Als ich die Schulklingel hörte, spürte ich, dass meine üble Laune wieder etwas nach oben stieg. „Den nächsten Tag des Horrors mal wieder überstanden", murmelte ich vor mich hin.
Als Mrs. Kastner den Unterricht beendete stand ich langsam auf und bewegte mich Richtung Ausgang zu.
„Ey Willow, lauf mal schneller!" Schrie ein Junge hinter mir in mein Ohr. Ich zuckte daraufhin kurz zusammen und gewährte ihm Vortritt. Ich war an die Sticheleien der Schule schon gewöhnt, deshalb machte ich mir garkeine unnötigen Gedanken darüber.
Als die restlichen meiner Klasse an mir vorbei zischten, ging ich zur Tür, öffnete diese und lief zu meinem Bus.
Es war nicht leicht auf der Highschool und in dieser Gegend allgemein. Ich fühlte mich einfach nur unterdrückt und weggestoßen.
Ich versuchte die Gedanken an mein Leben in dieser Schule abzuschalten und fokusierte mich auf den Bus, der jeden Moment losfuhr. Ich stieg rasch ein und suchte nach einem freien Platz.
Es gab natürlich nur Plätze neben Schülern aus meiner Klasse oder meiner Parallelklasse. Ich steuerte den Platz neben Sean an und fragte ob ich mich neben ihn setzen durfte. Er nickte stumm und rutschte ein Stück.
Ich setzte mich etwas unsicher und schaltete mein Handy ein. Ich merkte wie er mich von der Seite musterte.
Sean war ein relativ unbeliebter Junge in meiner Klasse. Er wurde gemobbt, weil er schwul war und mit einem Jungen vor dem Schulgebäude rummachte.
Ich hatte nichts gegen Homosexuelle. Warum sollte man etwas gegen einen Menschen haben, der einem nie etwas getan hatte?
Ich wählte meine Musik aus und steckte meine Kopfhörer in meine Ohren. Als ich etwas zur Ruhe kam, machte ich mir wieder Gedanken über die Situation Zuhause.
Dad war wieder Arbeitslos und Mom hatte schwere Depressionen und Probleme mit dem Essen. Sie war zurzeit auf einer psychischen Behandlung irgendwo im Ausland.
Meine kleine Schwester Sofia ging noch in die Grundschule und bekam
von all diesen Problemen nicht viel mit.Meine Eltern waren zwar noch zusammen, aber ich konnte mich nicht an den letzten Kuss von ihnen erinnern. Ich versuchte mich ein wenig auf Zuhause zu freuen, dennoch fiel es mir schwer.
Wir wohnten in einem Haus, dass eigentlich viel zu groß für uns vier allein war. Wir lebten in einem kleinen Ort in Chigago: In diesem Viertel lebten fast nur Familien und die Schule war auch gleich um die Ecke.
Die Zeit verflog bei diesen ganzen Gedanken. Der Bus hielt an vielen verschiedenen Ortsteilen. Meiner war natürlich am Ende dran.
Sean wohnte ein paar Häuser weiter von mir und stieg mit mir aus. Als wir ausstiegen lächelte er noch flüchtig zu mir und lief seinen Weg. Ich verdrehte schmunzelnd die Augen, da er es selbst nicht einfach hatte.
Gelangweilt ging ich meine Straße entlang und hielt an dem creme-farbenden Haus, schloss auf und schritt hinein.
„Hey Isobelle!", rief meine Schwester mir bedrückt aus der Küche zu. Ich begrüßte sie verwundert und stellte meine Tasche in die Ecke.
Dad saß mit verschrenkten Armen am Esstisch und starrte grübelnd auf den Obstteller, den er mir gemacht hatte.
Ich staunte als ich den Teller mit den geschnittenen Äpfeln, Bananen und den entkernten Kirschen sah. Ich blieb für einen Moment stehen um zu realisieren, dass Dad sich Mühe für mich gegeben hatte, nachdem was alles war.
„Ich muss mit dir reden!", fing er ernst an. Ich wusste doch, dass irgendwas faul war. Ich nickte stumm und setzte mich.
„Ich weiß es ist nicht einfach für dich, die Lage im Moment.. Mom hat angerufen und sie bleibt in Panama. "Ihre Verfassung hat sich
verschlechtert", Sagte er in einem besorgten Ton.Ich befürchtete das Schlimmste und blieb erstmal stumm.
„S-s-sie versuchte sich das Leben zu nehmen.", schluchzte er auf einmal. Ihm rollten die Tränen, er stand auf und lief in sein Büro.
Ich blieb steif und versuchte nicht zusammen zu fallen. Sofia lauschte und fiel mir in die Arme. Sie weinte bitterlich und drückte sich an mich.
Ich war emotionslos. Ich wusste nicht mehr weiter. Alles war gegen mich. In der Schule wollte mich keiner, hier auch nicht, außer meiner Schwester und meine Mom wollte nicht mehr leben. Kann es schlimmer werden?
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Isobelle
Teen FictionIsobelle Willow ist ein 15 jähriges Mädchen dass es nicht leicht hat. In der Schule wird sie verstoßen, Zuhause läuft alles den Bach hinunter und mit Freunden, Liebe und Spass hat sie auch nicht viel zu tun. Wird das Mädchen eines Tages besseres be...