Technically we are just two friends...

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Aufmerksam wie er war hatte Tom Louise aus dem Mantel geholfen und diesen über ihren Stuhl gehängt, den er für sie zurechtgerückt hatte bevor er sich mit dem Rücken zur Eingangstür, direkt neben sie setzte. Pete hatten den Beiden in windeseile zwei Flat Whites gebracht, denn Tom hatte sich ebenfalls von dem Genuss von Louises Stammgetränk überzeugen wollen.

"Is it okay for you, that I keep my hat on?" begann Tom nun das Gespräch, nachdem er einen Schluck des Kaffees genommen hatte.

Leise mokierte Louise diese Frage und erinnerte sich daran, wie Tom in Los Angeles mit seiner Krawatte rumhantiert hatte.

"But sure!" antwortete Louise und setzte ebenfalls ihre Lippen an das kleine Glas mit ihrem Lieblingsgetränk.

"Thank you, it may sound a little arrogant, but when I'm in New York, I like to keep myself a little in cognito, you know. Only if I am not doing a job." erklärte sich Tom und Louise verstand. Als weltberühmter Hollywoodschauspieler hatte man es sicherlich nicht leicht einfach mal so einen Kaffee mitten in Manhattan trinken zu gehen, ohne gleich von wildgewordenen Touristen überrannt zu werden. Womöglich hatte er sich gerade deswegen auch mit dem Rücken zum Schaufenster und zur Eingangstür gesetzt. Zumindest war diese Vermutung für Louise wahrscheinlicher, als dass er lieber in unmittelbarer Nähe zu ihr sitzen wollte.

"I totally understand that." Louises Stimme klang für einen kurzen Augenblick für sie wohl trauriger, als sie es vorhatte. Etwas verlegen stützte sie ihre Ellenbogen auf dem kleinen Tisch ab und umklammerte ihr Glas Kaffee mit beiden Händen.

"But it's so nice that you called..." stellte Louise fest und schaute den Briten ihr gegenüber an.

"Well it was about time..." entgegnete Tom, "I was thinking about calling you a lot, but I had so much stuff to do and to take care of, that it actually slipped my mind."

Tom griff sich an den Rahmen seiner Brille und richtete diese auf seiner Nase, als würde dies seiner Aussage mehr Ausdruck verleihen.

"I'm sorry..." Louise merkte, wie Tom ein wenig verlegen wurde. Ein Anblick, den sie von dem vielfältigen Gesicht noch nicht kannte. Aber sie war alles andere als böse oder enttäuscht, dass er sich nicht früher gemeldet hatte - wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie damit gar nicht gerechnet, dass er sich überhaupt melden würde und ihrem derzeit noch turbulenteren Job hatte sie in den letzten Wochen eh zu verdanken gehabt, dass sie gar nicht an Tom gedacht hatte.

"Don't apologize, it's fine - seems like we are both busy," gab Louise zu und setzte nochmal zu einem Schluck Wachmachersaft, "but you actually seem pretty exhausted yourself, kind of anxious?"

Seit sie sich gesetzt hatten, wirkte Tom trotz seiner sehr aufmerksamen und weiterhin sehr fröhlichen Natur, etwas nervös und ausgelaugt. Hektisch sah er sich immer wieder um, wenn er das Gefühl hatte, dass er nicht Louises volle Aufmerksamkeit hatte. Jedes Mal, wenn sich die Tür von Pete's Roastery öffnete, sank sein Kopf ein wenig in seine Schultern und sein Blick richtete sich auf den Tisch.

Toms Gesicht verfinsterte sich etwas beschämt, als er den Blick von Louise abwendete. Sein Lächeln wirkte nun ein wenig aufgesetzt, als würde er versuchen eine Fassade zu bewahren.

"Is everything okay?" fragte Louise nun vorsichtig nach, denn auch wenn sie sich noch kaum kannten, passte dieses Verhalten nicht zu ihm. Tom atmete hörbar aus.

"I don't want to bore and bother you with my kind of stuff..." stellte er fest und seine Augen verloren sichtlich an Glanz.

Ohne, dass sie es wollte, schmunzelte Louise. War sie noch diejenige, die in Los Angeles die Befürchtung hatte Tom mit ihrer Lebensgeschichte zu langweilen und zu belasten, hatte nun er Bedenken sie damit zu behelligen. Irgendwie war das zwischen den Beiden schon eine seltsame Situation, dachte Louise. Was führte das Schicksal bloß im Schilde? Ein normales Kennenlernen zweier Menschen, so wie es Hollywood einem vorspielte, war das ganz und gar nicht. Noch immer konnte sie sich nicht erklären, was für eine Kraft sie so zu ihm hinzog - wenn sich zumindest die Gelegenheit dazu anbot, dass das Schicksal sie zusammen führte.

If we meet again... [Wattys 2018 Longlist]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt