38. Aggression

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Suchend sah sich Veronica in der Eingangshalle voller Menschen um. Mit ausgefahrenen Ellenbogen kämpfte sie sich durch die Menge und rief immer wieder Tonis Namen über die dröhnende Musik hinweg, bekam aber keine Antwort.
Schließlich entdeckte sie das Mädchen zusammengesunken auf der obersten Stufe der großen Treppe sitzen, den Kopf auf die Knie gelegt. Schnell ging sie zu ihr, nahm neben ihr Platz und legte ihr fürsorglich einen Arm um die Schultern.
„Hey, bist du okay?", fragte sie vorsichtig.
Langsam hob Toni den Kopf und schüttelte ihn leicht, während sie sich mit der Hand eine Träne von der Wange wischte.
„Ich musste da einfach raus, Vronnie. Wenn ich so wütend werde, fange ich immer an zu heulen. Und ich wollte Heather diese Genugtuung nicht geben."
„Ich verstehe das, Süße", erwiderte Veronica mitfühlend. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Heather Cheryl am Handgelenk aus dem Wohnzimmer heraus Richtung Küche zog und verzog wütend das Gesicht.
„Warum versteht Cheryl nicht, wie hinterhältig diese Tusse ist?", fragte Toni, die diese Szenerie zum Glück nicht mitbekommen hatte.
„Weißt du, ich glaube, sie sieht immer noch das Mädchen in Heather, das sie vor vielen Jahren gekannt hat. Sie war die einzige Person, die damals für Cheryl da war und ihr Zuneigung geschenkt hat. Nachdem sie so viele Menschen in ihrem Leben verloren hat, wird sie versuchen, zumindest an einem aus ihrer Vergangenheit fest zu halten. Das entschuldigt ihr Verhalten dir gegenüber natürlich nicht, aber es wäre zumindest eine denkbare Erklärung."
„Aber sie muss doch merken, wie ekelhaft Heather sich uns allen gegenüber verhält. Sie ist sowas von überheblich."
„Tja, manchmal wollen wir eben nur das Beste in den Menschen sehen. Du solltest einfach mit Cheryl darüber reden, wie du dich fühlst. Aber nicht so wie gerade eben, sondern ruhig. Wenn sie erfährt, wie mies es dir wegen der Sache geht, wird sie Heather sofort weg schicken, da bin ich mir sicher. Und sie würde es niemals riskieren, dich wegen so einem Bullshit zu verlieren. Dafür liebt sie dich viel zu sehr."
Das Serpent Mädchen lachte leise auf und sah Veronica mit Tränen in den Augen an.
„Ich weiß. Das weiß ich alles. Aber sie war so froh über Heathers Besuch. Was soll ich denn sagen? ‚Hey Babe, ist ja cool, dass du so glücklich bist, aber schmeiß sie bitte raus. Mir gefällt nicht, wie sie dich ansieht'? Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich ihr sowas antun würde?"
„Toni, sieh mal", seufzte Veronica und rutschte noch ein Stück näher an ihre Freundin heran. „Wir alle wissen, wie selbstlos und verständnisvoll du bist. Und das sind wirklich großartige Eigenschaften. Aber manchmal, wenn man es übertreibt, und immer nur auf die Gefühle der Anderen achtet, dann kann es passieren, dass man sich damit selbst zerstört. Also fang endlich an, auch mal an dich selbst  zu denken."
Toni nahm nickend einen Schluck aus Veronicas Becher und lächelte sie dann leicht an.
„Ich versuch's. Entschuldige übrigens, dass ich dir die Party ruiniert habe. Ich hab ja gesagt, ich sollte bei deinen Spielen lieber nicht mehr mit machen."
Die schwarzhaarige lachte und drückte Toni fest an sich.
„So ein Schwachsinn. Was wäre eine richtige Party, ohne ein bisschen Drama? Außerdem bin ich immer für dich da, egal wann. Ich hoffe, das weißt du."
„Danke, Veronica. Du bist großartig", antwortete Toni aufrichtig, während sie das Lodge Mädchen in eine Umarmung zog.
Die beiden Mädchen bleiben noch eine Weile auf der Treppe sitzen und Veronica versuchte ihr bestes, um Toni etwas aufzumuntern. Sie erzählte weitere amüsante Geschichten über Archie und schaffte es tatsächlich, das Mädchen neben ihr zum Lachen zu bringen, während sie gemeinsam ihr Bier tranken. Als sie gerade nach einem weiteren Lachanfall kopfschüttelnd aufsah, entdeckte sie Cheryl, die gefolgt von Heather aus der Küche trat. Die blonde sagte gerade etwas zu Cheryl, was Veronica aufgrund der lauten Musik nicht hören konnte, und hielt sie am Handgelenk fest. Doch Cheryl riss sich schnell los und antwortete ihr mit einem wütendem Gesichtsausdruck, woraufhin Heather nur den Kopf schüttelte und an ihr vorbei ins Wohnzimmer rauschte. Veronica beobachtete, wie Cheryl sich an die Stirn griff und sich anschließend suchend im Raum umsah, bis ihr Blick an den beiden Mädchen auf der Treppe hängen blieb. Deutlich konnte das Lodge Mädchen die Tränen in ihren Augen erkennen und stupste Toni vorsichtig an.
„Sie kommt", flüsterte sie und deutete unauffällig mit dem Kinn in Richtung der rothaarigen.
„Oh, Fuck. Jetzt gehts wohl los", antwortete das Serpent Mädchen nervös, bevor sie den letzten Schluck der mittlerweile warm gewordenen Flüssigkeit in ihrem Becher herunter kippte.
„Toni, können wir reden? Bitte?", sagte Cheryl kleinlaut, die inzwischen bei den beiden Mädchen angekommen war, und sah traurig auf ihre Freundin herunter.
Diese tauschte einen kurzen Blick mit Veronica, welche ihr aufmunternd die Schulter drückte und aufstand.
„Mein Zimmer ist den Gang runter rechts. Lasst euch ruhig Zeit", sagte sie und lief die Treppe herunter, wobei sie der rothaarigen im Vorbeigehen sanft über den Oberarm strich.
Toni erhob sich ebenfalls seufzend und bedeutete Cheryl, ihr zu folgen.
Kaum dass die beiden in Veronicas Raum angekommen waren und Toni die Tür hinter sich geschlossen hatte, plapperte ihre Freundin auch schon drauf los.
„Toni, es tut mir so leid! Ich hab mich so blöd benommen dir gegenüber und es nicht mal gemerkt! Wie konnte ich nur so bescheuert sein? Bitte verzeih mir! Ich wollte dir nie weh tun!"
„Hey, ist schon in Ordnung. Beruhig dich erst mal."
„Nein. Nein es ist nichts in Ordnung!", rief die rothaarige verzweifelt und redete dabei so schnell, dass Toni sie kaum verstehen konnte. Während sie sprach, liefen Cheryl unaufhörlich Tränen über die Wangen und sie lief unruhig im Raum auf und ab.
Dann ging sie mit großen Schritten auf ihre Freundin zu, nahm ihr Gesicht fest zwischen die Hände und legte mit geschlossenen Augen ihre Stirn an Tonis.
„Du hattest Recht damit, was du über Heather gesagt hast. Ich wollte so sehr glauben, dass sie noch immer diese Person ist, die damals als einzige für mich da war, dass ich nicht mal bemerkt habe, wie gemein sie zu allen war. Aber dann hat sie vorhin versucht mich zu küssen und.. Gott ich war so dämlich! Ich hätte niemals.."
„Warte mal, stopp", unterbrach Toni sie und griff nach den Handgelenken ihrer Freundin, um ihre Arme nach unten zu ziehen.
„Sie hat versucht dich zu küssen?", flüsterte sie dann wütend. Cheryl nickte und nahm ihre Hände.
„Ja, aber es ist nichts passiert! Das schwöre ich bei allem, was ich besitze. Ich hab sie sofort weg geschubst und gefragt, was der Scheiß soll. Liebling, bitte glaub mir. Ich würde dir sowas niemals antun, ich liebe dich mehr als mein Leben! Und es tut mir so, so unglaublich leid, dass ich nicht früher bemerkt habe, wie verletzt du warst."
Toni schloss wutentbrannt die Augen und spannte ihre Kiefermuskeln an, bevor sie Cheryl ernst ansah.
„Ich bringe sie um. Ich werde diese Bitch umbringen!", sagte sie entschlossen, bevor sie eilig an ihrer Freundin vorbei ging und die Tür mit so viel Schwung Aufriss, dass sie mit einem lauten Knall gegen die Wand prallte. Der pure Hass in ihrer Stimme jagte Cheryl einen Schauer über den Rücken und sie lief ihr eilig hinterher.
Toni war in einer beeindruckenden Geschwindigkeit am Fuß der Treppe angekommen und warf einen suchenden Blick in die Küche, bevor sie das Wohnzimmer betrat.
Auf einem der Sofas entdeckte sie Heather, die sich mit einem Bier in der Hand mit Reggie unterhielt und lachend den Kopf in den Nacken gelegt hatte.
Wutentbrannt lief Toni auf die blonde zu, packte sie am Kragen ihrer Jacke, zog sie nach oben und drückte sie grob an die nächstgelegene Wand.
„Was denkst du eigentlich wer du bist? Du versuchst meine Freundin zu küssen? Hast du das Interesse an deinem armseligen Leben verloren?", brüllte sie, wobei sie Heathers Oberkörper kurz ein Stück zu sich heran zog, bevor sie ihn erneut kraftvoll gegen die Wand presste.
„Sag mal, drehst du jetzt vollkommen durch?", fragte diese geschockt.
Um sie herum hatte sich eine Gruppe von Schaulustigen gebildet, die gespannt das Geschehen verfolgten. Auch Fangs und Sweetpea standen mit verschreckten Armen da, bereit, ihrer Serpent Schwester den Rücken zu stärken.
„Toni, bitte hör auf! Das bringt doch nichts!", rief Cheryl, die gerade hinter ihre Freundin getreten war und ihr eine Hand auf die Schulter legen wollte. Doch die angesprochene hob nur kurz die Hand, um sie daran zu hindern.
„Versuch jetzt bitte nicht, mich aufzuhalten, Babe. Ich möchte dir nicht weh tun", fauchte sie, ohne den Blick von Heather zu lösen.
„Du solltest dringend mal ein Antiaggressionstraining machen. Wobei, das ist bei euch Southsidern vermutlich sowieso zwecklos", gab diese fies grinsend zurück.
„Pass lieber auf was du sagst, Spoiled Girl", spuckte Sweetpea ihr wütend entgegen.
„Und nimm deinen Köter an die Leine, Topaz."
„Kommt schon, Leute. Beruhigt euch", schaltete sich Fangs ein und legte jeweils eine Hand auf die Schultern seiner beiden Freunde.
„Toni, lass es gut sein. Sie ist es nicht wert."
Das Serpent Mädchen drehte ihren Kopf leicht in seine Richtung und starrte Heather dann noch ein mal hasserfüllt an, bevor sie tief einatmende und sie grob von sich stieß.
„Verpiss dich bloß von hier", sagte sie bedrohlich, drehte sich um und ging anschließend auf ihre Freundin zu, die ihr besorgt die Hand entgegnen hielt.
„Denkst du wirklich, sie wird für immer bei dir bleiben? Irgendwann wird sie merken, dass sie etwas besseres verdient hat, als ein billiges Southside Mädchen ohne Zukunftsperspektive."
Toni hielt inne. Kopfschüttelnd sah sie zu Boden und lachte bitter, bevor sie sich schwungvoll umdrehte und Heather in der Bewegung eine schallende Ohrfeige verpasste. Sie ballte ihre Hand zur Faust und wollte brüllend auf die Blonde losgehen, doch Jughead warf beide Arme um ihren Oberkörper und zog sie zurück. Wütend wehrte sie sich gegen seinen Griff und schaffte es, sich zu befreien, nur um im nächsten Moment von Fangs abgefangen zu werden.
„Verdammt, beruhig dich, Topaz!", rief er außer Atem bei dem Versuch, sie still zu halten. Sie warf sich auch gegen seine Arme, gab aber auf, als sie nach ein paar Sekunden merkte, dass es aussichtslos war und holte ein paar mal tief Luft.
„Ist ja gut, man! Ich bin ruhig. Tiefentspannt. Du kannst mich jetzt los lassen", sagte sie dann. Fangs warf ihr einen letzten warnenden Blick zu, bevor er seinen Griff um sie löste. Toni streckte kurz die Arme aus, um ihre Lederjacke zu richten.
Währenddessen hielt Heather sich geschockt die gerötete Wange und sah das Serpent Mädchen mit purer Verachtung an.
