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Das Erste was ich empfand, war Schock.
Das lag aber an einem ganz anderem Grund, als ich erwartet hätte. Sobald wir die "Grenze" überschritten hatten, hörte ich ein „Aus dem Weg!", und Hannes knallte in mich rein, sodass ich stolperte und fast hinfiel. ,,Alles okay?", fragte Varion besorgt. Ich nickte genervt, dieser Hannes kotzte mich an.

Ich drehte mich zu Varion und als ich ihn ansah, bekam ich den zweiten kleinen Schock. Er musste meinen Blick wohl bemerkt haben, denn er schmunzelte leicht.
„Was denn? Dachtest du wirklich ich würde aussehen wie ein Monster?", fragte er. Ich schüttelte verwirrt den Kopf. Einerseits wurde mein Weltbild gerade etwas zerstört, andererseits war ich froh, dass das hier alles doch kein Witz war.

Wir gingen den Weg durch den Wald entlang, und ich versuchte mich, auf alles mögliche zu konzentrieren, nur nicht auf ihn. Klappte leider nicht so gut. Ich starrte immer wieder nach links. Es war nicht so, dass er sich großartig verändert hatte. Seine blonden Haare waren etwas länger geworden und seine Augen hatten ein intensives grün angenommen. Nicht zu vergessen die spitzen Ohren. Ich musste einfach immer wieder hinstarren, wahrscheinlich würde das jeder machen, der in meiner Situation war. Er war noch viel hübscher geworden, wie auch immer das möglich war. Elfen hatten es wirklich gut.

,,Wir sollten uns etwas beeilen, wir sind ziemlich zurückgefallen", sagte er und lief um einiges schneller.

Ausdauer war noch nie wirklich mein Ding gewesen. Eigentlich liebte ich Sport, aber besonders längeres Rennen oder Laufen machte mir immer etwas zu schaffen. Trotzdem hatte es mir irgendwo Spaß gemacht, schließlich hatte ich immer meine Freunde an meiner Seite. Und jetzt konnte ich sie nicht mal mehr kontaktieren. Aber was sollte ich schon sagen? Das ich mir jetzt mit einem Elfen das Zimmer teilte und mit halben Schlangen in eine Klasse ging? Sie würden mich für verrückt erklären.
Meine Gedanken wurden durch einen erneuten leicht schmerzhaften Zusammenstoß unterbrochen.
Emely rieb sich mit verzogenem Gesicht den Hinterkopf, ich war wohl total in sie reingelaufen.

„Aua", murmelte sie. Ich entschuldigte mich und sie begann wieder, mich freundlich anzulächeln.
„Tut mir leid, dass ich dich vorhin allein gelassen habe. Ich habe dich nach ein paar Minuten nochmal gesucht, aber du warst nicht mehr da", sagte sie schuldbewusst.
„Alles okay, du musst ja nicht immer auf mich aufpassen"
Suchend sah ich mich nach Varion um, aber er lief schon vorne bei der Klasse mit.

Emely und ich gingen zusammen weiter und unterhielten uns über alles Mögliche, sie war echt eine wirklich liebe Person. Wenn auch etwas anstrengend.
Im Übrigen fiel mir auf, dass sie sich überhaupt nicht verändert hatte. Um ehrlich zu sein beruhigte mich das ein wenig, denn ich musste mich nicht nochmal an ein neues Aussehen gewöhnen.
Und ich hatte mich im Übrigen auch nicht verändert. ,,Emely, wieso sehe ich nicht anders aus? Ich glaube kaum das ich ein Magier bin, trotzdem sehe ich aus wie vorher"
,,Das ist normal!", erwiderte Emely fröhlich. ,,Bei vielen entwickelt sich das Aussehen erst später, nämlich wenn die Kräfte erwachen. Manchmal erwachen sie schon als Kind, manchmal als Jugendlicher"
Oder ich war einfach ein normaler Mensch. Und es gab nichts zum Erwachen.

Ich begann, mich unsicher umzusehen, denn fast alle Schüler hatten jetzt ein neues, gewöhnungsbedürftiges Aussehen. Emely und ich hielten uns hinten an der Gruppe, und ich begann so gut wie jeden Schüler gründlich zu inspizieren. Manche hatten sich gar nicht verändert, andere nur ein wenig, und ein paar weitere stark, wie die Seirenen. Ihre Hautfarbe hatte einen ungesunden gräulichen Farbstich angenommen, ihre Augen waren gelb und ihre Zähne spitz. In den Geschichten wurden sie immer als wunderschön beschrieben...
Am meisten setzten mir aber die Naga zu. Sie hatten den Unterkörper einer Schlange, und ich vermied es sie anzusehen. Mir wurde immer wieder ein wenig übel, wenn ich sah, wie seltsam sie sich fortbewegten...

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