Die Ruhe vor dem Sturm

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Ich stürmte mit rot unterlaufenen Augen und feuchten Wangen ins Malfoy Manor und verwandelte mit einem Schlenker meines Zauberstabs meine jetzige Kleidung in ein schwarzes Kleid, das, das dem Umhang meines Vaters so ähnlich war. So schnell wie möglich stieg ich die Treppe empor und betrat den Saal, indem sich die anderen bereits zusammen gefunden hatten. Kaum war die Tür hinter mir ins Schloss gefallen, lagen alle Blicke auf mir. Nur der meines Vaters setzte mir zu.  "Rebecca!", bemerkte er mit einem seltsamen Funkeln in den Augen, das mich unwillkürlich zusammen zucken ließ. "Warum so ängstlich?", säuselte er und jagte mir so einen schrecklichen Schauder über den Rücken. Ich wollte etwas sagen, irgendwas, doch noch bevor ich begann zu sprechen, hob mein Vater die Hand und ich sah ihn abwartend an. "Ich muss schon sagen, ich bin enttäuscht!" Ich riss entsetzt die Augen auf, Draco und ein paar andere taten es mir gleich. "Rebecca. Ich hätte so viel mehr von dir erwartet, wirklich!" Was - "Und ich denke, du wirst verstehen, dass das Konsequenzen mit sich ziehen wird." Das Brennen in meinen Augen wurde immer schlimmer. Ich durfte nicht weinen, nicht hier, nicht jetzt, nicht vor meinem Vater. "Komm zu mir!" Seine Stimme klang ruhig und liebevoll, zu liebevoll. Widerwillig kam ich näher und mit jedem Zentimeter weniger wuchs meine Angst, er könnte etwas unüberlegten tun. "Mein Kind", er nahm meine Hand in seine und streichelte mit den Daumen über meinen Handrücken. Irgendetwas lief hier furchtbar schief. Eine einzige Träne stahl sich auf meine Wange und etwas im Blick meines Vaters veränderte sich. "Na Na, Rebecca, nicht weinen! Eine Voldemort weint doch nicht." Er klang so vorsichtig, so väterlich. Es machte mir Angst. Das war sein Plan. Er wollte mir das Gefühl geben, alles sei in Ordnung, um dann aus heiterem Himmel auf mich einzudreschen. Aber ich wollte das nicht, zumindest noch nicht. "B-bitte!", flehte ich und plötzlich war ich furchtbar heiser. "Rebecca?" Ich nickte vorsichtig. "Ich möchte, dass du jetzt gehst und wir reden später." Was? "In Ordnung?", er fragte nicht wirklich nach meiner Meinung. Er wollte seinem Befehl nur Nachdruck verleihen. Ich nickte noch einmal. Auch Voldemort nickte knapp, dann ließ er meine Hand los. "Geh!", wiederholte er und ich ging langsam auf die Tür zu. Als ich den Türgriff berührte, bemerkte ich erst wie stark meine Hand zitterte. Bevor ich die Klinke jedoch runter drückte, drehte ich mich noch einmal in den Raum. Alle sahen mich an, wirklich alle. Dennoch öffnete ich letztendlich die Tür und verließ den Raum. Hinter mir fiel diese leise in die Angeln und kaum war das geschehen, drehte ich mich um und lehnte mich mit dem Rücken daran. Ich atmete einmal kurz ein und aus, dann ging ich den ersten Schritt und ging geradewegs auf Dracos Zimmer zu.

Der Eisprinz und seine PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt