Kapitel 10 - Spur der Verwüstung

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Die ungewohnte Umgebung und der unvertraute Geruch ließen Phobos irgendwann im Morgengrauen hochschrecken. Er fand sich auf einem Sofa wieder, mit einer leichten Decke zugedeckt, und sah sich verwundert um. Draußen war es noch dunkel, nur ein vages Glimmen war durch die Wolkendecke zu erahnen.

»Riley?«

Der Vampir erhob sich und sein Rücken knackte einmal laut, was ihn keuchen ließ. Ja, er war in der Tat verweichlicht durch sein gutes Leben im Schloss, sein weiches Bett und das gute Essen. Er war keine Entbehrungen und keine Strapazen mehr gewöhnt.

»Du bist ja schon auf?! Ich wollte dich gerade wecken, damit du was isst und wir weiter kommen. Ich hab schon Proviant verstaut und die Pferde gefüttert. Ich hab ganze Säcke mit Hafer in der Küche gefunden, stell' dir das vor!«

»Verschwinde nicht einfach. Nicht an einem solchen Ort.« Phobos knurrte finster und rieb sich über das vom Schlaf zerknitterte Gesicht. Er fühlte sich grauenvoll und griff nach dem Kaffeepott, den sein Gefährte ihm hinhielt.

»Es ist alles gut. Ich kann auf mich aufpassen.«

»Hm ... hast du mich auf das Sofa verfrachtet?«

Riley nickte. »Ja. Du warst über den Karten eingeschlafen, als ich wach wurde. Reichlich dumm von uns, dass wir beide eingepennt sind. Hast du wenigstens etwas herausgefunden bei deinen Studien?«

Phobos stürzte etwas von dem Kaffee hinunter, der um Welten besser schmeckte als der vom vorigen Morgen, und ging um die Tafel herum.

»Hier hat jemand mit einem Zirkel auf dem Pergament herumgekratzt. Ich glaube, Malucius hat die Entfernung abgemessen. Die Einkerbungen sind frisch.«

Der junge Vampir strich mit dem Zeigefinger darüber. »Also nach Nordosten? Über diesen Pass im Gebirge?« Er beugte sich etwas hinunter und entzifferte die etwas verblichene Handschrift seines Mannes, mit der die Karte beschriftet war. »Seufzer-Pass? Lese ich das richtig? Hast du dir diesen Namen ausgedacht?«

Phobos schmunzelte. »Nein. Den haben mir Siedler genannt, die damals dort lebten. Es hieß, wenn man durch die Schlucht geht, würde der Wind zwischen den Felswänden seufzen. Und das stimmt. Also ...«

»Was liegt dahinter? Auf der anderen Seite der Berge?«

»Das Elfental. Dichte Wälder. Und am nördlichen Ende, wo das Gebirge endet, liegt die Bucht und Bernie's Werft.«

»Elfen? Ich dachte, es würde keine in Belletristica geben?«

Der Unsterbliche schob sich etwas Schinken in den Mund, der noch vom Vorabend liegen geblieben war, und nickte. »Das stimmt. Es gibt auch keine. Zumindest nicht offiziell. Aber es gibt Mischlinge.«

»Oh Mann. Ich muss noch eine Menge über dieses Land lernen«, schmunzelte der junge Vampir und packte den kleinen Korb aus, den er aus der Küche mitgebracht hatte. Phobos griff nach einem Brotlaib und machte sich nicht die Mühe, ihn zu zerteilen, sondern biss gleich so hinein.

Der Ritt zu den nördlichen Gebirgshängen und die Durchquerung des Passes würde aufgrund ihrer guten Pferde nicht einmal bis zum Einbruch der Dunkelheit dauern, doch nur, wenn sie zwischendurch nicht rasteten.

»Du hast also ausreichend Essen eingepackt?«, nuschelte der Vampir mit vollem Mund und Riley nickte.

»Brot, Schinken, Käse, Hafer für die Pferde. Ist alles in den Säcken. Damit kommen wir wieder über ein paar Tage. Bis dahin werden wir sicher mal ein Dorf durchqueren, wo wir etwas kaufen können.«

Phobos nickte und hockte sich auf den Stuhl. »Mir ist nicht wohl bei der Sache, dass Malucius durch das Elfental gegangen sein soll. Eigentlich wird mir allein bei dem Gedanken schlecht, dass er irgendwo ist. Fünfhundert Jahre ohne Energie, er muss ausgehungert sein. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was wir sehen werden, wenn wir ihm folgen ... ist es egoistisch von uns, zuerst Ari befreien zu wollen, bevor wir Belle und den Adminen gestatten, Malucius zu jagen? Er wird Leute töten, egal ob Menschen oder Feen oder andere ...«

SternschnuppenfängerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt