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"Oh und hier ist unsere Dorfkirche. Sie ist schon einige Jahrhunderte alt und wurde schon oft...", als Matthew die langweiligste Geschichte aller Zeiten erzählen wollte, über Kirchen und deren Alter, schaltete Lorelai ab.

Sie war erst vor kurzem in das kleine Dorf am Mississipi gezogen und sofort hatte Matthew, die scheinbare Plaudertasche des Dorfes sie unter seine Fittiche genommen.

Gegen Lorelais Willen, denn sie wollte nur ihre Ruhe.
Zu viele Jahre musste sie vor den Russen fliehen, die ihr selbst in die USA gefolgt waren und zu lange war es her, dass sie eine Nacht ruhig schlafen konnte.

In St. Thomas hatte sie seit einiger Zeit wieder gut schlafen können und nach einer kurzen Nachforschung, konnte sie feststellen, dass hier keine eingewanderten Russen lebten.
Glück für sie, denn wenn die Soldaten ihr gefolgt wären, hätte sie sich das kleine Haus außerhalb des Ortes an einem kleinen Bach nicht kaufen können.

Die nächsten Worte aus Matthews Mund rissen sie wieder aus ihren Gedanken. Gedanken über Tod und Verderben.

"Und hier siehst du unseren Einsiedler. Er pflegt den Friedhof und wohnt in der kleinen Hütte, da am Waldrand.", er deutete auf eine heruntergekommene Baracke hinter der Kirche.

"Ich weiß. Wirklich einladend sieht das alles nicht aus, aber glaub mir, Ben tut keinem was. Meist will er einfach nur alleine sein. Niemand weiß so wirklich, wie man mit ihm umgehen sollte."

Und nach diesen Worten drehte Lorelai ihren Kopf zur Seite und erblickte eine Gestalt am Waldrand neben der Baracke, die gerade einige Holzscheite spaltete. Dabei erkannte man schon vom Zaun aus, dass dieser Ben wirklich trainiert war.

Er trug ein typisches Holzfällerhemd und hielt in seinen Händen eine Axt, die Lorelai wieder an die Zeit im Kremel erinnerte. Damals hatte sie vielen Menschen mit solch einer Waffe das Leben genommen.
Jetzt fühlte sie nur noch Reue und Selbsthass.
Es war falsch gewesen zu glauben, dass sie eine Chance gehabt hätte, durch ihre Taten irgendetwas zu verbessern.

Lorelai schien wieder in ihren Gedanken abgerutscht zu sein, denn sie stand mittlerweile direkt vor dem Einsiedler und neben Matthew.

Sie konnte es nicht glauben, als Matthew und er sich freundschaftlich in die Hände schlugen. Während sie die beiden beobachtete suchte Lorelai nach Informationen über den Einsiedler in ihrem Kopf, konnte sich aber an keine erinnern. War dieser Mann ihrer Recherche entgangen? Oder war er wirklich so unbekannt, dass sie alles über ihn vergessen oder überlesen hatte?

-"Und wen hast du da mitgebracht, Matt? Ich bekomme hier anscheinend garnichts mehr mit."

Mit einem Mal war Lorelai wieder hellwach und konzentriert. Sie streckte dem Fremden die Hand entgegen und nannte ihm ihren Decknamen, bevor Matthew es tun konnte.

"Ich bin Lorelai. Freut mich dich kennen zu lernen."

Der Fremde, der sie mittlerweile aus freundlichen Augen anschaute, nahm ihre Hand mit seiner entgegen. Dabei entging Lorelai nicht, dass er beachtliche maskuline große Hände hatte, die von der Arbeit mit der Axt schon sehr abgenutzt aussahen.

"Hallo Lorelai. Freut mich auch. Ich bin Ben. Aber das hat Matt sicher schon erwähnt." , dafür, dass er sie so liebenswürdig angeschaut hatte, sprach er sehr abgehackt und neutral zu Lorelai.
“Ja. Das hat er. Sicher, sicher...“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 20, 2019 ⏰

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Sieben Winter → Bucky BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt