Das Garagentor fällt mit schwerem Schlag zu. Die Fahrrradfahrt war schwer zu ertragen. Der Wind ist mir stark entgegen gekommen. Regen wäre mir lieber gewesen. Dann hätte ich nicht darüber nachgedacht, ob ich weine.
Seitdem mein kleiner Bruder vor ein paar Wochen gestorben ist, weiß ich schon gar nicht mehr wann ich weine und wann nicht.
Ich hasse es jetzt noch mehr, wenn die Leute mich fragen, ob es mir gut geht. Mir ging es schon immer beschissen.
"Mein Bruder wurde überfahren. Er lief dem Ball hinterher auf die Straße hinaus. Ich hätte erst gar nicht mit ihm an der Straße spielen sollen und fühle mich für seinen Tod verantwortlich. Ja, es geht mir gut!"
Als ich zur Haustür ging, schaue ich über unseren Garten. Ich sehe mich mit meinen Bruder Ball spielen und wie wir lieben und lachen.
Und meinen Bruder höre ich, als ich den Ball mal wieder ins Gebüsch schieße: "Ich hole ihn schon!"
Doch auch wenn die Abendsonne ihre Strahlen durch die Bäume in den Garten schimmern lässt, spüre ich kein Leben mehr hier.
Nachdem ich ins Haus gegangen bin, ziehe ich schnell die Schuhe aus und verschwinde in mein Zimmer, bevor meine Eltern mich bemerkten. Seitdem am Essenstisch ein Stuhl frei ist, haben wir drei kein Wort gewechselt. Dieses Schweigen. Es macht mich wahnsinnig.
In meinem Zimmer angekommen, schließe ich meine Tür ab. Ich lege meine Tasche an den Schreibtisch und will mich schon schlafen legen. Heute war ein anstrengender Tag.
Als ich meine Jacke auszog, bemerke ich, dass die Schranktür meines Kleiderschranks leicht geöffnet ist. Vielleicht habe ich sie heute morgen nicht richtig geschlossen, weil ich es eilig hatte.
In der Ecke hinter meinen T-Shirts liegt der knallrote Ball meines Bruders. Ich wollte ihn behalten, benutze ihm aber nicht mehr. Zu Ehren meines Bruders.
Etwas Unheilvolles kommt über mich. Der Ball strahlt trotz der dunklen Ecke stark hervor. Ich nehme ihn die Hände. Der Ball riecht noch immer nachabgenutztem Plastik und nassem Rasen.
"Es tut mir Leid", schluchze ich.