║Kapitel 5║

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»Ganz genau, einfach nur reden«

Einfach nur reden? Es klingt lächerlich. Den Dubois kann man nicht trauen, sie haben überall ihre Finger im Spiel. Im Schatten lassen sie ihre Marionetten tanzen - ganz unauffällig und schaust du nur kurz weg, so bist du schon in ihrem Netz gefangen und die Fälle schnappt erbarmungslos zu.

Großvater Hisashi lehrte mich stets: "Arisu, sei immer wachsam und hinterfrage jedes Lächeln, denn in der Welt der Magie ist nichts so wie es scheint. Das Böse tarnt sich vermeintlich harmlos, um dich zu verführen, doch ist es nicht zu unterschätzen. Bist du erst einmal im Bann der Schatten, so kommst du ihnen nur schwer davon."

»Hmpf« Ich fahre durch mein langes, schwarzes Haar. »Und über was genau willst du mit mir so sehnlichst reden?«

Seine himmelblauen Augen verfangen sich in meinem Blick, versuchen mich zu verzaubern. »Sag mir nicht, das weißt du nicht?«, spottet er.

Ich laufe auf ihn zu. Woher soll ich bitte wissen, was er von mir will? Bin ich etwa eine Hellseherin? »Sag es mir! Ich habe nicht ewig Zeit«, fordere ich.

Er schmunzelt; lehnt sich gelassen an einen Tisch. »Nicht so voreilig Ryujin«

Voreilig? Demonstrativ verschränke ich meine Arme über der Brust, schaue ihn genervt an. Bereitet es ihm etwa so viel Spaß, mich auf die Folter zu spannen? Ich schüttle meinen Kopf. Dann kann es wohl kaum etwas Wichtiges sein. »Wenn du nichts zu sagen hast, dann gehe ich jetzt. Der Unterricht beginnt bald wieder« Gerade als ich mich der Tür zuwende, packt er mich an der Schulter und zieht mich zurück ins Klassenzimmer; drückt mich eng an seinen starken Oberkörper. Meine Augen weiter sich schlagartig, als sein heißer Atem mein Ohr streift. Erneut überkommt mich ein seltsames Kribbeln. »Na, na, nicht so schnell«, raunt er. Hitze strömt unaufhaltsam in meine Wangen. Mein Körper zittert und mein Herz bebt. Was ist das für ein Gefühl? »Du bist viel zu ungeduldig«, wispert er amüsiert.

Einer seiner langen, eleganten Finger verfängt sich in meinen Haaren, spielt mit einer Strähne. Ich beiße auf meine Unterlippe. Was soll das? Wieso kann ich mich nicht mehr bewegen? Sein Atem, der einen rosigen Duft ausströmt, tänzelt über meine Haut - betört mich. Ich spüre seine Brust, die er gegen meinen Rücken presst. Es scheint kein Entrinnen zu geben. Will ich das denn überhaupt - weg von ihm?

Verdammt, fluche ich innerlich. Meine Gedanken, sie sind umhüllt von dichtem Nebel - trügerisch und besitzergreifend will er nach meinem Geist greifen, mich verstummen lassen und immer weiter ins endlose Schattenreich zerren. Es gibt kein Entkommen vor der ewigen Nacht, nicht wahr? Ich will mich bewegen, doch mein Körper ist erstarrt. Nicht einmal Tränen der Verzweiflung entfliehen mir. Was bin ich – schwach? Nein, ich bin eine Ryujin!

Großvater erhöre mich, leih' mir deine Kraft, flehe ich. 

Als der Schleier droht mich vollends zu verschlingen, da kehrt Hoffnung ein und gibt mir unerwartet Stärke. »Halt... Hör damit auf... sofort...«, keuche ich und stoße ihn weg. Wie konnte ich nur meine Deckung fallen lassen? Verlegen schaue ich zu Boden, versuche seinen fordernden Blicken auszuweichen, meinen Verstand zurückzuerlangen, um dem blendenden Nebel gänzlich zu entrinnen. Diese verfluchten Dubois und ihr Verführungszauber.

Er seufzt enttäuscht. »Mit dir kann man wirklich keinen Spaß haben, schade«

»Spaß?« Ich bin entsetzt. Dieser Kerl widert mich an. Er erfreut sich daran, einen Verführungszauber auf wehrlose Leute zu wirken? Abartig.

»Schau doch nicht so-« Weiter kommt er nicht, denn ich schlage ihm mit voller Wucht meine flache Hand ins Gesicht. »Hör auf diese Spielchen zu spielen Adrien. Du widerst mich an« Meine Stimme klingt gefasst, keine Spur von Unsicherheit. Es ist kein Hass der aus mir spricht, vielmehr Entsetzten zu was er fähig ist ohne jegliche Gewissensbisse.

Adrien Dubois spielt gerne mit den Gefühlen anderer, manipuliert sie, formt sie zu willenlosen Puppen. Und jetzt hatte er es bei mir versucht, einer Magierin die noch keine Vollblüterin ist, keinen Abwehrzauber wirken kann. Innerlich verfluche ich mich selbst. Sein rosiger Duft - ein erstes Warnzeichen, welches ich leichtsinnig übersehen hatte.

»Ich gehe und du solltest das auch, denn anscheinend hast du mir nichts Nennenswertes mitzuteilen. Du solltest dich wirklich schämen« Ich wende mich ab von ihm - zeige ihm die kalte Schulter; laufe auf die graublaue Tür zu und öffne sie. Keinen einzigen Blick werfe ich zurück. Als ich aus dem Raum trete, bleibt nichts als purer Unglaube und ein sprachloser, äußerst fassungsloser Adrien.

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🔜 ║Kapitel 6║

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 31, 2018 ⏰

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