Silver Swan ~ Die Schwanenkönigin

Was soll ich!?

Meine Eltern schauten einander an. Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er gesagt hatte. Der Kronprinz, heiraten, Kandidatinnen, ich? Sollte das ein schlechter Scherz sein? Anscheinend glaubten Mom und Dad nicht an einen Scherz, denn Dad meinte: „Sind Sie sicher, dass sie uns nicht verwechselt haben? Katharina hat überhaupt keine Erfahrung in all den Dingen, die die Frau eines Königs können und wissen muss."

„Natürlich nicht!", sagte ich plötzlich, „Ich habe mir über so etwas noch nie Gedanken gemacht."

Der Bote erwiderte ernst: „Es liegt keine Verwechslung vor. Ms Katharina Swan wurde ausdrücklich vom königlichen Komitee und dem Kronprinzen ausgewählt. Sie sind eine von drei jungen Frauen, die demnächst in den Palast von Westcity reisen und ein paar letzte Tests absolvieren werden, um festzustellen, ob Sie eine geeignete Königin darstellen."

„In den Palast?", fragte ich mit großen Augen.

„Exakt. Am Sonntag steht ein Privatjet für Sie bereit, der Sie nach Westcity zum königlichen Palast befördern wird."

„In drei Tagen?", fragte Mom überrascht, „Das geht nicht! Sie können doch nicht Hals über Kopf bei uns auftauchen und unsere Tochter mitnehmen."

Dad rügte sie mit einem Blick. „Beruhige dich! Du sprichst mit einem königlichen Boten."

„Ich möchte mich aber nicht beruhigen. Und ich möchte nicht, dass Katharina von heute auf morgen in den Palast geht und den Prinzen heiratet."

Der Bote brauchte seine Stimme nicht zu erheben, um sehr autoritär zu klingen, als er fest stellte: „Der König hat befohlen, dass Ms Swan in den Palast kommt. Also wird Ms Swan in den Palast kommen. Haben sie noch Fragen?"

Wir sahen einander halb verwirrt, halb eingeschüchtert an. Schließlich erhob sich Dad, woraufhin der Bote ebenfalls aufstand. „Habe ich das richtig verstanden? Meine Tochter soll diesen Sonntag zu unserem verehrten König und seinem Sohn fliegen, um den Kronprinzen vielleicht zu heiraten?" Es klang, als fragte er meinen Bruder Mark mal wieder, ob er verrückt sei, nachdem er Dad eine seiner tollen Mottoideen für das Restaurant dargestellt hatte.

„Ganz genau.", bestätigte der Bote als wäre es das Normalste der Welt, „Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich werde sie nun allein lassen, damit sie ihre Familie einweihen und Vorbereitungen treffen können. Um 12 Uhr wird man Ms Swan am Sonntag hier abholen und zum Flughafen fahren." Mit gedämpfter, nicht ganz so strenger Stimme fügte er hinzu: „Machen Sie sich keine Sorgen, Mr und Mrs Swan. Im Palast wird man sich sehr gut um ihre Tochter kümmern. Falls sie die Erwählte unseres Kronprinzen wird, steht ihr ein Leben in Luxus und Wohlbefinden bevor. Falls nicht, werden Sie sie bald wieder hier bei sich haben." Er verließ das Zimmer, ohne sich zu verabschieden und ließ uns perplex zurück.

Mom regte sich weiter darüber auf, während Dad versuchte, sie zu beruhigen. Vorsichtig kamen meine anderen Brüder Kenny und Tyron herein geschlichen und wollten wissen, was los war. Ich saß stumm auf dem Sessel und starrte mit gerunzelter Stirn auf den Tisch. Ich hatte wohl kapiert, was man uns - im Besonderen wohl mir - soeben mitgeteilt hatte. Aber es war noch nicht ganz in mein Bewusstsein vorgedrungen, was das bedeutete.

Ty legte mir eine Hand auf den Arm und fragte: „Rina? Alles in Ordnung? Was wollte der Mann von dir?"

Mom antwortete aufbrausend: „Er will sie uns wegnehmen. Er will, dass sie in die Hauptstadt, in den Palast der königlichen Familie geht. Wir als ihre Eltern haben da wohl kein Wörtchen mitzureden!"

„Der König hat es angeordnet. Wir können uns ihm schlecht widersetzen. Sicher wird man schnell feststellen, dass sie nicht die Richtige ist und dann kommst sie zurück und alles ist vergessen.", versuchte Dad es.