Erwachsen mit Sieben oder Acht

Prolog

Ich war gerade auf dem Weg nach Oben, als sich mit lautem Sirenengesang ein Krankenwagen durch unsere Straße zog.

 Ich musste Sieben oder Acht gewesen sein, weshalb mich das Geräusch so sehr in Panik versetzte, dass ich eine Stufe übersah, stolperte und rückwärts die Holztreppe runter kullerte. Doch anstatt laut aufzuschreien, wie ich es sonst immer tat, blieb ich einfach liegen und lauschte den flüsternden Stimmen die aus dem Wohnzimmer zu mir drangen.

Sie hatten mich nach Oben geschickt, damit ich nicht zuhörte.                                                                       Ich weiß heute nicht mehr viel von dem, was ich damals verstanden hatte, aber ein Satzfetzen blieb mir ganz besonders in Erinnerung. 

"Wie soll ich denn bitte einem Kleinkind erklären, dass ihr Vater verstorben ist?" sagte meine Mutter mit einem Beben in ihrer Stimme.

Ich war wütend, das weiß ich noch. Obwohl es mir bis dato nicht schlecht ging, kauerte ich mich am Treppenabsatz zusammen und fing an zu weinen.                                                                                   Still liefen mir die Tränen über meine kleinen Wangen. Damals und auch Heute noch glaube ich, dass ich in diesem kleinen Moment erwachsen wurde. Erwachsen, mit Sieben oder Acht. 

Es war nicht die Tatsache, dass mein Vater verstorben war - im Grunde hatte ich das noch gar nicht realisiert - oder dass meine Mutter mich ein Kleinkind nannte, nein, ich fühlte mich ganz plötzlich fehl am Platz. Alleingelassen. 

Und das war schließlich auch der eine Moment, der mich veränderte. Der uns veränderte. Der dazu führte, dass ich durch jede Prüfung des Lebens durchfiel und meine Mutter letztendlich nicht mehr wusste was sie mit mir und sich anfangen sollte.

Ganz plötzlich waren wir Beide fehl am Platz. Alleingelassen.