Das Gefühl von Freiheit

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Ich sitze im Zug. Seit Stunden. Und schaue hinaus aus dem Fenster in die Ferne. Ich lausche den leisen und lauten Klängen, die von meinen Kopfhörern in mein Ohr dröhnen und entspanne. Ich lasse in Gedanken die letzten Momente meiner kleinen Tour nach Salzburg nochmals an mir vorbeiziehen und lasse mich vollkommen in meinem Kopfkino fallen. Die kleinen Dörfer zieren die schöne bergische Landschaft, die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt und ich sehne mich aus dem Zug raus in die Freiheit. Das Wetter wechselt. Stunde um Stunde. Mal scheint draußen die Sonne, mal scheint die Welt trist und grau.
Ab und zu sehe ich Flüsse und Seen und ich bekomme Lust auf das Meer. Lust, einfach nochmal meinen Koffer zu packen, mit Freunden ans Meer zu fahren und mich dort von den noch sehr kühlen Wellen mitreißen zu lassen. In meinen Gedanken lassen wir den Abend mit leckeren Drinks,  gutem Essen und viel Spaß ausklingen, sehen uns den Sternenhimmel an und gehen spätabends nochmal im Sand spazieren. Ich höre die Wellen förmlich in meinem Ohr. Sie sind so laut, so beruhigend, dass ich die eigentliche Musik in meinem Ohr vollkommen vergesse.
Heute fahren wir ein paar der geplanten Bahnhöfe nicht an, weshalb es eine lange Zeit nur durch schöne Landschaft geht und man nicht von einer lästigen Stimme aus den Lautsprechern gestört wird. Die Welt wirkt friedlich. Die Welt wirkt entspannt. Die Welt wirkt leise. So schön.
In der Ferne sehe ich ein Flugzeug und muss grinsen. Wie gerne würde ich jetzt in diesem Flugzeug sitzen, egal wohin es geht? Ich beobachte das Flugzeug, wie es nach oben in die Wolken steigt, denke an die Passagiere und welches Abenteuer sie erwarten wird und denke an das Ziel, welches das Flugzeug wohl haben könnte. Bleibt es in Deutschland? Fliegt es irgendwohin nach Europa? Oder fliegt es sogar noch weiter - ans andere Ende der Welt?
Ich muss grinsen, denn im November geht es für mich nach New York. Ein Traum, den ich schon habe, seitdem ich denken kann. Die Stadt, die niemals schläft, hat mich schon immer fasziniert. Egal ob in Büchern oder in Filmen. Egal ob aus Erzählungen oder eigenen Gedanken... Für mich stand schon so gut wie immer fest: irgendwann fliege ich hin. Und Ende diesen Jahres ist es dann soweit.
Als ein guter Freund und ich New York buchten, konnte ich es noch gar nicht richtig glauben. Erst am nächsten Tag wurde mir bewusst, was für einen Schritt ich gehen würde: Endlich mal raus aus Europa!
Meine Gedanken schweifen wieder zu dem Flugzeug, das jetzt fast aus meinem Sichtfeld verschwunden ist und wünsche den Passagieren leise einen guten Flug. Wann werden sie wohl ankommen? Noch heute? Doch erst morgen?
Ich denke an meinen ersten Flug zurück. Ich war aufgeregt, meine Hände schwitzen und meine Beine zitterten. Aber letztendlich konnte ich es kaum erwarten. Es war atemberaubend wie klein die Welt von oben doch ist. Zu sehen, wie die Heimatstadt immer kleiner wird, die Häuser zu kleinen Punkten am Boden verschwimmen und die Lichter zu einer Linie zusammenwachsen... Ein Gefühl, welches man so schnell nicht mehr vergisst.
Jetzt verabschiedet sich das Flugzeug in die Wolken und ich kann es nur noch sehr schwer erkennen. Ich sehne mich zu den Passagieren hoch und habe das Lied "On my way" von Lucine Gregster im Kopf. Wie gerne wäre ich jetzt nochmal auf dem Weg in eine fremde Stadt, ans Meer oder in die Berge. Wie gerne würde ich mich jetzt nochmal in eine Stadt verlieben, weil sie so schön ist? Oder die Stille am Meer genießen, weil sie nicht so erdrückend ist wie an manch anderen Tagen in der Realität? Oder die reine Bergluft schnuppern, die einem wieder mehr Luft zum Atmen gibt? Noch einmal frei sein, bevor es wieder nach Hause in den Alltag geht... Das wäre es jetzt!
Für mich bedeutet Freiheit, sich fallen zu lassen, loszulassen und dorthin gehen zu können, wohin und mit wem man möchte. Freiheit ist, wo die Lust einen gerade hinträgt. Wohin auch immer man entfliehen möchte, wenn das Leben mal wieder zu laut schreit. Freiheit bedeutet Auszeit. Einfach mal man selbst sein.

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