„Was erlaubst du dir? Du dreckiges Gossenkind!", rief sie und zog ebenfalls auf. Doch bevor sie zuschlagen konnte, war Cheryl schnell vor Toni getreten und hatte das Handgelenk der blonden entschlossen in der Luft gepackt.
„Nie. Wieder", zischte sie wütend zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Nie wieder redest du so mit der Liebe meines Lebens."
Cheryl betonte jedes Wort genau und starrte Heather dabei bedrohlich in die Augen, bevor sie deren Arm kräftig nach unten stieß, gleichzeitig mit der anderen Hand ausholte und eine weitere Ohrfeige in dem Gesicht des Mädchens platzierte.
„Oh mein Gott, das ist einfach großartig! Mach sie fertig, Queen!", rief Kevin hinter ihr aufgeregt, wofür er von Josie einen festen Schlag gegen den Hinterkopf kassierte.
„Verschwinde von hier. Verschwinde aus Riverdale, verschwinde aus meinem Leben und wage es dir nicht, jemals wieder zurück zu kommen. Denn nächstes mal, das verspreche ich dir, wird niemand Toni zurück halten. Dafür werde ich höchstpersönlich sorgen."
Mit jedem Wort war Cheryl ein wenig näher an Heather heran getreten, welche ängstlich nach hinten auswich, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand prallte.
„Ich meine es ernst. Hau schon ab!", schrie die rothaarige wütend und schlug mit der Faust kräftig gegen die Mauer.
„Ihr seid doch alle geisteskrank", flüsterte Heather kopfschüttelnd, bevor sie sich unter Cheryls Arm hindurch bückte und schnellen Schrittes die Lodge Villa verließ.
Eine gespannte Stille legte sich über den Raum, als Cheryl tief durchatmete, sich anschließend umdrehte und vorsichtig auf Toni zuging, die grinsend mit verschränkten Armen und einer erhobenen Augenbraue dastand.
„Es tut mir so leid, Liebling", sagte die rothaarige schuldbewusst und senkte ihren Blick.
Toni legte lächelnd ihre Hände an die Hüften ihrer Freundin und zog sie zu einem verlangendem Kuss heran, bevor sie ihr Gesicht zwischen beide Hände nahm.
„Cheryl Blossom, du warst noch nie zuvor so verdammt sexy, wie gerade eben", grinste sie dann, bevor sie sie in eine feste Umarmung zog.
Kevin schrie freudig auf, legte beide Hände auf Josies Schultern und schüttelte sie aufgeregt, woraufhin auch die anderen Anwesenden in Jubel ausbrechen.
„Krasse Sache, Blossom! Wer hätte gedacht, dass du so austeilen kannst?", rief Sweetpea anerkennend.
„Ich wusste das schon..", murmelte Jughead grinsend.
Cheryl und Toni lachten leise, ohne sich jedoch voneinander zu lösen und die rothaarige lehnte glücklich ihre Stirn an die ihrer Freundin.
„Ich bin so glücklich, dass du mir verzeihst. Nie wieder werde ich dir so weh tun, versprochen. Ich liebe dich über alles", flüsterte sie mit geschlossenen Augen.
„Ich liebe dich auch, meine kleine Schlägerbraut", hauchte Toni zurück und lachte auf, als Cheryl ihr spielerisch gegen die Schulter boxte.
„Also, das nenne ich mal eine ereignisreiche Party", warf Veronica ein. „Wie wärs, wenn wir uns jetzt alle beruhigen und etwas trinken, bevor wir zum eigentlichen Anlass des Abends zurück kommen?"
Rufe der Zustimmung erfüllten den Raum und Archie lief schnell in die Eingangshalle, drehte die Musik lauter und kam dann grinsend und mit erhobenen Armen zurück in das Wohnzimmer.
„Lasst uns feiern!"

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Teil 38 y'all 🙌🏼
Ich habe mich wirklich sehr sehr beeilt, diesen Teil fertig zu bekommen, weil ihr alle komplett ausgerastet seid und ich es so cool fand, wie gespannt ihr auf den weiteren Verlauf der Geschichte wart.
Ich hoffe das Ergebnis gefällt euch und würde mich wie immer über eure Meinung freuen!
Gute Nacht, meine Lieben ♥️

Stay tuned for Part 39 🐍🍒

Shannon.

Choni ~ You Bring Out The Best In Me 🐍🍒Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt