Colourfull Desire

Like A Fish

"Können wir den Tag nicht damit verbringen, irgendwas auf Netflix zu schauen?" quengelte ich zwei Stunden später, als ich neben Chanyeol im Auto saß und gelangweilt aus dem Fenster sah.
"Auf einem Fernseher, auf dem ich nichts erkenne? Vergiss es. Ein wenig Frische Luft tut dir nämlich auch mal gut. Seit ich dich kenne, hab ich dich nur außerhalb deinen vier Wänden gesehen, wenn du in die Schule musstest, im Krankenhaus warst, oder bei mir." hielt er mir vor die Nase.
Ich seufzte und rollte hinter meiner Sonnenbrille mit den Augen.
"Sieh du die Welt einmal in schwarz und weiß." brummte ich und zog eine Augenbraue hoch.
Chanyeols Reaktion war ein lachen.
"Nein danke, ich würde durchdrehen." lehnte er ab, aber wurde mit seinen nächsten Worten wieder ernster.
"Ich habe bei meiner Tante gesehen, wie schwer sie sich daran gewöhnt hat und ich denke, dass es auch für dich schwer wird, dich daran zu gewöhnen Farben zu sehen, wenn es soweit ist."
Verglich er.
Ich nickte nur und lehnte meinen Kopf gegen die kühle Scheibe.
Chanyeol konzentrierte sich wieder auf die Straße vor uns, während er in seinem Autoradio ein Halsey Album laufen ließ.
Ich weiß nicht ob es Badlands oder Hopless Fountain Kingdom war, aber es war unausweglich Halsey.
Etwas anderes hätte ich um die Uhrzeit auch nicht hören können.
Es war früh am morgen, wäre er mir da mit etwas wie Panic! At The Disco gekommen, hätte ich mich aus seinem Wagen geschmissen und wäre wieder nach Hause gelaufen.

Ich wusste gar nicht, dass Geojedo so groß war, aber erst nach drei Stunden fahrt waren wir da angekommen, wo Chanyeol unbedingt hin wollte.
Die Pinguinaufzuchtstation.
Es war irgendwie absurd, dass er ausgerechnet hier hin wollte, wo er doch für eine solche Attraktion schon ein wenig zu alt war und wir bestimmt ein paar ziemlich dumme Blicke bekommen würden.
Chanyeol würde da locker drüber sehen, so selbstbewusst wie er war, aber ich strackste mit einer Sonnenbrille mitten im Winter durch die Gegend.
Es schien nichtmal die Sonne, und laut Wetterbericht, den ich zu Hause noch gehört hatte, sollte es heute ein kühler, düsterer und verregneter Tag werden, also war meine Sonnenbrille fehl am Platz.
Aber auch wollte ich alles um mich herum gut erkennen, wenn Chanyeol es schon mal schaffte mich aus meinen vier Wänden zu ziehen und mich zu einem Ausflug zu zwingen, den er mir gestern aufgedrängt hatte

Das fiese an der Sache war, dass Appa damit total hinter Chanyeol stand.
Mein Vater wollte auch, dass ich mehr raus komme und die Insel entdeckte. Nur konnte ich schlecht etwas entdecken, was ich kaum und nur begrenzt sehen konnte.
Doch das hielt Appa nicht davon ab mich hier zu lassen, er meinte ich solle wenigstens mal andere Luft zum Atmen bekommen und ein Ausflug würde mir mal gut tun.
Das hörte sich so an, als sei ich ein totaler Stubenhocker.
Okay.
Irgendwie war das ja auch so.
Wenn ich nicht am lernen war, hing ich auf dem Sofa in der Stube und sah mir auf den für mich eingestelltem Fernseher irgendwelche Serien auf Netflix an, oder ich las, oder hörte Musik oder philosophierte mit Suho über alles mögliche, was uns grade in den Sinn kam.

Dafür, dass man sich hier nur ein paar Pinguine in einem Käfig angucken konnte, verlangten die echt einen viel zu hohen Eintrittspreis, den ich viel zu gerne in ein paar Bücher investiert hätte, als in einen solchen Besuch, aber an meinem Schicksal konnte ich nun nichts mehr ändern, und außerdem zahlte Chanyeol, da war das mit dem Geld dann doch nicht wirklich mein Problem.

Kaum waren wir drin merkte ich allein schon von dem plötzlichen Lärm um mich herum, dass hier definitiv überwiegend Eltern und Kinder waren, die ihre Zeit hier investierten und sich eingefangene Pinguine ansahen, die irgendwann wieder frei gelassen werden sollten.
Doch von schwarz weißen Vögeln, die ich sicherlich erkannt hätte, sah ich nicht viel.
Ich sah allgemein nicht viel, da wir durch ein viel zu sehr beleuchtetes Gebäude liefen und ich nichts sah außer weiß. Was ich hörte waren die Kinder, die viel zu begeistert waren und wohl den Spaß ihres Lebens hatten.