Kapitel 5

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Ariel führt mich durch den tiefen Wald. Auf unserem Weg werden wir vom steten Zwitschern der Vögel begleitet, was eine beruhigende Wirkung auf mich hat. Ein leichter Wind streift mein Haar. Es riecht nach Erde, Wasser und Natur. Die Äste unter meinen Füßen knacken und die Blätter rascheln. Obwohl ich immer wieder über unter Moos versteckte Wurzeln stolpere, fühle ich mich hier unerklärlicherweise wohl.

Da wir durch den Wald und nicht am Hauptweg entlangmarschieren, frage ich mich, ob Gregor wirklich wahre Absichten oder doch heimtückische Hintergedanken hegt. Aus diesem Grund halte ich mich mehrere Meter hinter ihm, sodass ich wegrennen kann, falls er sich komisch verhalten sollte. Allerdings glaube ich kaum, dass ich weit kommen würde. Ich würde es niemals über die Mauer schaffen, geschweige denn den Heimweg finden, wenn es so etwas wie ein Portal wirklich gibt und er mich nicht angelogen hat.

Ariel dreht sich ruckartig um, sodass ich fast in ihn hineingelaufen wäre, und mustert mich scharf. »Hör endlich auf damit. Das ist ja nicht mehr auszuhalten. Ich höre deinen Herzschlag bis hierher. Und das verursacht mir Kopfschmerzen. Wenn ich dir etwas antun wollte, hätte ich es längst getan!«

Erschrocken weiche ich vor ihm zurück und starre ihn an. Doch er dreht sich wortlos um und marschiert weiter.

»Wir sind auf dem Akademiegelände. Ich werde dich zu deinem Wohnhaus bringen«, ruft er mir über die Schulter zu.

Nach einiger Zeit werden die Bäume größer und höher und wir marschieren einen breiten Hügel hoch. Um die breiten Stämme sind ungefähr fünf Meter über dem Boden riesige Baumhäuser mit breiten Balkonen gebaut. Ihre Dächer verschwinden zwischen dichten Baumkronen, allerdings kann ich nirgendwo eine Treppe sehen, die zu den Häusern hochführt. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen, weshalb ich erstaunt stehen bleibe und die Gebilde fasziniert betrachte.

Zwei Mädchen stehen auf einem Balkon und unterhalten sich lachend. Mir fallen ihre unnatürlich spitz zulaufenden Ohren auf, hinter die sie ihre hellblonden und dunkelbraunen Haare gestrichen haben. Seltsame Tattoos befinden sich unter ihren Augen und auf ihrer Stirn, die ich aber aufgrund der Entfernung nicht genau erkennen kann. Als wir vorbeigehen, grüßen sie Ariel fröhlich und werfen mir interessierte Blicke zu.

Ich fühle mich ein wenig beruhigter. Zum einen wegen der coolen Umgebung, zum anderen, weil wir wieder in der Zivilisation sind.

Die Bäume werden immer lichter, bis wir auf der Kuppe des Hügels angekommen sind, welche eine wunderschöne Aussicht auf das Gelände davor freigibt. Der Hügel geht in eine Wiesenlandschaft mit vereinzelten Bäumen über, welche in einen hellen Sandstrand mündet. Dahinter befindet sich ein weiter See, dessen strahlend blaues Wasser in der Sonne glitzert. Er ist zur Hälfte von einem Wald umgeben, wo weitere Baumhäuser stehen. Am Ufer sitzen einige Jungen und Mädchen und unterhalten sich lachend. Andere sonnen sich oder planschen im Wasser, während mehrere Schüler auf einem kleinen Feld Volleyball spielen. Außerdem kann ich mehrere Boote im Wasser erkennen.

Hinter dem See befindet sich eine weitere Wiesenfläche, auf der hinter einer Mauer aus durch Steinbögen miteinander verbundenen Pfeilern ein gigantisches sandsteinfarbenes Gebäude mit mehreren Seitenflügeln hochragt. Aufgrund der vielen Turmfassaden und Ecktürme erinnert es mich eher an einen Palast als ein Schulgebäude. Links und rechts davon befinden sich nach hinten versetzt zwei Backsteingebäude.

»Ist das die Akademie?«, frage ich neugierig und zugleich überwältigt von dem atemberaubenden Anblick.

»Jap. Wir sind da«, ruft Ariel kurz angebunden. Er steht ein paar Meter entfernt und wartet ungeduldig auf mich. Gespannt gehe ich zu ihm und betrete einen steinigen Pfad. Vor mir steht ein gigantischer Baum, an dem ein weiteres dieser besonderen Wohnhäuser angebracht ist.

Prinzessin der Elfen - Bedrohliche Liebe [Exlusive Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt