Chapter 8

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Am nächsten Morgen wachte ich für meine Verhältnisse extrem früh auf. Es war erst halb Sechs, als ich meine Augen aufschlug. Dabei sollte mein Wecker heute gar nicht klingeln, immerhin war es Sonntag.

Sonntag. Das bedeutete, die neue Ausgabe der Times würde heute erscheinen – vielleicht war die Aufregung der Grund, weshalb ich einfach nicht einschlafen konnte.

Seufzend rappelte ich mich schließlich nach einer Weile auf und griff nach zwei Keksen und einer Flasche Milch, die ich mir am Vorabend neben meinem Bett bereitgestellt hatte, so wie meine Ärztin es mir empfohlen hatte. Angeblich sollte es gegen diese morgendliche Übelkeit helfen, und ich musste zugeben, dass es das wirklich tat.

Schließlich duschte ich fast eine halbe Stunde lang und nahm mir Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. Ich merkte, dass ich die Zeit, bis ich zum Kiosk laufen würde, herauszögern wollte, solange es nur irgendwie möglich war.

Andererseits hatte ich das Gefühl, diesen Artikel so schnell wie nur irgendwie möglich lesen zu müssen. Ansonsten würde diese Aufregung niemals verschwinden.

Also zog ich mich an, schlüpfte in Schuhe und Jacke und verließ schließlich mein Apartment. Das nächste Kiosk hatte ich längst im Kopf, immerhin lebte ich nicht erst seit gestern hier.

Ich wusste genau, wohin ich gehen musste und die Times konnte man schließlich in allen nur erdenklichen Läden kaufen. Kioks, Supermärkten, Tabakläden und natürlich in Zeitschriftenläden.

Nervös fingerte ich an dem Zeitschriftenstand herum, was wohl ziemlich verdächtig aussehen musste, denn der Ladenbesitzer schielte immer wieder unauffällig in meine Richtung.

Als ich jedoch die richtige Zeitung gefunden hatte, bezahlte ich so schnell es mir nur irgendwie möglich war und verschwand wieder in meiner Wohnung – ohne eine Begrüßung oder eine Verabschiedung, obwohl der Zeitschriftenhändler ziemlich nett gewesen war.

Ich schloss die Tür hinter mir, lehnte mich mit dem Rücken an das massive Holz und stieß einen Seufzer aus, während ich die Augen schloss und versuchte, mich zu beruhigen. Mein Herz schlug schneller als ich es jemals für möglich gehalten hätte und ich hatte das Gefühl, mich vor Aufregung setzen zu müssen.

Weshalb war ich plötzlich so nervös?

Ich hatte die Zeitung noch keines Blickes gewürdigt, und um ehrlich zu sein hatte ich wirklich große Angst davor. Sie war noch zusammengerollt, und alles was ich erkennen konnte war der Schriftzug The Times. Und dass die Zeitung so hieß, war mir nun ja nicht neu.

Also legte ich sie auf den Tisch und warf zum aller ersten Mal einen Blick auf das Titelblatt. Und tatsächlich glaubte ich, danach eine ganze Weile vor Schreck die Luft angehalten zu haben.

Da war ein Foto von mir, und eines von Niall. Das konnte ich sehen, bevor ich die Schlagzeile überhaupt gelesen hatte.

Diese bestand aus der bloßen Frage, ob Niall Horan denn Vater werden würde – wie einfallsreich. Aber ich konnte mir vorstellen, dass es reichte, um das Herz von tausenden Mädchen für eine Sekunde aussetzen zu lassen. Sie würden die Zeitschrift kaufen und sie lesen, und das war immerhin das Ziel jeder Presseagentur.

Aber bevor ich mir noch länger Gedanken darüber machen konnte, blätterte ich die Zeitung bis zu dem Artikel durch und überflog ihn, Wort für Wort, Zeile für Zeile.

Währenddessen stiegen Tränen in mir auf, Wut staute sich in meinem Inneren an und ich spürte, wie mein Frust Satz für Satz größer wurde.

Die Geschichte, wie sie auf diesem Papier stand, war unter Garantie nicht wahr. So hatte ich sie mit Sicherheit niemandem erzählt, auch nicht diesem Journalisten, der offensichtlich dafür zuständig gewesen war, den Artikel zu veröffentlichen. Aber weshalb wunderte ich mich eigentlich? Man konnte reden soviel man wollte, am Ende schrieben Reporter doch ohnehin in die Magazine, was sich gut verkaufte.

In diesem Artikel stand, ich wäre eine Prostituierte gewesen, obwohl ich von Anfang an klar gestellt hatte, dass das nicht der Fall war, ganz im Gegenteil. Ich hatte mich bereits gesorgt, es zu oft unterstrichen zu haben.

Außerdem müsste ich laut diesem Artikel ziemlich verzweifelt gewesen sein, als ich am Mittwoch dort angerufen hatte.

Glaubte man den Worten dieses Reporters, wäre ich ein komplett anderer Mensch. Mehrmals hatte er betont, er wisse gar nicht, ob die Geschichte überhaupt stimmte und dass es genauso gut sein könnte, dass ich sie nur erfunden habe.

Jeder, der diesen Artikel lesen würde, würde mich für ein nach Aufmerksamkeit schreiendes Mädchen halten.

Würde ich diesen Artikel lesen, und nicht wissen, dass es in ihm über mich ging, würde ich mich selbst auch nicht in den Worten des Journalisten erkennen. Er zeichnete ein gänzlich falsches Bild von mir.

Entrüstet ließ ich die Zeitung auf den Tisch sinken und ich spürte, wie mir übel wurde. Richtig übel. Aber nicht so übel, dass ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Es war diese andere Art von Übelkeit, die jedes Mal dann auftauchte, wenn man zu aufgeregt war und vor Anspannung begann zu zittern.

Ich stützte meinen Kopf in meine Hände und erwartete, jeden Moment in Tränen auszubrechen, so wie ich es eigentlich ständig tat. Nur irgendwie konnte ich in diesem Moment nicht weinen, es gelant mir einfach nicht.

Ich wusste nicht, woran das lag, denn in letzter Zeit hatte ich noch nicht einmal einen Grund gebraucht, um richtig los zu heulen. Und nun, da ich einen Grund hatte, konnte ich nicht weinen, obwohl ich glaubte, dass es mir ganz gut getan hätte.

Stattdessen saß ich einfach nur kraftlos auf meinem Stuhl und fragte mich, wofür mich ganz London wohl halten musste, sobald mehr Menschen diesen Artikel gelesen hatten.

Und ich fragte mich, wofür Niall mich wohl halten musste, sollte er diesen Artikel jemals zu Gesicht bekommen. Vielleicht würde er nicht alles glauben, was dort geschrieben stand, immerhin hatte er mich bereits ein Stück weit kennengelernt, und immerhin hatte ich mich ihm nach nur zwei Stunden gänzlich hingegeben. Allerdings konnte ich mir gut vorstellen, dass er mich für ein ziemlich verzweifeltes Miststück halten musste, weil ich solche Dinge der Presse erzählte.

Ich wusste nicht, ob ich jemals die Gelegenheit bekommen würde, die ganze Sache richtig zu stellen. Für den Moment war alles, was ich tun konnte, zu hoffen. Und das war, was am meisten schmerzte. Dieses lähmende Gefühl der Machtlosigkeit gegen mein selbst verschuldetes Unglück.

Sharing the secret (Niall Horan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt