6. Kapitel

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Am nächsten Morgen gehen wir gemeinsam zum Gemeinschaftsgebäude. Markus erzählt uns von unserem heutigen Tagesprogramm. "Als Erstes werdet ihr euch nach dem Frühstück in euren Gruppen treffen. Danach habt ihr etwas Freizeit. Um 15 Uhr machen wir einen kleinen Ausflug in die Stadt. Abends seid ihr dann noch in euren Kursen." Jetzt beginnen alle zu essen. Kim grinst fies. "Habt ihr den Jungen schon gesehen?", lächelt Kim uns schadenfroh an. Wir sehen uns kurz im Gemeinschaftsgebäude um. "Nein", gibt Clara als Antwort und grinst. Nach dem Frühstück gehe ich zu Thomas, der schon auf unsere Gruppe wartet. Nach ein paar Minuten kommen auch noch ein paar Andere von uns. Thomas zählt, ob alle da sind. Er stutzt: "Es feht jemand" Plötzlich kommt jemand angelrannt. Es ist Alex. "Tut mir leid, dass ich so spät dran bin", keucht er außer Atem. "Wo warst du denn?", will Thomas erstaunt wissen. "In der Hütte. Irgendjemand hat unsere ganzen Kleiderschränke leer geräumt. Wir hatten gar nichts mehr zum Anziehen!", sagt er empört. Ein paar von Uns lachen. Ich werde rot. "Und wo hast du jetzt deine Sachen her?", fragt Leon aus meiner Gruppe neugierig. " Ich hatte zum Glück noch eine Reisetasche unterm Bett versteckt. Darin sind zum Glück noch ein paar Sachen." Thomas schüttelt amüsiert seinen Kopf. "Wer auch immer das war, kriegt es zurück", verkündigt Alex entschlossen. Nervös knete ich meine Hände und schaue auf den Boden. "Darüber machst du dir bitte später Gedanken. Jetzt gehen wir erstmal zur Blumenwiese", lenkt Thomas vom Thema ab.

Auf der Blumenwiese stellen wir uns wieder in einen Kreis auf. Heute sollen wir Vertrauensübungen machen. "Das ist sehr wichtig.", verkündet Thomas. Wir gucken uns alle skeptisch an, machen aber mit. Als Erstes teilt Thomas die Paare für die Übung ein. "Isabella, du machst bitte mit Leon zusammen." Leon kommt auf mich zu und grinst. Ich lächel freundlich zurück. "Einer von euch kriegt jetzt ein Tuch von mir, was er sich dann bitte über die Augen bindet, sodass er nichts mehr sehen kann. Euer Partner hat dann die Aufgabe euch mit Worten zu steuern. Wenn ihr auf die Worte euers Partners hört, lauft ihr auch nirgendwo gegen.", meint Thomas. Er verteilt die Tücher. Ich binde mir das Tuch über die Augen. Da ich eh nichts sehen kann und mich auf meinen Partner verlassen muss, schließe ich meine Augen. "Ok...dann los!", sagt Leon. Ich gehe geradeaus. "Links" Ich biege links ab. "Shit! Ich meinte rechts" Ich drehe mich in die andere Richtung. Dann laufe ich weiter geradeaus. Leon sagt nichts mehr. Also muss ich wohl einfach weiter geradeaus laufen. Plötzlich laufe ich voll gegen einen Gegenstand. Behutsam lege ich meine Hand auf meinen Kopf, weil der ziemlich wehtut. "Leon du sollst nicht quatschen, sondern auf deine Partnerin achten, die wegen dir gegen einen Baum gelaufen ist!", ruft Thomas leicht verärgert. Ich höre, wie jemand auf mich zurennt. "Sorry. Das wollte ich nicht.", entschuldigt sich Leon bei mir. "Schon ok", murmel ich. "Partnerwechsel. Isabella du behälst dein Tuch bitte auf. Alle Anderen geben das Tuch jetzt ihrem neuen Partner, der sich das Tuch dann bitte genauso umbindet." "Hey", begrüßt mich Alex, der wohl mein neuer Partner ist. Hoffentlich merkt er nicht, dass ich weiß wo seine Klamotten sind. "Tut es noch doll weh?", erkundigt er sich bei mir. Ich schüttel den Kopf. "So diesmal ohne Worte. Mal sehen wie ihr das hinbekommt." Nervös knete ich wieder meine Hände. "Keine Sorge. Ich lass dich nicht gegen einen Baum laufen.", meint Alex belustigt. "Ich tippe dir auf die rechte Schulter, wenn du rechts abbiegen sollst, auf die linke Schulter, wenn du links abbiegen sollst und wenn ich klatsche, gehst du geradeaus." "Ok" Er klatscht. Langsam folge ich seiner Aufforderung. Ich spüre seinen Finger, der mir auf die rechte Schulter tippt. Also biege ich rechts ab. Alex klatscht wieder. So geht das eine ganze Weile weiter. "Das klappt super.", stellt Thomas erfreut fest.

Nach dieser Übungen ist das Treffen mit den Hinguckern auch schon zu ende. Ich gehe zurück zu unserer Hütte. "Habt ihr auch diese bescheuerten Vertrauensübungen gemacht?", plappert Clara gleich los, als ich den Raum betrete. "Mein Partner hat nie auf das gehört was ich ihm gesagt habe", beschwert sich Kim. "Meine Partnerin war total nett und es hat auch alles super geklappt", freut sich Natalie. "Ich habe diese Sachen auch mit einem Mädchen aus meiner Gruppe gemacht. Sie ist lustig aber wirklich geklappt hat es nicht", berichtet Clara. Erwartungsvoll sehen sie mich an und warten auf meinen Bericht von den Vertrauensübungen. "Mein Partner hat mich gegen einen Baum rennen lassen", erzähle ich. Kim kichert. Clara prustet los und Natalie fragt mich besorgt, ob es mir gut geht. "Danach wurde mein Partner gewechselt. Ich habe Alex bekommen. Das hat etwas besser geklappt." "Alex? Den kenne ich. Der geht doch in unseren Volleyballkurs oder?" Ich nicke. "Den habe ich auch schon gesehen. Der sieht echt gut aus", zwinkert sie mir zu. Ich verdrehe die Augen. "Wenn du ihn so toll findest, dann wird es dich bestimmt freuen, dass wir ihm noch seine Klamotten wiedergeben müssten, damit er etwas zum Anziehen hat." Verwirrt schauen mich die Anderen an. "Er wohnt in der Hütte 8. Bei dem Jungen, der unsere Hütte verwüstet hat." Geschockt guckt mich Natalie an. "Stimmt wir haben ja alle Kleiderschränke ausgeräumt." "Und wie geben wir ihm oder auch den Anderen die Klamotten jetzt zurück?" "Ich gebe sie ihm einfach und sage ich hab die gefunden", zuckt Kim gleichgültig mit ihren Schulter. "Ne lass mal. Wir bringen die Sachen einfach heimlich zurück. Am Besten wieder früh morgens." "Schon wieder so früh aufstehen?", quengelt Kim. "Ja", sagen wir laut im Chor. "Ok."

Um 15 Uhr gehen wir zusammen zum Gemeinschaftsgebäude. "So dann gehen wir mal langsam los", meint Katja. "Für alle, die mich noch nicht kennen ich bin Katja." Und dann geht's auch schon los. Wir schlendern zu einer Bushaltestelle. Dort warten wir dann. "Hey", sagt Alex zu mir. Die Anderen aus meiner Hütte betrachten uns aufmerksam. "Üben wir wieder zusammen für Volleyball?", beginnt er das Gespräch. "Ich bin doch die totale Niete deiner Meinung nach" "Katja wird uns eh wieder mischen. Dann muss ich so oder so mit einem Mädchen diese Volleyballsachen machen. Du bist noch einer der besten Mädchen." Irgendwie klingt das Ganze etwas abgehoben und seine Worte kommen auch nicht freundlich rüber. "Um an den Ziel zu kommen, solltest du vielleicht etwas netter sein und was anderes zu einem Mädchen sagen. Nicht so etwas wie...ihr seid eh alle schlecht in Volleyball", sage ich und verziehe mich wieder zu den Mädchen. "Der ist wohl doch nicht so toll wie er aussieht", stellt Clara fest. Wir stimmen ihr zu.

In der Stadt angekommen. Ein paar Geschäfte stehen um uns herum. Sie sind zwar klein aber sehen einladend und hübsch aus. "Lasst uns mal darein gehen!", ruft Clara aufgeregt. Sie zeigt auf einen Klamottenladen. "War klar", lacht Kim. Zusammen gehen wir also erstmal shoppen. "Ich will aber noch in den Laden nebenan!", lässt uns Kim wissen. "Ist das nicht ein Sportladen?" " Ja. Genau. Voll geil!", meint sie begeistert. Wir laufen zu viert also den ganzen Nachmittag durch die Stadt. "Bella!", schreit uns jemand hinterher. Alex läuft uns hinterher. Bei uns angekommen, bleibt er stehen. "Es tut mir leid, wegen vorhin. Ich würde mich freuen, wenn wir die Übungen im Volleyballkurs zusammen machen würden." Ich beobachte ihn aufmerksam. "Ich überlegs mir" "ok" Er geht wieder zurück zu seinen Freunden. "Hat er ein schlechtes Gewissen?", erkundigt sich Natalie. "Keine Ahnung" "Wir sollten zur Bushaltestelle gehen. Der Bus wird bestimmt gleich kommen" "Ja. Lasst uns schnell hingehen."

Der Junge aus dem FerienlagerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt