Prolog

85 6 0
                                    

Alena
Es war ein wunderschöner Sommer Nachmittag. Es schneite und zusammen mit ein paar Freundinnen saß ich in einem Café mitten in Seoul. Gedanken verloren sah ich aus dem Fenster und rührte in meiner heißen Schokolade. "Erde an Alena, bist du answesend?", fragte mich eine meiner besten Freundinnen. Ich blinzelte ein paar mal und sah dann zu ihr. "Entschuldige Sumi", murmelte ich und betrachtete ihr Kunstwerk. Aus ein paar Unterlegscheiben für Gläser hatte sie ein kleines Kartenhaus gefertigt. "Und was sagst du?", fragte sie gespannt. Die anderen kicherten. "Ganz hübsch", sagte ich nur und wand meinen Blick wieder zur Seite um weiter aus dem Fenster zu schauen. Ich hörte sie genervt die Luft ausstoßen und dann wie sie die Unterlegscheiben wieder zurück legte. "Ich gehe dann mal nach Hause", sagte sie und stand auf. Gerade wollte ich noch etwas sagen und sah zu ihr, aber sie hatte mir schon den Rücken zugedreht und verabschiedete sich von Mira. "Bis morgen", sagte diese und dann machte sich Sumi auch schon auf den Weg. "Tut mir leid, ich-", setzte ich an, aber Mira machte nur eine abwinkende Handbewegung. "Ich gehe auch. Heute hat das echt keinen Sinn", sagte sie kalt und verließ ohne ein Wort das Café ebenfalls zusammen mit den anderen. Jetzt war ich allein. Mein Blick senkte sich immer mehr und ich merkte wie mir Tränen in die Augen stiegen. Sie konnten mich einfach nicht verstehen, das war nicht so einfach.

"Alles gut bei dir?", fragte eine freundliche, aber unsicher klingende Stimme. Ich sah auf und sah in leuchtende graue Augen. "J-ja schon", sagte ich und versuchte nicht ganz so traurig zu klingen. Die Fremde setzte sich neben mich. "Das war ja echt nicht nett wie die beiden dich hier haben sitzen lassen", sagte sie und hielt mir ein Taschentuch hin. Dankend nahm ich das an und wischte damit die Tränen weg die langsam anfingen zu fließen. "Ich bin Sophia, aber nenn mich ruhig Suki", stellte sie sich vor. Als ich wieder zu ihr sah, lächelte sie mich etwas schüchtern an. "Ich bin Alena. Und eigentlich ist es meine eigene Schuld wenn meine besten Freundinnen nichts mehr von mir wissen wollen", sagte ich deprimiert. Ihr Mundwinkel gingen nach unten und sie seufzte. "Aber sie sollten doch lieber versuchen dich zu verstehen, als dich einach hier sitzen zu lassen", bemerkte sie. Irgendwie hatte sie damit ja recht. Gerade wollte ich etwas sagen, da ging die Tür auf und ein mir wohlbekanntes Gesicht betrat das Café. Konnte das wirklich sein, oder träumte ich? Ich rieb mir über die Augen und saß wie versteinert auf meinem Platz. Das war kein Traum, das war Realität. Mein Herz fing an zu klopfen und ich starrte auf diese Person. Scheinbar bemerkte dieser es und sah genau in meine Richtung.

Ich hatte das Gefühl mein Herz würde stehen bleiben. Jungkook von BTS hatte mich angeschaut. Und zwar nicht auf einem Konzert, sondern einfach so in der Freizeit in einem Café. Gerade wollte ich nach dieser Sophia tasten und sie fragen ob sie mich einmal kneifen konnte, aber ihr Platz war leer. Schockiert sah ich neben mich. Sie war wirklich weg. Wo war sie so schnell hin verschwunden? Ich sah mich um. Da war sie. Hinter der Theke und nahm gerade die Bestellung von Jungkook auf. Mein Herz rutschte mir gefühlt bis in die Hose und noch weiter. Wie konnte sie so ruhig da stehen und die Bestellung aufnehmen? Ich wäre sofort tot umgefallen, hätte er mich angesprochen. Mein Atem stockte als er bezahlte und dann das Café wieder verließ. Mein Blick blieb auf ihn geheftet und ich sah wie er draußen am Fenster vorbei ging. Als er ungefähr auf meiner Höhe war, sah er zu mir und lächelte kurz. Hatte ich mir das jetzt nur eingebildet? Ich hob kurz die Hand und dann war er auch schon weg. Zufrieden lächelte ich und sah ihm hinterher. Solange bis mir bewusst wurde das mir jemand auf die Schulter tippte. "Alena alles gut bei dir?", hörte ich Sophia fragen. "Äh", machte ich und bemerkte jetzt auch das mich so gut wie alle Gäste des Cafés ansahen. "Mir geht es gut. Danke der Nachfrage", sagte ich schnell. Dann sprang ich auf, räumte meine Sachen zusammen und verließ fluchtartig das Café. Wie peinlich hatte ich mich denn bitte verhalten?

Als ich zuhause ankam, wollte meine Mutter mich gerade etwas fragen, aber ich lief einfach an ihr vorbei und in mein Zimmer. Schnell schloss ich meine Tür ab und ließ mich dann auf mein Bett fallen. Leise kullerten in paar Tränen über meine Wangen. Bestimmt dachte er jetzt ich wäre eine total dumme, die nichts um sich herum mitbekommt und total merkwürdig ist. Schluchzend nahm ich meine Kopfhörer und schaltete Musik ein. Eines meiner Lieblingslieder war Paper Hearts das Jungkook gecovert hatte. Noch unfähiger hätte ich mich  auch echt nicht anstellen können dort im Café. Bestimmt würde er mich auf dem nächsten Konzert wieder erkennen und sich innerlich über mich kaputt lachen. Ich wischte mir die Tränen weg, hörte aber noch eine ganze Weile lang weiter Musik. Solange bis ich so kaputt war das ich mich hinlegte und langsam einschlief. Am nächsten Morgen wachte ich total fertig auf und schlurfte nach drüben ins Bad. Mein Magen knurrte auch wie sonst was, aber das war mir egal. Ich duschte und machte mich dann für die Schule fertig.

Mit einem Apfel zum Frühstück und ein bisschen was für die Schule, machte ich mich auf den Weg. Meine Mutter und mein Vater waren schon lange auf der Arbeit, also war ich es gewohnt alles allein zu machen. Etwas verträumt lief ich meinen Schulweg entlang und betrachtete dabei immer mal wieder die viele Kirschbäume um mich herum. Ich liebte diesen Ort und jedes mal wenn ich hier entlang ging morgens, ging es mir ein wenig besser. Aber leider war halt auch dieser Weg irgendwann zuende und ich kam bei der Schule an. Unmengen an anderen Schülern waren ebenfalls schon dort. Ich lief geradewegs über den Schulhof, auch an meinen Freundinnen vorbei. Die schien das aber auch so gar nicht zu interessieren. Etwas betrübt ging ich in unseren Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz. Nur wenige Schüler waren bis jetzt da und es dauerte auch noch ein wenig bis der Unterricht anfing, also nahm ich mein Handy und die Kopfhörer um noch ein wenig Musik zu hören.

Als die Stunde dann anfing, passte ich so gut es eben ging auf. Aber so leicht war das gar nicht. Umso mehr war ich froh als der Schultag endlich zuende war. Ich räumte all meine Sachen zusammen und verließ dann den Klassenraum. Schon von weitem sah ich auf dem Schulhof eine große Versammlung. Verwundert darüber blieb ich stehen und versuchte zu sehen weshalb dort alle standen. Dann sah ich ein mir bekanntes Gesicht. Sophia aber wieso war sie hier. Und vor allem, wieso waren so viele Menschen um sie herum. Als sie mich erblickte schien sich ihre Miene ein wenig aufzuhellen. Dabei kannten wir uns doch eigentlich gar nicht richtig und ich hatte sie nur einmal in dem Café gestern getroffen. Schnell sah ich weg und ging weiter in Richtung Schultor. "Hey warte mal", sagte jemand hinter mir. Ich blieb stehen und sah sie an. "Hallo", sagte ich knapp. "Ich bin ja echt froh das ich hier wenigstens eine Person auf der ganzen Schule kenne", sagte sie. "Also was heißt kennen. Wenigstens eine Person habe wo ich weiß wie sie heißt." Sie klang ziemlich erleichtert und ich lächelte. "Na ja. Da meine Freundinnen mich sowieso im Moment mehr als Belastung empfinden als alles andere, kann ich mich wohl ruhig mit dir anfreunen", sagte ich und reichte ihr die Hand. Sie schien wirklich erfreut darüber zu sein. "Wollen wir vielleicht in das Café, dann kann ich mich nochmal ordentlich vorstellen", schlug sie vor. Wieso eigentlich nicht, dachte ich und zusammen machten wir uns auf den Weg.

Paper HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt