"Du kannst dir nicht aussuchen wie du stirbst. Oder wann. Du kannst nur entscheiden wie du lebst."
Joan BaezDreck zeichnete die weiten, leeren Straßen Veronas aus. Gebäude groß, sowie klein standen leer. Nicht einmal die Bettler kauerten in den Ecken und versuchten sich, ihre einzigen Münzen zu verdienen. Das Leben war schon immer hart gewesen, doch nun hatte das Böse die Menschheit eingeholt.
Es war der Grund aus dem man das Gefühl hatte, dass die Stadt ausgestorben war. Denn wenn man aus den Gassen hinaus, auf den Platz vor der groß wirkenden, romanischen Kirche San Zeno Maggiore trat, fand man die ganze Ortschaft wieder.
Jung und Alt, Frau und Mann. Jeder Einzelne von ihnen hatte sich hier versammelt, um dem Grauen ein Gesicht zu geben. In vielen Mienen zeichnete sich Schadenfreude ab, in anderen Hass und Blutsucht. Einige wollten sich einfach selbst beweisen, dass ihr eigenes Leben besser verlief. Doch die meisten verspürten bittere Angst in ihren Venen.
Nicht Angst vor dem, was sich hier heute abspielen würde. Sie fürchteten sich vor dem, was sich nachts in ihre Träume schleichen würde. Immer verfolgte sie die Befürchtung, dass das was sie tot geglaubt hatten, nicht wirklich ins Reich der Toten übergegangen war.
Doch egal an was die Menschen auf den Weiten des Platzes dachten, kaum einer stellte sich die Frage ob das hier Recht oder Unrecht war.
Natürlich wussten Einzelne sehr gut, dass es nicht fair sein konnte, was heute passieren sollte. Doch im Endeffekt wollten sie das Risiko sich aufzulehnen nicht eingehen, denn es hätte sie nur ihr eigenes Leben gekostet. Dieses Mal war es anders. Sogar der Kardinal war erschienen.
Seine Eminenz Ferdinando I. de Medici. Es war seit Wochen das Gerücht in Umlauf, dass auch dieser hohe Herr Interesse an der angeblichen Hexe haben sollte. Das erste Mal war ein Prozess hinter verschlossenen Türen geführt worden. Dadurch wurde Misstrauen geschürt, welches die Aufregung weitgehend überschattete. Doch die Neugierde besiegte sogar den dunkelsten Schatten.
Wer war dieses Mädchen, das so einzigartig behandelt wurde? Wer oder was steckte wirklich hinter all dem?
Der Kardinal, der nicht einmal die Hälfte dieser Fragen beantworten konnte, saß mit seinen Anhängern auf einem Podest weit vorne bei der Empore, die auf den Scheiterhaufen führte. Es war ein außergewöhnliches Spektakel.
Man wollte die Hexe brennen sehen.
Als der Kardinal sich von seinem Stuhl erhob, während eine junge, rothaarige Frau auf das Podest gezerrt wurde, unterbrachen alle Menschen, die sich auf dem Platz versammelt hatten, ihre Gespräche. Stille erstreckte sich von einem Moment auf den anderen in ganz Verona. Es fühlte sich so an, als könnte man jeden Atemzug hören, der getan wurde.
Das junge Mädchen, nicht älter als sechzehn, wurde fest an einen hölzernen Pfahl gebunden. Ihre Gestalt war vermutlich einmal sehr lebhaft gewesen, doch die Blässe hatte sich auf ihrer Haut verteilt. Hunger nagte an ihrem dünnen Körper und ihr einst schönes Gesicht war eingefallen. Ihre blassgrauen Augen verrieten Angst. Todesangst.
Ein kurzes Tuscheln huschte durch die Menge.
Auch wenn sie eine Hexe sein sollte, war sie sogar für die Anwesenden noch sehr jung, doch der Kardinal ließ sich nicht von ihrem unschuldigen Gesicht beirren. Er zeigte mit den von Ringen übersäten Fingern auf die Frau.
"Seht sie euch genau an!", hallte seine Stimme über die Weiten des Platzes: "Ihr seht ein Mädchen. Ihr seht ein junges, unschuldiges Kind.", sein Tonfall hätte die Wüste einfrieren können. Er setzte ab und ließ die Worte einen Moment auf das Volk wirken: "Doch sie ist niemand anderes, als die Tochter Satans."
Entsetzte Laute erfüllten den Platz. Kein Mensch traute sich, etwas dagegen zu sagen. Alle starrten sie das verängstigte Mädchen an, das sich kaum noch auf den Beinen zu halten vermochte. Doch dank den starken Fesseln konnte sie auch nicht zu Boden fallen.
Der Medici strich mit einer Hand über den feinen Stoff seines Mantels und mit der anderen wanderte er zu seinem Schwert: "Lasst euch nicht von ihrem liebreizenden, jugendlichen Aussehen täuschen. Dämonen weilen unter uns. Das soll ihnen eine Warnung sein. Die Brut wird heute brennen. Lilit...", bei diesem Wort kostete er die verängstigten Reaktionen der Menschen vollkommen aus: "...wird heute brennen."
Lilit.
Der Kardinal wusste genau, dass es sich um eine der tausend kirchlichen Lügen handelte. Lilit wurde in den heiligen Schriften nicht öfter als zwei Mal erwähnt. Auch war sie nicht die Tochter des Teufels, doch es klang viel aussagekräftiger.
Der Kardinal hob seine Hand, um dem Mann, der den Scheiterhaufen entzünden sollte, ein Zeichen zu geben. Aber bevor er den Armwink machen konnte, spaltete sich die Menge, wie Moses einst das Meer geteilt haben soll.
Doch die Gestalt die erschien, glich keiner, die je in der Bibel beschrieben worden war. Im ersten Moment war sich der Kardinal nicht sicher, ob es sich bei der in einen dunkelbraunen, langen Mantel gehüllten Person, um eine Frau oder einen Mann handelte. Doch die Konturen die der im Wind wehende Mantel nachzeichnete, waren eindeutig die eines Weibes. Die in Schatten getauchte Frau trug eine Kapuze, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte. Wollte sie sich vor der Menge verbergen?
Niemand sagte etwas. Der Kardinal war wie erstarrt von dem Mut, den diese Fremde an den Tag legte. Mit einer unfassbar anmutigen Grazie kam sie vor seinem Pult zum Stehen und schlug in einer fließenden Bewegung die Kapuze zurück.
Die bereits matte Nachmittagssonne warf ihre letzten Strahlen auf ein wunderschönes, vor Jugend strotzendes Gesicht, das von wilden rabenschwarzen Haaren umrahmt war. Die helle Frauengestalt hatte sogar die Macht, die hier herrschenden Schatten zu besiegen. Nur mit einem Blick aus ihren grün schimmernden Augen übertrumpfte sie selbst den stark erscheinenden Kardinal Ferdinando de Medici.
"Verbrennt mich!"
Achtung Autorin am Wort!
Hey an alle Leser, die sich entschieden haben mein Buch zu lesen 🤗,
Ich freue mich, dass ihr hier her gefunden habt und bedanke mich vorerst für jeden Menschen der das Buch liest, egal ob ihr nun kommentiert oder Voted oder einfach nur lest. Mir ist klar, dass man Kommentare von Autoren meistens nicht liest also fasse ich mich so kurz wie möglich. Danach werde ich euch nicht mehr belästigen 😉
Demnächst folgt "Die langweilige Information der Autorin" 😋:
Ich stecke viel Recherche und Liebe in dieses Buch. Über Kommentare oder Hinweise auf Fehler freue ich mich immer, weil ich den Text verbessern möchte.
Die meisten Figuren in diesem Buch sind von mir erfunden, sowie die Geschichte. Einige wenige hat es in echt gegeben. Bei diesen habe ich versucht mich so gut wie möglich zu informieren. Falls nicht alles geschichtlich korrekt ist, so sehr ich mich bemühe es zu bleiben, so menschlich bin ich auch, dass ich Fehler mache...Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und noch einmal ganz herzlichen Dank an alle Leser,
Eure BBBuecherwelt 😙
Ende der Ansage der Autorin! Nun können Sie sich wieder der Geschichte widmen...
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Venefica - The Process *LESEPROBE*
Historical FictionHexe. Das war es wie sie alle nannten. Hexe... Es war ein Wort das jeden Menschen zerstören konnte. Vier einfache Buchstaben die Saorlaith vernichten konnten. Wenn sie dieses Wort hörte, dann musste sie an die vielen unschuldigen Mädchen denken, die...