Am Montag besuchten wir den ersten Unterricht. Wir hatten zwei Lehrer. Mr Konnor war für die Theorie über das Land und wie man es regierte zuständig. Und zu meiner Überraschung sollte uns die Prinzessin im Benimmunterricht beibringen, uns königlich zu verhalten. Ordentlich gehen, sitzen, essen, reden, bestimmte Stimmungen zu verbergen und andere richtig zum Ausdruck zu bringen.
Nach dem Frühstück fand um halb neun Uhr Mr Konnors Unterricht statt. Zwei Stunden lang fragte er uns ab und erklärte uns Grundlagen. Dann hatten wir eine viertel Stunde Pause und bis dreiviertel eins bei Prinzessin Adelaine Unterricht. Der machte mehr Spaß, aber am Anfang war es super anstrengend und nach einer Weile taten mir der Rücken und der Nacken weh.
Um eins gab es Mittag.Für heute Nachmittag war eine Tour zu einigen Sehenswürdigkeiten von Westcity geplant. Der König und die Königin bleiben zu Hause, während Prinz Tobias und seine Schwester uns ein paar touristisch überfüllte Plätze, aber auch ihre kleinen Geheimtipps zeigten.
Ich staunte, wie viele Seiten die Prinzessin hatte. Sie war privat in ihrer Familie eher frech und aufgedreht. Als Lehrerin jedoch sehr genau und ernst. In der Öffentlichkeit gab sie sich dann wiederum als die kleine Schwester des Kronprinzen, fröhlich, elegant und offen aber etwas zurückhaltend, da sie nicht so wichtig war, wie ihr Bruder.
Der Prinz wiederum kam mir bisher immer ungefähr gleich vor. Nicht unfreundlich, aber kälter und etwas zu höflich, als dass es locker wirken würde. Es war, als wäre ihm unsere Anwesenheit eher unangenehm. Wenn er eine von uns heiraten wollte, musste er sich langsam mal auf uns einlassen und nicht immer nur höflich lächeln und alle anderen reden und sich mit uns beschäftigen lassen. Auch die Sightseeingtour führte mehr Prinzessin Adelaine als er. Sie lief voran und sagte etwas zu so ziemlich allem, an dem wir vorbei kamen. Er trottete neben ihr her und nickte den sich verbeugenden Passanten zu. Vor und hinter uns lief mit ein paar Schritten Abstand je eine Gruppe von Wächtern, um die Royals zu schützen. Ab und zu mussten sie jemanden davon abhalten, den Royals zu nahe zu kommen oder Paparazzi verscheuchen.
Anfangs fühlte es sich seltsam an, mit so bekannten und wichtigen Menschen herumzulaufen. Prinz Tobias und seine Schwester ignorierten die Wachen und die Rufe der Leute um uns herum. Doch ich hatte ständig das gleiche Gefühl, wie wenn man auf einer Party underdressed auftauchte. Zum Glück war Prinzessin Adelaine eine begeisterte Stadtführerin und lenkte uns mit geschichtlichen sowie künstlerisch wertvollen Fakten ab.
Am Abend saßen Susann, Emma und ich in einem kleinen Salon auf unserer Etage und redeten über das passive Verhalten des Kronprinzen. Wir alle sahen das gleich und fragten uns, ob er wirklich vor hatte, zu heiraten oder in zwei Wochen einfach sagen würde, wir wären nicht die Richtigen und uns nach Hause schickte. Mir wäre das sogar recht. Aber diese Reserviertheit nervte, da seine Anwesenheit manchmal peinliche Stille und eine unangenehme Spannung verursachte.
Um so erstaunter war ich, als er uns nach dem Abendessen mitteilte, dass er sich morgen mit einer von uns allein treffen wolle. Und zwar mit mir. Ich war die Erste, die mit ihm allein sein würde. Der Gedanke machte mir eine Gänsehaut aus Furcht und Neugierde. Das würde sicher anstrengend und peinlich werden. Und ich würde es voll vermasseln. Er war der Kronprinz. Wie redete man mit ihm? Bei seinen Eltern war das einfacherer. Mit dem König sprach man sowieso nur, wenn er einen anredete. Und die Königin war so offen und freundlich, dass sie einem eher wie eine nette Hausdame erschien, die sich um uns kümmerte. Mit ihr redete ich eigentlich relativ normal. Aber der Prinz war so undurchschaubar, dass ich keine Ahnung bei ihm hatte.
Er erwartete mich am nächsten Tag um halb drei in der Eingangshalle.
Wie ich trug er nichts besonderes, sondern bequeme Jeans und einen Pullover mit einer dicken Jacke darüber. Viola hatte gewusst, dass wir raus gehen würden. Ich ging so aufrecht und elegant, wie die Prinzessin es uns gezeigt hatte und knickste vor ihm.
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Silver Swan ~ Die Schwanenkönigin
FantasíaKatharina Swan ist ein eher ärmliches Mädchen aus der Fantasiewelt Westpatria. Eines Tages wird sie auserwählt, eine von drei Heiratskandidatinnen des Kronprinzen zu sein. Sie reist zu Prinz Tobias in den Palast von Westpatria und soll sein Herz ero...