langsam vor bis ihre Nasenspitze sich fast berührten. Dann bewegte er langsam sein Gesicht in Richtung Sakuras Ohres und begann zu flüstern: „Lauft, meine Kleine, lauft."
Er ließ sie los bevor er hämisch zu lachen begann. Sakura rannte erneut so schnell wie sie ihre Beine tragen konnten. Ihre Augen wurden heiß und immer mehr Tränen flossen über ihre Wangen. Es war unmöglich ihm zu entkommen. Was sollte sie tun? War es sinnvoll zu rennen, oder sollte sie lieber gleich aufgeben? Sie entschied sich für ersteres und rannte. Mittlerweile schluchzte sie und wusste nicht einmal mehr wo sie sich befand. Sakura bog in irgendwelche Richtungen ab und achte auf nichts anderes als auf den Weg vor ihr. Es kam ihr wie Stunden vor aber wahrscheinlich rannte sie noch keine zehn Minuten. Sakura merkte wie ihre Kräfte sie allmählich verließen und wie sie immer langsamer wurde. Irgendwann konnte sie nicht mehr und brach weinend zusammen. Ihre Knie schlugen auf dem Boden auf, gefolgt von ihren Unterarmen, um den Aufprall ihres Gesichtes zu verhindern. Den darauffolgenden Schmerz nahm Sakura gar nicht mehr war. Sie versuchte sich zwar aufzurappeln doch es gelang ihr nicht. Sie blieb einfach liegen und wartete auf das Ende.
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Eines Nachts in London
FanficLondon, 12 Oktober 1872 Weitere Leichenfunde in London. ❝Gestern Abend wurden zwei weitere Leichen, die bis auf den letzten Tropfen Blut ausgesogen waren, in einer Gasse gefunden. An ihrem Hals wurden Bisswunden die einem Vampirbiss glichen entdeckt...