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Mit einem Handtuch trocknete ich mir den Schweiß von Stirn und Nacken, während ich mein Handy checkte und mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Uhrzeit sah. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und sah zu Jimin.

„Wir haben 3 1/2 Stunden überzogen und es nicht mal bemerkt." ,machte ich ihn darauf aufmerksam. Er lachte und zog sich eine Jacke über. „Tja, dann müssen wir wohl länger auf die Bahn warten als sonst."

Lächelnd klopfte ich ihm auf die Schulter. „Lüg doch nicht. Du wirst sowieso von Jungkook abgeholt."

Jimin lachte und nahm seine Tasche. „Ja werde ich. Er ist wahrscheinlich schon da, kannst du gleich abschließen?" ,fragte er mich lieb. „Ja klar. Bis morgen." ,verabschiedete ich mich von ihm, während er durch die Tür aus dem Dance Practise Raum verschwand.

Er erwiderte meine Verabschiedung noch, ehe er dann weg war.

Ich sah nochmal durch den Raum und zog mir dann einen dicken Mantel an, immerhin war es bereit Winter und es würde nur noch wenige Tage dauern, bis es Weihnachten ist. Ich nahm meine Tasche und schloss den Raum ab, ehe ich die Tanzakademie verließ.

Ich liebe meinen Job als Tanzlehrer und das scheinen meine Schüler auch zu merken, denn sie schmunzeln immer, wenn sie mich um halb zwölf noch in der Akademie erwischen. Eigentlich bin ich nämlich nur bis 20 Uhr an die Arbeit hier gebunden, aber es kommt öfter vor dass ich länger an meinen Choreografien arbeite.

Das einzige was ich an meinem Job nicht so mochte, war das ich entweder zwanzig Minuten nach Hause laufen musste, oder die Bahn nehmen musste. Zwar hätte ich genug Geld um mir ein Auto zu holen, aber ich hatte noch nicht soviel Motivation mir eines zu kaufen. Ich seufzte und sah wie der Dampf meines Atems in den Himmel stieg, was ein bisschen dem Rauch einer Zigarette ähnelte.

Die Hände in den Manteltaschen vergraben, lief ich durch die Straßen Seouls und fluchte innerlich, meine Kopfhörer zuhause vergessen zu haben.

So etwas konnte natürlich nur mir passieren. Ich war nun mal ein sehr verplanter Mensch und hatte bis jetzt auch noch keine Möglichkeit gefunden das zu ändern.

Kopfschüttelnd trat ich gegen eine Dose, ehe ich an einer weiteren dunklen Gasse vorbeilief.

Ich mochte diesen Bezirk von Seoul noch nie. Hier ist die Kriminalität viel schlimmer als in meinem Wohnbezirk. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, weswegen hier niemand so spät abends unterwegs ist. Auch ich laufe hier nicht gerne herum, weswegen ich auch meistens mit der Bahn heimfahre, aber fast eine Stunde auf diese warten, nur weil ich wieder die Zeit beim tanzen vergessen hatte, wollte ich nicht. Deswegen hatte ich mich heute fürs Laufen entschieden und es tat um ehrlich zu sein auch gut an der frischen Luft zu sein. Und bis auf diesen Teil, der mir nicht ganz geheuer war, war der Nachhause Weg zu Fuß auch gar nicht so schlimm.

Ich lief hier automatisch schneller und freute mich schon auf meine warme gemütliche Wohnung. Dort würde ich zu allererst eine schöne warme Dusche nehmen und mich danach mit einem Tee auf meine Couch setzten und so lange K-Dramen schauen, bis ich einschlafe. Ab Morgen habe ich sowieso frei, weil wie bereits erwähnt bald Weihnachten ist und die Schüler dann Ferien haben. Durch meinen Schlüssel kann ich aber immer noch in die Akademie und weitere Choreographien machen oder mir einfach die Seele aus dem Leib tanzen, was ziemlich praktisch ist. Denn so kann ich mir perfekt die Zeit vertreiben, weil ich Weihnachten dieses Jahr alleine verbringen werde, habe ich auch viel davon. Meine Familie lebte in Gwangju und ich hatte dieses Jahr komplett vergessen rechtzeitig einen Flug dorthin zu buchen und ein Auto habe ich ja immer noch nicht. Ich sag ja. Verplant. Klar könnte ich jetzt auch mit dem Zug fahren, aber ganz ehrlich, darauf habe ich wirklich gar keine Lust.

Jimin geht mit Jungkook nach Busan zu deren Familien, Namjoon und Jin genießen ihre Zweisamkeit wenn ihr Sohn Taehyung mal nicht da ist, weil dieser die Feiertage bei seiner Freundin verbringt. Und da will ich wirklich nicht dazwischen funken. Die beiden haben so wenig Zeit füreinander, seitdem Namjoon Manager der K-Pop Gruppe Stray Kids ist.

Ich musste leicht schmunzeln, ich war so ziemlich der einzige meiner Freunde der noch keinen Partner hatte. Aber wirklich schlimm finde ich das nicht. Mein Leben ist toll und wenn ich mich irgendwann verliebe, wird das mein Leben eben noch schöner machen.

„Hah. Schau dir mal dieses Ding an. Erbärmlich. Das es erlaubt ist dass solche widerlichen Wesen leben. Pah." ,kam es von der Seite und riss mich aus meinen Gedanken.

Sofort hielt ich inne und spähte leicht in die dunkle Gasse, aus der die Stimme erklungen war. Ein dumpfes Geräusch ertönte, das ich auf einen Tritt zuordnete und kurz darauf ertönte klägliches Maunzen.

Verprügelten die da gerade ernsthaft eine Katze? Wie betrunken muss man denn für So was sein? Vielleicht waren sie auch high... aber egal was mit ihnen los war, ich konnte nicht einfach zulassen, dass sie ein armes wehrloses Tier womöglich noch töten.

„HEY! Hier ist die Polizei, Hände hoch sodass ich sie sehen kann oder ich sehe mich gezwungen zu schießen." ,rief ich so laut ich konnte.

Natürlich war ich weder die Polizei, noch hatte ich eine Pistole, aber ich wusste was für Angsthasen die Leute hier sein konnten.

„Die Bullen!" ,rief jemand und ich konnte schnelle Schritte hören, die sich entfernten.

„STEHENBLEIBEN!" ,rief ich nochmal zur Sicherheit, damit es auch realistisch rüberkam. Ich wartete noch einige Sekunden, ehe ich langsam in die Gasse lief.

Nur war es hier so dunkel, dass ich beinahe nichts sehen konnte, während ich mein Handy heraussuchte um die Taschenlampe anzumachen, lief ich ausversehen gegen einen Karton. Ein leises, wimmerndes Maunzen ertönte, sodass ich erschrocken zur Seite hüpfte.

Ich zog mein Handy aus meiner Manteltasche und schaltete die Taschenlampe ein, richtete diese auf die Stelle an der ich den Karton leicht erkennen konnte.

Große, braune Augen starrten mich ängstlich an und ich konnte schwarze Ohren inmitten von ebenso schwarzem Haar erkennen. Ein Katzenhybrid?

Überrascht musterte ich ihn und sah, dass er in einem dreckigen Karton saß und wohl ziemlich klein war. Heutzutage sah man Hybriden zwar öfter, aber ich hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen.

Er schielte über den Rand des Kartons, was zugegebenermaßen sehr niedlich aussah, und sah aus seinen schlitzförmigen Pupillen zu mir.

„B-bitte...t-tun sie mir nicht w-weh.." ,wimmerte er zerbrechlich. Ich zog eine Augenbraue hoch und ging langsam auf ihn zu, sengte leicht mein Handy. „N-nein! B-bitte nicht wehtun..." ,rief er weinerlich und machte sich noch kleiner.

𝗛𝗔𝗣𝗣𝗜𝗘𝗥 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt