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Ich wachte auf, als jemand leicht an meiner Schulter rüttelte. Murrend setzte ich mich wieder ordentlich hin und machte verschlafen die Augen auf. Unglaublich das diese Sitze hier so gemütlich waren.

„Endlich bist du wach”, ertönte eine warme Stimme neben mir und ich drehte mich nach rechts zum Gang hin. Varion stand lächelnd neben mir und hatte die Arme auf meine Sitzlehne abgestützt.
„Na gut geschlafen? Wir sind fast da, und es wäre unhöflich euch einfach im Bus zu lassen”, sagte er.
„Alles klar”, murmelte ich und wendete mich zu Emely, die eingerollt auf ihrem Sitz lag.

Bevor ich sie wecken konnte, hörte ich plötzlich eine helle Stimme durch den Bus rufen.
„Varion, komm endlich wieder her! Ich war noch nicht fertig mit Reden!"
Er seufzte kurz, ging zurück zu seinem Sitz und setzte sich neben ein Mädchen. Ich erkannte sie! Es war das Mädchen mit den langen dunkelblonden Haaren, die mich in der Klasse so unfreundlich angesehen hatte. Ich sah, wie Varion leise mit ihr sprach, sie aber nur verärgert antwortete.

„Das ist Jinnea. Sie ist eine Nymphe. Und ich sag dir eins, leg dich nicht mit ihr an, sonst kannst du dein Grab schaufeln gehen! Sie ist furchtbar”
Erschrocken drehte ich mich zu Emely und sah, dass sie mich mit hellwachen Blick ansah. Dann grinste sie und blickte kurz zum Fenster hinaus.
„Wir sind da!”, rief sie freudig und sprang von ihrem Sitz auf.
Ich konnte durch die Fenster erkennen, dass alle Busse hintereinander auf einem kleinen Schotterplatz eintrudelten. Etwas verwirrt stellte ich fest, dass wir hier mitten im Nirgendwo waren.

Emely schob mich in den Gang, wo ich ein paar anderen Schülern aus der Klasse auswich, die sich durchdrängelten. Irgendwie war die Stimmung plötzlich um einiges besser geworden. Die Schüler lachten und unterhielten sich lautstark.

Als wir draußen waren, hüpfte Emely zu ein paar anderen Mädchen.
Auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und zuckte kurz zusammen. Ich drehte mich um und Varion stand hinter mir.
„Wir müssen noch ein wenig laufen, bis wir da sind. Das hier ist kein gewöhnlicher Wald, weswegen die Busse auch nicht weiterfahren", sagte er und zeigte auf ein paar runde weiße Steine, die am Weganfang lagen. Ich blickte ihn auffordernd an. Seine Erzählung konnte unmöglich hier beendet sein. Tatsächlich fuhr er fort.
„Sobald wir die Grenze überschritten haben, die mit den weißen Steinen markiert ist, wirst du unsere wahren Formen sehen”

Ah ja, dass war also der entscheidende Teil, wo ich endlich herausfand, ob das hier alles ein Witz war.
„Ähm, sehen hier manche dann...schlimm aus oder so?”, fragte ich vorsichtig, und auch ein wenig skeptisch.
„Schlimm würde ich nicht sagen. Die meisten verändern sich gar nicht so sehr. Nur an die Naga musst du dich gewöhnen. Sie haben immerhin einen Schlangenunterkörper”
Bei diesem Gedanken wurde mir ein klein wenig schlecht. Einen Schlangenunterkörper? Wie konnten sich die normalen Beine bitte so verändern? Das konnte ich mir nicht erklären. Außerdem mochte ich Schlangen gar nicht.

Ich musste wohl ein wenig verloren ausgesehen haben, denn auf einmal nahm Varion meine Hand und zog mich leicht mit zur Gruppe, die schon halb auf dem Weg war. Ich bemerkte, dass seine Hand leicht zitterte. ,,Ist alles in Ordnung?"
Er sah mich erschrocken an und ließ meine Hand los. ,,J..ja tut mir leid. Ich vertrage Bus fahren nicht so"
Ob das wirklich die Wahrheit war? Er sah nicht so aus als würde es ihm sehr schlecht gehen. Vielleicht hatte es etwas mit dieser Jinnea zu tun.

Obwohl schon einige meiner Mitschüler die Grenze überschritten hatten, sahen sie immer noch komplett normal aus. Ich wurde zunehmend nervöser. Das hier war doch alles geplant oder? Gleich würden alle auf mich zurennen und lachen, wie dumm und leichtgläubig ich doch war.

Das Einzige was mich von dieser Vorstellung noch ein wenig aufhielt, war dass ich Varion und Emely vertraute... obwohl ich sie eigentlich noch nicht sonderlich lange kannte. Aber alle anderen kannte ich noch weniger.

Wir näherten uns dem Weg und blieben noch einmal stehen.
Die anderen Klassen standen immer noch vor den Bussen herum. Anscheinend gingen die einzelnen Klassen getrennt und in größeren Abständen.

„Bereit?”, fragte Varion auf einmal, und sah mich lächelnd an. Ich nickte leicht und wir überschritten gemeinsam die Grenze.

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